Gespräch des Tages

Private Banken II - München ohne Bank

Schön war der Name nie. Er roch von Anfang an nach Notbehelf und Kunstprodukt. Und trotzdem - wenn die Hypovereinsbank künftig Unicredit heißen soll, verschwindet neuerlich ein Stück vom Glanz der alten bayerisch-münchnerischen Bankenherrlichkeit. Die "Landeshauptstadt" ist nie ein "Finanzzentrum" gewesen, noch weniger als Hamburg oder Düsseldorf und schon gar nicht wie das von spürbarer Internationalität geprägte Frankfurt. Aber wie sich einst an der Isar die "evangelische" Bayerische Vereinsbank und die "katholische" Bayerische Hypotheken- und Wechselbank kraftvoll belauerten, wie die Bayerische Staatsbank als Geschäftsbank sui generis im Bankenviertel wahrlich residierte, wie die großen und kleinen Privatbankhäuser von Merck Finck über Neuvians, Reuschel & Co, Lenz oder Aufhäuser bis hin zu den emsigen Hypothekariern von Südboden und Handelsbank das "Bavarian Banking" lebten, das war schon bemerkenswert über München hinaus. Denn natürlich hatten auch die D-Banken, also die Deutsche, die Dresdner, die Commerzbank und die BfG ihre großen Filialdirektionen in der Stadt, gelegentlich sogar mit Vorstandsmitgliedern beehrt.

Bis sich die Öffentlich-Rechtlichen, die etwas spät unter anderem aus der Gemeindebank hervorgegangene Bayerische Landesbank, die Stadt- und die Kreissparkasse, die Förderbanken des Freistaats und dann auch die lange heftig verfeindeten Kreditgenossenschaften einschließlich ihrer Zentralbanken in das bayerische Bankenleben hineinschoben, hat gedauert. Münchens Kreditwirtschaft war privat dominiert. Warum vor allem die beiden großen bayerischen Privatbanken, die Hypo und die BV, trotz sehr guter Ausgangspositionen nicht angemessen und kontinuierlich wachsen mochten, sondern sich sprunghaft und bedeutungssüchtig in vermeintlich größere Welten stürzen mussten - vielleicht werden die Bankhistoriker dafür inzwischen mehr bayerisch-menschlichen Ehrgeiz denn sachliche Notwendigkeiten ausgemacht haben.

Auf besonders gutem Wege schien zunächst die Vereinsbank mit ihren geschickten Zukäufen überall in Deutschland und dann vor allem in Österreich und Osteuropa. Die "Bank der Regionen", der "Superregional" erfuhr mit ihr durchaus eine Glanzzeit. Die Bayernhypo war weniger glücklich. Ihre Industriepolitik beanspruchte ihre Ressourcen übermäßig. Ihr Kreditgeschäft wurde schnell zunehmend risikoreicher. Die endliche Fusion der beiden bayerischen Branchenführer ist mitnichten eine glückliche gewesen. Da hat der Druck der Staatsregierung ("Wir brauchen eine Großbank") und des Großaktionärs (natürlich in München die Allianz) eine unheilvolle, weil beschwichtigende Rolle gespielt. Die Hypo hätte geschlossen gehört wie heute die Dresdner. Möge sich die Commerzbank nicht so verschlucken, wie die Vereinsbank es durch ihren "Merger of Equals" getan hat.

Vielleicht aber hat die Hypovereinsbank mit ihrer speziellen Krise nur das Pech gehabt, nicht Teil einer ganz großen, allgemeinen Finanzkrise gewesen zu sein. Denn in derselbigen heute hätte man sie wahrscheinlich einfach zum "systemischen Risiko" erklärt und von Staats wegen erhalten. Immerhin ist genau dieses ja nun ihrem einstigen Ableger Hypo Real Estate gelungen. Dass die regierenden Italiener das Wort "Hypo" in einem Banknamen jetzt überhaupt nicht mehr als schön empfinden, ist sehr verständlich. Ob die Kunden sich noch darum kümmern? Sie müssen es nicht. Mindestens nicht, solange es noch die Sparkasse gibt.

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