Alternative Investments

Eine Branche unter Beobachtung

Fluch oder Segen, Teufelszeug oder Heilsbringer - die Auswirkungen des Hedgefonds- und Private-Equity-Booms auf die Stabilität der Finanzmärkte ist äußerst umstritten. Aufseher und Wissenschaftler monieren vor allem die mangelnde Transparenz und die zu wenigen und unvollständigen Daten über die Kapitalströme. Somit kann eine Kumulation der Risiken nicht vollständig ausgeschlossen werden. Und der Anlage- und Renditedruck für die einzelnen Fonds ist nach wie vor groß, denn die Liquidität sprudelt immer noch ungebremst: Vor allem große institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen freuen sich über die sehr ordentliche Verzinsung durch die Beimischung Alternativer Investments in ihren Portfolios - im Durchschnitt der letzten zehn Jahre runde zwölf Prozent im Jahr. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hat sich die Zahl der Hedgefonds auf knapp 10 000 Stück nahezu vervierfacht, das eingesammelte Vermögen hat sich im selben Zeitraum auf mehr als 1,5 Billionen US-Dollar etwa verdreifacht (siehe Grafiken). KKR, die zurzeit größte Hedge-fonds-Gesellschaft beispielsweise verwaltet alleine ein Vermögen von annähernd 30 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung der Deutschen Bank beträgt aktuell rund 58 Milliarden Euro, die der Commerzbank 23 Milliarden Euro und die der Postbank 10,5 Milliarden Euro.

Befürworter der neuen Investorenlandschaft betonen die risikomindernde Wirkung der Hegdefonds und die Selbstregulierung über den Markt. Sie halten den Kritikern entgegen, dass früher die volkswirtschaftlichen Risiken aus der Unternehmensfinanzierung sicherlich einfacher zu beobachten waren, da man lediglich die Bankbilanzen aufschlagen musste. Mittels Syndizierung und Verbriefung werden diese Kredite nun gestückelt und breit gestreut ausplatziert, was die Gefahren verkleinere. Wer von den Hedge-fonds-Anbietern in diesem knallharten Wettbewerb nicht mithalten kann, wird aussortiert. Rund zehn Prozent der Kapitalsammelstellen müssen jedes Jahr ihre Pforten schließen. Angesichts der Liquiditätsschwemme verkraftet der Markt diese kleineren Pleiten ohne Mühe. Einen echten Krisenfall hat es aber noch nicht gegeben, sodass auch hier Unsicherheit und Unbehagen über die möglichen Auswirkungen zu spüren ist.

Die Versuche der Bundesregierung, Hedge- und Private-Equity-Fonds stärker zu überwachen und ihre Beteiligungspolitik zumindest sanft zu kontrollieren, sind löblich. Dass bei all diesen Überlegungen aber mit größter Vorsicht vorgegangen werden muss, ist selbstredend. Denn der Standortwettbewerb ist gnadenlos. Zu stringente Vorschriften wirken hier kontraproduktiv und würden den Finanzplatz Deutschland außen vor lassen - die Attraktivität Luxemburgs bei den klassischen Wertpapierfonds ist ein warnendes Beispiel. Eine echte Kontrolle der Kapitalsammelstellen ist angesichts ihrer globalen Aufstellung und ihrer "Heimatlosigkeit" ohnehin sicherlich nicht einfach und geht nur über die Bereitschaft der Fonds zu Mithilfe und Offenlegung. Das erfordert aber auch Offenheit von der anderen Seite. Denn wer die Hedgefonds heute verteufelt, muss bedenken, dass ohne Anleger, privater wie institutioneller, deren Geschäft nicht möglich wäre.

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