Gespräch des Tages

Fiducia - Industrie 4.0 für Banken?

Jede größere Fachmesse hat heutzutage ein Leitmotiv. So rückte beispielsweise die Cebit nach den Themenschwerpunkten Cloud-Technologie im Jahr 2011 und Managing Trust 2012 in diesem Jahr die "Shareconomy" in den Mittelpunkt. Hierbei handelt es sich um das Teilen und gemeinsame Nutzen von Wissen, Ressourcen und Erfahrungen als neue Formen der Zusammenarbeit. Was der Informationstechnologie recht ist, kann der Industrie nur billig sein, und so schmückte sich auch die diesjährige Hannover Messe mit einem besonderen Motto. Entlang des Leitthemas "Integrated Industry" zeigten die Aussteller auf der weltweit wichtigsten Industriemesse, wie Vernetzung zu mehr Kosteneffizienz, Produktqualität und Nachhaltigkeit führen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken kann.

In der industriellen Produktionstechnik verspricht man sich von diesem Trend nicht weniger als eine vierte industrielle Revolution, die für radikale Veränderungen in den Wertschöpfungsketten sorgen wird: Smart Factories steuern künftig ihre Produktion weitgehend selbst und ordern Teile nach, Werkstücke verfügen über ein eigenes Produktionsgedächtnis, Maschinen erkennen Fehler und korrigieren sich selbst.

Eine Übertragung dieser "Industrie 4.0" auf den Bankensektor mag auf den ersten Blick sicherlich schwer fallen. Aufgrund ihrer fehlenden Stofflichkeit und Abstraktheit werden Bankleistungen nun einmal nicht maschinell hergestellt. Angesichts der fehlenden Lagerfähigkeit müssen Produktion und Absatz immer zusammenfallen. Trotz dieser gravierenden Unterschiede sind allerdings gewisse Parallelen zwischen aktuellen Entwicklungen in Banken und dem neuen Industrietrend durchaus erkennbar. So stellte die Fiducia IT AG auf ihrer diesjährigen Hausmesse Com 13 in Nürnberg beispielsweise die Weiterentwicklung ihres Bankverfahrens Agree vor.

Zukünftig sollen in dem System hinterlegte Regeln im Hintergrund immer mehr Prozessschritte automatisch steuern. Wenn etwa bei einem Darlehen die Sollzinsbindung abläuft, löst dies automatisch einen Prozess aus, der gemeinsam mit dem Kunden die Anschlussfinanzierung regeln soll. Mit Hilfe solcher regelbasierten Systeme will die Fiducia bei ihren Mitgliedsbanken den Administrationsaufwand von Prozessen reduzieren und den Kundenberatern mehr Nettomarktzeit ermöglichen.

Von viel größerer Bedeutung für die nächste Revolution der Produktivität im Bankensektor ist aber sicher die vermehrte Nutzung mobiler Endgeräte, und zwar sowohl auf Seiten der Kunden als auch auf Seiten der Bank. Zu beiden Entwicklungen präsentierte die Fiducia ebenfalls neue Lösungen. Zukünftig will das genossenschaftliche Rechenzentrum - mit Sicherheit aufmerksam beobachtet von den Girogo-Verfechtern nicht nur in der eigenen Gruppe - durch innovative Apps neue Möglich keiten beim Bezahlen an der Kasse oder bei der Bargeldversorgung bieten. Den Beratern in den Volksbanken und Raiffeisenbanken sollen Tablet-Lösungen mehr Mobilität und mehr Überzeugungskraft verleihen.

Doch erst durch das Zusammenspiel dieser beiden Weiterentwicklungen - verstärkte Automatisierung von Agree auf der einen, Nutzung mobiler Endgeräte im Vertrieb auf der anderen Seite - können Kreditinstitute künftig von nennenswerten Produktivitätsvorteilen profitieren: Im Rahmen des Personal Financial Management geben Bankkunden heute schon verstärkt ihre Finanzdaten in speziellen Programmen auf Smartphones und Tablet-Computern ein. Perspektivisch ist vorstellbar, dass diese Apps aufgrund des Kundenbedarfs Selbstberatungsprozesse initiieren, automatisiert können auf die mobilen Endgeräte oder in das Onlinebanking Vertriebsimpulse geschickt werden.

Eine notwendige Verbindung der Themen Beratungsqualität und Weberfolg auf Verbundebene hat auch der BVR erkannt und sie deshalb unter der Bezeichnung "Kundenfokus 2015" zusammengefasst. Mit Hilfe dieser Online- und Offline-Offensive will die genossenschaftliche Finanzgruppe nicht nur auf dem Weg zur Nummer eins in der Mitglieder- und Kundenzufriedenheit ein deutliches Stück vorankommen, sondern auch einen günstigen Umstand für sich nutzen: Selten zuvor hat die Gruppe offenbar derart intensiv, gemeinschaftlich sowie haus- und funktionsübergreifend auf ein Ziel hingearbeitet.

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