Gespräch des Tages

Bayerische Landesbank - Mea maxima culpa

Ob es an der späten Einsicht liegt, an weihnachtlicher Demut oder einer gewissen Zukunftsangst, weil nun mit der Wintersonnenwende das Licht immer heller wird: Ganz Bayern hallt dieser Tage wider von so selten gehörtem Populärlatein. "Mea culpa, mea maxima culpa", singt eine Parteispitze zwar nicht gleich im Chor, aber allem Eindruck nach doch ziemlich abgestimmt. Der alte Ministerpräsident und der alte Finanzminister, der Interimsministerpräsident und der Interimsparteivorsitzende, ja sogar die in der Jetztzeit überkommenen Mandatsträger äußern persönliche Erschütterung über die bayerischen Verluste bei einer österreichischen Bank. Aber - es müssten die politischen Aufseher der Bayerischen Landesbank ja keine wohlgeübten Vertreter öffentlicher Belange sein, wenn ihr Schuldanerkenntnis ein vollständiges wäre. Man habe, so fügt ein jeder flugs seinem öffentlichen Bedauern hinzu, "damals" 2007 doch wirklich an die große Chance geglaubt, über die zur Hypo Group Alpe Adria mutierte Kärntner Landesbank endlich, endlich in und über die Grenzen der Sissy-Monarchie hinauszuwachsen.

Dem ist, aus dem überlegenen Wissen des Jahres 2009, nur mit einem "Leider" zuzustimmen. Denn das auch in dieser Zeitschrift mindestens alle 14 Tage bezweifelte "Geschäftsmodell" der deutschen Landesbanken ist im Grunde überall von einer derartigen regionalen und auch nationalen Hoffnungslosigkeit bedrückt gewesen, dass allein eine expansive Grenzenlosigkeit nach richtiger Zukunft aussah. Und warum sollte nicht eine Landesbank das gleiche im Sparkassenwesen machen können, wie die Deutsche Leasing, die Hans-Michael Heitmüller weit über das "Sparkassenleasing" hinaus in die Internationalität (Gott schütze sie! ) trieb? Aber die Landesbanken, ach, wie schlau sind wir heute, überschätzten ihre intellektuellen und materiellen Ressourcen für diese Art von Fremdgeschäft eben gewaltig. Sie hatten Gorbatschows "Wer zu spät kommt, den bestraft ..." überhört und das Problem der deutschen Kolonialpolitik des 19. Jahrhunderts überlesen. So richtig etwas Gutes war längst bei anderen Leuten. Die Hypo Alpe Adria war nichts wirklich Feines. Aber barg sie denn nicht die Aussicht, durch bestes Münchener Management schnell dazu zu werden? Gewiss und nicht zu Unrecht hat man das erwartet, allemal und besonders im Verwaltungsrat.

Diese Gutgläubigkeit kostete bekanntlich Stück für Stück gutes, bayerisches Geld. 1,725 Milliarden Euro für die Mehrheit, 440 Millionen und noch einmal 700 Millionen für Kapitalerhöhungen, 300 Millionen als Ergänzungskapital und noch einmal 525 Millionen an Krediten - macht die von der Landtagsopposition wieder und wieder zitierten 3,69 Milliarden Euro Verlust. Abzuschreiben sollen davon 2,3 Milliarden Euro sein. 3,075 Milliarden Euro an Liquiditätslinien sollen von Österreich garantiert sein. Wie viel Untreue im Detail, wie viel Betrug gar, wie viel Schlamperei bei der Buch- und Risikoprüfung dem Übernehmer oder der Übernommenen im Nachhinein anzulasten sein werden, mag "politisch" interessant sein. Materiell wird es sich an der Bedeutungslosigkeit entlangbewegen.

Alle Landesbanken, auch dies steht unentwegt in "Kreditwesen" wie anderswo, leiden unter "ihren" Ministern oder haben darunter gelitten. Und sie tun dies ganz besonders da, wo die Ministerpräsidenten sich wie Duodez-Fürsten im späten Merkantilismus üben. Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und allen voran Bayern haben "ihre" Landesbanken immer und immer wieder zu Symbolen ihrer Macht bis hin zu vermeintlicher Weltgeltung machen wollen - weit über verständliche Standortpolitik hinaus. Deshalb ist das Unglück der Landesbanken in hohem Maße ein politischer Systemfehler, der durch ein paar persönliche Schuldgeständnisse keineswegs aufgehoben wird. Aber auch die Sparkassen als Miteigentümer trifft die Verantwortung voll, wenn jetzt erst durch Brüssel die endlos diskutierte "Bereinigung" greifen muss.

Die bayerische Bankenkrise, die in einer Kette von der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank über die Bayerische Vereinsbank/Unicredito, über HRE zur Landesbank läuft, wird in München als Haus- und Heiminstitut allein die Sparkasse übriglassen. Der stete "höchstpolitische" Einfluss auf das bayerische Bankwesen sollte damit endlich nur noch als miserables Exempel in nützlicher Erinnerung bleiben. K.O.

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