Gespräch des Tages

Commerzbank - Eine zweite Größe

Hat die Commerzbank mit der Übernahme der Eurohypo im Herbst 2005 einen überzeugenden strategischen Schritt getan oder in einem Anflug von Aktionismus eine Akquisitionsmöglichkeit wahrgenommen? Aus Sicht der damaligen Eurohypo lässt sich diese Frage rückblickend nicht mehr seriös beantworten. Denn deren möglichen Werdegang als börsennotierter Immobilienspezialist haben die Finanzmärkte nicht erleben können. Für die Commerzbank indes hat sich der immobilienlastige Anbau bisher gelohnt. Man mag ihr Geschäftsmodell mit Blick auf die Gewichtung der Segmente zwar noch nicht für völlig rund halten, aber die Bank hat in den vergangenen Jahren zweifellos die neuen Bereiche recht geräuschlos eingegliedert. Das Segment Commercial Real Estate hat im Berichtsjahr nahezu unverändert 447 Millionen Euro zum Ergebnis vor Steuern beigetragen. Und auch Corporates & Markets ist dank des kundenbezogenen Investmentbanking anders als bei vielen anderen Häusern gerade noch in der Gewinn zone geblieben. Wie es scheidende Vorstandschefs so gerne mögen, durfte Klaus-Peter Müller mit einem Konzernjahresüberschuss von 1,92 Milliarden Euro trotz der Subprime-Belastungen an den Finanzmärkten von einem Spitzenjahr sprechen. Wenige Monate vor der Übergabe seines Amtes an Martin Blessing hat es schon 2007 für eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von 15,4 Prozent gereicht. Und für die Zukunft hat er selbstbewusst angekündigt, eine Zielmarke von 15 Prozent auch nachhaltig bestätigen zu können.

Unzumutbare Hürden hat der heutige Vorstandssprecher seinem Nachfolger mit dieser Vorgabe nicht aufgebaut. Denn Letzterer hat schon in seiner Verantwortung für die Segmente Mittelstandsbank (Eigenkapitalrendite vor Steuern 39,2 Prozent) und zuvor Privat- und Geschäftskunden (Eigenkapitalrentabilität vor Steuern 16,2 Prozent) eine glückliche Hand für Effizienz bewiesen. Und gerade im Retailbanking lockt für die Commerzbank bei einem möglichen Bieterwettbewerb um die Postbank nun der nächste Bauabschnitt für die Abrundung ihres Geschäftsmodells. Der Preis muss dabei sicherlich stimmen. Aber vielleicht macht sich doch positiv bemerkbar, dass Klaus-Peter Müller in Berlin hartnäckige Lobbyarbeit geleistet hat. Im allgemeinen (bank-)politischen Klima gibt es derzeit sicherlich viel Sympathie für eine solche Lösung.

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