Gespräch des Tages

Bankenaufsicht II - Stilfragen

"Die Manipulationsvorwürfe haben eine Branche in Verruf gebracht, deren Ansehen ohnehin lädiert war, die aber wie kaum eine andere darauf angewiesen ist, dass man ihr vertraut. Umfassende Regulierung und wirksame Kontrolle werden helfen, dieses Vertrauen wieder aufzubauen." So drückte die BaFin-Chefin Elke König einerseits ihre Empörung, gleichzeitig aber auch den deutlich härteren Anspruch an die Regeln, aber auch die Aufsichtsbehörden selbst auf dem Neujahrsempfang ihres Hauses aus.

Mit Blick auf das Image der Branche und auch das hehre Ziel der Finanzstabilität muss eine Aufsichtsbehörde solchen Vorgängen nach gehen und gegebenenfalls auch deutliche Worte sprechen. Gegen einen gewissen rauen Umgangston zwischen Aufseher und Beaufsichtigtem ist zwar per se nichts einzuwenden. Und allzu große Harmonie und Einigkeit würde eher verdächtig denn glaubhaft wirken, sind die Interessenlagen doch mitunter eher unterschiedlicher Natur. Schwierig wird es allerdings dann, wenn solche Dinge nicht hinter verschlossenen Türen, sondern in breiter Öffentlichkeit diskutiert werden.

Schlechtestes Beispiel ist der andauernde Schlagabtausch zwischen der Führungsspitze der Deutschen Bank und der BaFin um die Aufseherin und Abteilungsleiterin Frauke Menke. Bereits 2012 gab es zum ersten Mal Unstimmigkeiten, als Menke dem Amerikaner William Broeksmit die Ernennung zum neuen Risikovorstand des Instituts mit der Begründung verweigerte, Broeksmit habe zu wenig Führungserfahrung - ein deftiger Schuss vor den Bug des neuen Führungsduos Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Von da an war klar, dass aus dieser Beziehung keine große Liebe mehr werden kann. Auch an anderen Stellen hat Menke immer wieder unter Beweis gestellt, wie sie Aufsicht interpretiert: Deutlich, streng, fordernd, eben ungemütlich mit einem mitunter sehr rauen Ton. Das macht bei all den Beaufsichtigten sicherlich nicht beliebt.

Was in den vergangenen Wochen abläuft, schadet allerdings allen Beteiligten mehr als es nutzt. Es ist weder der Reputation der Deutschen Bank noch der BaFin zuträglich, wenn harsche Formulierungen aus Briefen an die Öffentlichkeit gelangen, wenn die Führungsspitze dies mit Verweis auf den Namen der Aufseherin kritisiert, gar Dinge wie eine Hetzjagd vermutet oder mehr oder weniger laut von "kriminellem Verhalten" spricht. Fakt ist: Die Deutsche Bank ist kein Waisenknabe und das Führungsduo Jain/Fitschen offensichtlich keineswegs so gefestigt, wie es das eigentlich sein sollte. Dafür wird zu viel nach außen durchgestochen - auch vonseiten der Deutschen Bank, von wem auch immer. Doch auch eine Aufsichtsbehörde sollte sich bei allem Unmut über vermeintliches Fehlverhalten einzelner oder einer ganzen Abteilung beziehungsweise eines ganzen Hauses an belastbares Material und die erprobten Spielregeln halten. Es stünde allen Seiten etwas mehr Gelassenheit und ein besserer Umgangston gut zu Gesicht, im eigenen Interesse wie in dem einer gesamten Branche. Sonst wird es viele Verlierer geben. Und das kann auch Elke König nicht gefallen, die diesem Treiben sicherlich nicht unendlich lange tatenlos zusehen wird.

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