Bankenchronik

11. Februar 2009 bis 23. Februar 2009

Via Wandelanleihe will die US-amerikanische Berkshire-Hathaway-Gruppe hinter Warren Buffett dem schweizerischen Rückversicherer Swiss Re drei Milliarden Schweizer Franken zum Jahreszins von zwölf Prozent zur Verfügung stellen. Der Kredit soll frühestens in drei Jahren in 120 Millionen Aktien zum Preis von 25 Schweizer Franken getauscht werden können. Unter Hinzurechnung des Drei-Pro-zent-Pakets, mit denen sich Buffett bereits im Januar 2008 an dem Unternehmen beteiligt hatte, könnte der Anteil des US- Milliardärs damit Anfang 2012 auf über 20 Prozent steigen. Der Finanzinvestor selbst habe sich derweil verpflichtet, keinen Anspruch auf einen Sitz im Verwaltungsrat zu erheben und seine Aktienstimmen in den Hauptversammlungen neutral einzusetzen. Auch den anderen Aktionären will der Rückversicherer die Möglichkeit geben, an einer Kapitalerhöhung teilzunehmen. Dazu sollen weitere Aktien im Wert von zwei Milliarden Schweizer Franken ausgegeben werden. Die Summe von fünf Milliarden Schweizer Franken entspricht rund einem Fünftel des derzeit vorhanden Kapitals.

Einen neuen Indikator für den Finanzplatz des Rhein-Main-Gebietes hat die Frankfurt School of Finance in Form des sogenannten Finanzbarometers vorgestellt. Im Gegensatz zum bestehenden Finanzindex des Center for Financial Studies, welcher nur die Stimmungslage erfasst, werden für den neuen Barometer umfassende Datensätze ausgewertet. So werden 24 Einzelindiktoren herangezogen, welche die Entwicklung von Standortfaktoren, Bildung und Beschäftigung, die Internationalisierung der regionalen Finanzmärkte, die Stabilität des Bankensystems und die Performance des Finanzsektors in der Region darstellen sollen. Der Indikator ist rückwirkend per Januar 2004 auf 100 indexiert. Der Stand des Finanzbarometers per Ende 2008 soll im März dieses Jahres bekannt gegeben werden.

Die VWD Vereinigte Wirtschaftsdienste AG, Frankfurt am Main, hat sich vertraglich verpflichtet, im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 51 Prozent an der European Derivatives Group (EDG) zu übernehmen. Die Unternehmensgruppe, die aus der EDG AG mit Sitz bei München, der European Derivatives Group AG in St. Gallen und der European Derivatives Academy AG in Frankfurt am Main besteht, bietet Ratings, quantitative Analysen sowie Weiterbildungsprogramme für strukturierte Finanzprodukte an.

Die Aktionäre des belgischen Allfinanzdienstleisters Fortis haben den geplanten Verkauf der Fortis Bank an die französische BNP Paribas abgelehnt. Damit ist die Veräußerung von Geschäftsteilen an den belgischen und den niederländischen Staat mit knapper Mehrheit gestoppt. Auch der an die Beschlüsse gekoppelte Weiterverkauf der Anteile der belgischen Regierung von 75 Prozent des belgischen Banken- und zehn Prozent des Versicherungsgeschäfts an die BNP Paribas ist damit hinfällig.

Nachdem irische Banken bereits im vergangenen Jahr mit einer unbegrenzten Garantie für ihre Kundeneinlagen versehen worden waren, hat die irische Regierung neue Maßnahmen zur Stützung des Bankensystems verabschiedet. So werden weitere sieben Milliarden Euro an neuem Kapital zu gleichen Teilen auf die zwei führenden Kreditinstitute des Landes, Allied Irish Banks und Bank of Ireland, verteilt.

Die Kapitalhilfen über je 3,5 Milliarden Euro werden als stimmrechtsloses Vorzugskapital eingezahlt, das mit acht Prozent Rendite bedient werden muss. Zudem ist die Transaktion mit der Ausgabe von Optionsscheinen verbunden, die dem Staat eine Beteiligung von jeweils 25 Prozent an den beiden Häusern möglich machen könnte.

Die Volkswagen Bank GmbH, Braunschweig, hat einen Garantierahmen für die Refinanzierung von Autokrediten von bis zu 2,0 Mrd. Euro vom Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) erhalten. Bei der Garantieübernahme handelt es sich um die schwächste Form der Unterstützung durch den SoFFin, hebt das Institut hervor. Mit dem Garantierahmen für die Refinanzierung sind keine staatlichen Eigenkapitalhilfen für die Bank verbunden.

Eine Neuordnung der Geschäfts- und Beteiligungsaktivitäten der Bankengruppe haben die Eigentümer der Privatbank Sal. Oppenheim jr. & Cie., Köln, beschlossen. Zukünftig sollen Industriebeteiligungen in einer neu gegründeten, eigenständigen, mit der Bank nicht verbundenen Holdingstruktur geführt werden. Die Finanzierung werde vollständig von den Familienaktionären übernommen und erfolge unabhängig von der bereits durchgeführten Kapitalerhöhung um 200 Millionen Euro für die Luxemburger Sal. Oppenheim jr. & Cie. S. C. A.. Zum Beteiligungsportfolio gehören zunächst die bisherigen Bankbeteiligungen an den börsennotierten Unternehmen Arcandor AG und IVG Immobilien AG. Darüber hinaus wird die zum Jahreswechsel neu gegründete Sal. Oppenheim Private Equity Partners GmbH integriert.

Die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve hat ein langfristiges Inflationsziel eingeführt. Angestrebt werde eine langfristige Preissteigerungsrate von zwei Prozent. Das Vorhaben wird im Rahmen weiterer Bemühungen umgesetzt, die Fed im Hinblick auf ihre Kommunikation transparenter zu machen.

Einen Gesetzesentwurf zur weiteren Stabilisierung des Finanzmarkts hat das Bundeskabinett auf den Weg gebracht. Dieser schließt die Möglichkeit ein, in letzter Konsequenz Aktionäre zu enteignen. Die Möglichkeiten des Gesetzes, die nur bis zum 31. Oktober 2009 gelten, sollen nur für die Hypo Real Estate AG, München, Anwendung finden, heißt es vom Bundesfinanzministerium. Darüber hinaus wurden die Bundesressorts Justiz und Wirtschaft damit beauftragt, ein Restrukturierungsmodell unterhalb der Schwelle der Enteignung zu entwickeln. Außerdem wurden die Möglichkeiten des Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin) zu Unterstützung von Finanzinstituten erweitert. So kann die Dauer von Garantien künftig 60 Monate betragen.

Die Schweizer Vontobel-Gruppe hat von der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn, die Vollbanklizenz für ihr Deutschlandgeschäft erhalten und will im Frühjahr ihre operative Tätigkeit aufnehmen. Die Bank Vontobel Europe AG mit Sitz in München wird eine Tochtergesellschaft der in der Schweiz börsennotierten Vontobel Holding AG sein. Sie ist mit einem Aktienkapital von 50 Millionen Euro ausgestattet und soll rund 50 Mitarbeitende beschäftigen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X