Fragen an Klaus-Peter Bruns

"Die Bankkunden schließen ihre Geschäfte ab, wo sie gerade sind"

In welchen Geschäftsfeldern stufen Sie die Qualität der Rechenzentren als besonders wichtigen Wettbewerbsfaktor ein?

Es gibt inzwischen fast keinen Bereich im Bankensektor, in dem die IT keine wesentliche Rolle spielt. Wir sehen uns daher verantwortlich, unsere Institute insgesamt zu stärken und ihnen ein umfassendes Paket an Leistungen anzubieten. Einen Aspekt möchte ich dennoch herausgreifen: Bankkunden werden künftig die Nähe zur Bank nicht nur an der Entfernung zur nächsten Filiale festmachen, sondern an der Frage, ob die Bank über alle Kanäle leicht erreichbar ist. Hier sehen wir eine Herausforderung, und hier entwickeln wir Hand in Hand mit den Partnern in der genossenschaftlichen Finanzgruppe innovative Lösungen.

Aber auch die zunehmende Regulierung durch nationale und internationale Gesetze, Vorgaben der Bankenaufsicht und des Verbraucherschutzes gilt es, in der Informationstechnologie für Banken abzubilden, erhöhen sie doch rapide den Anteil nicht wertschöpfender Tätigkeiten in den Instituten. Damit werden wir uns weiter befassen müssen, um IT-Lösungen zu entwickeln, die die regulatorischen und risikoorientierten Anforderungen einfach und kapazitätsschonend für die Volksbanken und Raiffeisenbanken umsetzen.

In der (genossenschaftlichen) Kreditwirtschaft wird immer wieder die Bedeutung des Online-Abschlusses von Bankgeschäften betont. Wie weit ist Ihr Haus an dieser Stelle?

Unsere Volksbanken und Raiffeisenbanken bieten bereits eine breite Produktpalette online an. Die wichtigsten bankeigenen Produkte, aber auch Angebote der Unternehmen der genossenschaftlichen Finanzgruppe können von Bankkunden über das Internet so abgeschlossen werden, dass in der Bank keine weiteren Nacharbeiten mehr erforderlich sind. Bei komplexen Produkten kann der Kunde eine Selbstberatung online durchführen und dann unmittelbar einen Termin mit seinem Berater vereinbaren. Die künftigen Lösungen unterscheiden dabei nicht mehr zwischen Filiale, Internet, SB-Gerät oder Smartphone: Unsere Kunden schließen dort ihre Geschäfte ab, wo sie gerade sind. Und genau dafür engagieren wir uns gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie den Partnern der Finanzgruppe im genossenschaftlichen Großprojekt "Web-Erfolg". Das Feedback unserer Kunden zu den ersten Lösungen aus diesem Projekt stimmt uns dabei sehr zuversichtlich.

Welchen Aufwand verursacht das Einpflegen von regulatorischen Themen, steuerlichen Vorschriften und Vorgaben zum Verbraucherschutz in die Beratungstools Ihres Hauses?

Die Umsetzung regulatorischer Vorgaben beansprucht schon immer einen nennenswerten Anteil unserer Entwicklungsbudgets. Wir versuchen natürlich, diesen Anteil möglichst gering zu halten, zum Beispiel durch eine flexible Softwarearchitektur, die es uns ermöglicht, solche Themen ressourcenschonend und termingerecht umzusetzen. Mit einer flexiblen Architektur und einem leistungsstarken Entwicklungsteam ist das machbar, auch wenn es durchaus erheblich Kraft kostet.

Welche Anliegen an Ihr Haus sind derzeit den angeschlossenen Volksund Raiffeisenbanken besonders wichtig?

Die VR-Banken erwarten von uns, dass wir sie am Markt stark machen. Da gibt es zwei Stoßrichtungen: Zum einen haben wir die Bankkunden klar im Fokus und ermöglichen mit unseren Lösungen die Interaktion über alle Kanäle hinweg. Denn Kunde und Bank sollen auch über die neuen Kommunikationswege und Netzwerke viel enger zusammenrücken - unabhängig von Zeit und Ort. Auf der anderen Seite erwarten unsere Häuser eine optimale Abwicklung der Geschäfte mit intelligenten, weitestgehend automatischen Prozessen und eine dazugehörige technische Infrastruktur. Das erhöht Effizienz und Qualität in jedem einzelnen Institut. Und schließlich entlasten wir die Kunden nahezu vollständig von der eigenen IT, indem wir die Dienste und Lösungen zentral aus unserem Rechenzentrum bereitstellen, vergleichbar mit einer "Private Cloud". Der Übergang ist nicht einfach, aber das Ergebnis lohnt sich!

Sehen Sie die Kreditwirtschaft durch Technikanbieter aus anderen Branchen bedroht? Wenn ja, in welchen Geschäftsfeldern?

Natürlich erweitern und prägen die so genannten Non- oder Nearbanks seit Jahren schon den Wettbewerb. War die Finanzdienstleistungsbranche früher eher von Banken und Versicherungen geprägt, so warten heute die unterschiedlichsten Unternehmen mit einem erweiterten Finanzdienstleistungsangebot auf. Diesem Wettbewerb muss sich auch unsere Bankengruppe stellen - von einer Bedrohung allerdings sprechen wir dabei nicht. Wir sehen darin vielmehr eine Herausforderung, weitere Innovationen zu entwickeln und unsere Banken auch für diesen Wettbewerb zu stärken. Allein in diesem Jahr haben wir eine Reihe von Lösungen in den Markt gebracht, die unseren Kunden klare Vorteile in ihrem Geschäft bieten.

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