Gespräch des Tages

Deutsche Bank - Hoffnungslos

Eigentlich darf man gerührt sein. Ein Co-Vorstandssprecher dieser unbestritten sehr großen und vielleicht auch sehr mächtigen Deutschen Bank spielt John F. Kennedy. Er begrüßt zur Hauptversammlung der Aktionäre in Deutschland auf Deutsch, nach dem Motto: Seht her, ich bin hier. Ich respektiere Eure Vorbehalte. Ich komme Eurer Sentimentalität des leicht gestörten Nationalbewusstseins entgegen. Ein paar Tage später ist dieser Co-Vorstandsvorsitzende dann sogar höchstversöhnlich zur Politik gegangen, konkret zu einer Diskussionsveranstaltung der Partei der Grünen, die sich mittlerweile so staatstragend fühlt. Wer sich als wohlwollend gegenüber dieser Deutschen Bank und vielleicht sogar "den Banken an sich", darstellen möchte, kann solche Gesten als Zeichen einer Annäherung werten. Als Schritte im angekündigten "Kulturwandel". Wer sich als Kritiker der Bank wie auch des "Systems an sich" zur Unversöhnlichkeit verpflichtet fühlt, darf auch den deutschlernenden Mr. Jain kühler Berechnung zeihen. Denn die Stimmung gegen die Banken, die virulente wie die latente, die könnte schlechter nicht sein. Da kommt es durchaus auch auf freundliche Handzeichen an. Das weiß doch so ein Kapitalist.

Als einer der früheren Vorstände des gewaltigen Hauses gefragt wurde, wie denn wohl eine eben von ihm angekündigte Maßnahme von der Öffentlichkeit bewertet werden würde, antwortete er: "Die Deutsche Bank wird immer kritisiert, ganz gleich was sie macht." Er hat dies damals ohne Resignation gesagt, nur aus der Erfahrung heraus. Und möglicherweise hat diese Bank aus diesem Wissen heraus, niemals so beliebt sein zu können wie eine Kreissparkasse, ihre eigene Leistungsfähigkeit derartig kultiviert, dass man bei ihr nicht Kunde ist, weil man sie liebt, sondern weil sie gut bis zur Arroganz sein kann. Dass ein solcher Status und ein solches Selbstverständnis von der Volksmeinung stets nur begrenzt goutiert werden, zeigt sich derzeit auch auf anderen Schauplätzen: Die Begeisterung für den Triple-Champion Bayern hält sich außerhalb Münchens in überschaubarem Rahmen. Man darf offenkundig hierzulande nicht furchtbar erfolgreich werden, ohne die Solidarität von "wir hier unten" gegen "die da oben" zu provozieren.

Bankenkritik hat in Deutschland eine anmutige Geschichte, wenn man nur an die jahrzehntelange genussvolle Beschäftigung mit der "Macht der Banken" denkt. Generationen von engagierten PR-Menschen haben daran nichts zu verändern vermocht. Denn der Zorn des vermeintlich ohnmächtigen Kleinbürgers auf alle diejenigen, die ihn ihre vermutete unbeschränkte Verfügungsgewalt über Geld immer wieder so schmerzlich spüren lassen, ist eben nie zu besänftigen gewesen. Vielleicht spielt dafür die gezielte Unwissenheit gerade der Deutschen über ökonomische Zusammenhänge eine besondere Rolle. "In Gelddingen" nicht Bescheid zu wissen, gilt vielen geradezu als schick - und als Forderung nach umfassendem Verbraucherschutz inklusive dem "Recht auf Kredit" möglichst als Verfassungsgrundsatz.

Die gegenwärtige Bankenpolitik in der Bundesrepublik wie im Euro-Europa erreicht jedoch eine neue Dimension. Banken sind auf dem Weg, von den Politikern aller Couleur unter großem Beifallsgeschrei der Wahlvölker in die Rolle eines leider notwendigen Übels geschoben zu werden. Unter populären Sammelbegriffen "Regulierung" und "Aufsicht" entwickelt sich ein System von Kontrollen, das von einem nie dagewesenen Misstrauen gegenüber einer ganzen Branche geprägt ist. Es geht nicht mehr darum, "Auswüchse zulasten der Steuerzahler" einzuschränken, sondern die Bankengesetzgebung ist dabei, die Kreditwirtschaft in eine Art von Sicherheitsverwahrung zu stecken, wie sie für untherapierbare Kriminelle empfohlen wird.

Übrigens: Die Fernsehproduktion über die Verfehlungen der Deutschen Bank (in der Woche ihrer HV) war überwiegend korrekt recherchiert. Dennoch hatte sie nur ein Ziel: Zu demonstrieren, dass Banken sui generis leider unheilbar sind.

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