Gespräch des Tages

Zweigstellen - Es macht viel Mühe

Es dauert lange. Die Filialen sterben wirklich zäh. Aber nun schließt auch die Hypovereinsbank mit 240 die knappe Hälfte ihres klassischen Vertriebsweges, obwohl man doch schon beinahe seit einer Kundengeneration "auch" Electronic Banking in unterschiedlichem, aber stets wachsendem Umfang praktiziert (und merkwürdiger Logik folgend eine Spezialtochter wie die DAB gerade verkauft). Aber so ganz scheinen die alten Filialbanken dem Fortschritt nicht zu trauen. Sie mischen mancherlei zwischen Mensch und Maschine - kostenpflichtig. Vielfach untersucht und durchaus hell beleuchtet ist die Angelegenheit aber auch wirklich schwierig. Fest steht: Die furchtbar netten Bankmenschen in den lieben kleinen Zweigstellen an der Ecke sind "betriebsmäßig unterbeschäftigt".

Sie helfen gerne den Irrenden und Suchenden im Automatenvorraum. Sie sind immerhin beim Tagesgeld um 0,1 Prozent entgegenkommend. Ein bisschen Kontokredit ist drin. Anlegen in Anlagen aber, das geht leider nicht BaFin-gerecht ohne formvollendete "Beratung". Immobilien? Anbahnen gerne, sonst Hauptstelle. Es ist der Kreditwirtschaft bis heute trotz vieler, vieler Versuche nicht gelungen, Bankläden fast im Kioskstil zu installieren, die möglichst sogar mehr alltägliche Notwendigkeiten des Bürgerlebens anbieten, als nur "Bank". Verträgt sich beides immer noch zu schlecht von den Menschen auf beiden Seiten des Schalters her? Vielleicht weiß wenigstens die Postbank der Deutschen Bank dies inzwischen besser. Sie lässt die Kundschaft am Paketschalter Schlange stehen, obwohl der Anzug in der Beraterkabine Zeitung liest.

Die Hypovereinsbank ist einmal dabei gewesen, eine der ganz großen Filialbanken der Republik zu sein, eine der "D-Banken" der Bundesbankstatistik. Vor allem in Süddeutschland sind ihre beiden Vorgänger-Institute Bayerische Vereinsbank und Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank erstklassige "Sparkassen" im Privatkunden- und Unternehmergeschäft gewesen, darüber hinaus große Kapitalmarktführer im Hypotheken- und Immobilienbereich. Und weil es ihnen so gut ging in ihrer spezifischen Regionalität haben sie bekanntlich heftig zugekauft, in ganz Deutschland, in Österreich und im Osten. Zu schnell zu viel?

Gescheitert sind die großen Bayern letztlich an sich und in sich selbst. Sie haben wie so viele nicht genug aufgepasst und nicht genug gerechnet - mochten auch einfach ihre Wurzeln nicht leiden. Ob sie deshalb wirklich erst miteinander fusionieren mussten, um dann auch nah bei Unicredit unterzuschlüpfen, kann man heute nur zu leicht und zu unwissend bezweifeln. Im Ergebnis jedoch ist die Hypovereinsbank 2014 ein Residuum, das in der deutschen Bankenlandschaft nicht allein gegen den Achtzig-Prozent-Marktanteil der beiden Bankenverbände kämpfen muss, sondern sie leidet auch im Kundenbild da runter, dass ihr erstens ihre Geschichte, mit der sich ihre "alten" Kunden so schön zu identifizieren wussten, abhanden gekommen ist. Und zweitens muss sie gerade deshalb immer wieder darstellen, warum ihre Produkte und Dienste besser als die der werten Konkurrenz sind. Das macht gewaltig Mühe. K.O.

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