Gespräch des Tages

Großbanken II Der Deutsche-Bank-Jäger Nr. 1

Gut zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass sich eine Bank aus München angriffslustig zum "Jäger Nr. 1 der Deutschen Bank" ausgerufen hat. An ehrgeizigen Zielen mangelte es der aus der Fusion der feinen alten Bayerischen Vereinsbank und der nicht minder feinen und alten Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank hervorgegangenen Hypovereinsbank wahrlich nicht. Das, was Albrecht Schmidt seinerzeit gelang, war die bis dahin größte Bankenfusion in Deutschland und das letzte erfolgreiche Beispiel der so viel zitierten Konsolidierung.

Mit der Übernahme der Bank Austria folgte im Jahr 2000 dann der erste bedeutende grenzüberschreitende Zusammenschluss mit deutscher Beteiligung. Voller Hoffnung wurde in den Folgejahren die Integration der neuen Tochter vorangetrieben, die ihrerseits die Verantwortung für die höchst aussichtsreiche Expansion in die zukunftsträchtigen Märkte Mittel- und Osteuropas übernahm und in diesen Märkten weiter expandierte. Noch im Geschäftsbericht 2002 sprach die "Bank der Regionen" für 2004 vom Ziel einer Eigenkapitalrendite von 15 Prozent und einer Aufwand-Ertragsrelation von 55 Prozent.

Doch dann kam das dicke Ende: Die stolze Bayerische Hypo- und Vereinsbank geriet heftig in den Strudel des Börsencrashs, der Wert der Beteiligungen und auch das Eigenkapital schmolzen dahin, hohe Abschreibungen und Wertberichtigungen verhagelten die Erfolgsrechnungen. Dabei war die Idee eines Gegengewichts zu den Frankfurter Großbanken gut: Allein an der Umsetzung mangelte es ein wenig. Vielleicht wollte man ein bisschen zu schnell ein bisschen zu viel? Vielleicht hatte man nicht genug Selbstvertrauen auch allein einen holperigen Weg zu gehen? Das Ende jedenfalls ist bekannt: Die stolze Hypovereinsbank wurde 2005 an die Unicredit verkauft, der Finanzplatz München musste Trauer tragen.

Doch als Italien-Ableger sind die Münchener plötzlich wieder da. Und zwar - wie damals versprochen - als Jäger der Deutschen Bank gleichauf mit der Commerzbank. Zumindest wenn man in einer Momentaufnahme allein die Ergebnisse vor Steuern des zweiten Quartals der fünf deutschen Großbanken einmal nebeneinander stellt: Platz 1 - Deutsche Bank mit 642 Millionen Euro, Platz 2 - Commerzbank mit 484 Millionen Euro, Platz 3 - Hypovereinsbank mit 476 Millionen Euro, Platz 4 - Postbank mit 171 Millionen und trauriges Schlusslicht auf Platz 5 - die Dresdner Bank mit einem Quartalsverlust von über einer halben Milliarde Euro. Die Allianz-Tochter ist im Übrigen eine andere schreckliche Geschichte aus der deutschen Bankenlandschaft.

Gemessen an der Marktkapitalisierung liegen die Münchener sogar unangefochten hinter der Deutschen Bank, und zwar denkbar knapp. Bringt es der Branchenprimus auf rund 33 Milliarden Euro ist die HVB mit knapp 31 Milliarden Euro nahezu genauso schwer. Allerdings nur, wenn man das Abfindungsangebot der Unicredit an die verbliebenen rund sechs Prozent Kleinaktionäre in Höhe von 38,26 Euro auf den gesamten Aktienbestand von 788 Millionen Stück hochrechnet. Im Einzelnen haben all die früheren Kerngeschäftsfelder der Vereinsbank und der Hypotheken- und Wech-sel-Bank im ersten Halbjahr 2008 positiv abgeschnitten, lediglich das Investmentbanking war durch die Turbulenzen an den Finanzmärkten in die roten Zahlen gerutscht. Schwarz schrieben dagegen das Privatkundengeschäft, das Private Banking, das Firmenkundengeschäft mit Großkunden und Mittelständlern und selbst das Immobiliengeschäft.

Hätte man das nicht auch aus München heraus alleine schaffen können?

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