Gespräch des Tages

Genossenschaftsbanken - Frankfurt: Direkt und erfolgreich

Es waren deutliche Worte, die der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank auf der Bilanzpressekonferenz seines Hauses zu aktuellen Themen sprach. So könne es nicht angehen, sagte Hans-Joachim Tonnellier, dass Ratingagenturen einerseits für die Beratung von Banken und andererseits für das Rating derselben aktiv und bezahlt würden. Hier müsse eine eindeutige Trennung eingezogen werden. Damit reiht er sich in die Riege namhafter und zahlreicher Kritiker dieser Praxis ein. Im Zuge der allgemeinen Kredit- und Finanzierungskrise rügte Tonnellier die Spitzeninstitute der Verbünde. So kämen die Risiken, die zu einer Systembelastung werden könnten, keinesfalls von den Platzbanken - bei den Volks- und Raiffeisenbanken nicht und bei den Sparkassen auch nicht. Hier sei offensichtlich mancherorten sehr blauäugig agiert worden, denn schließlich müsste auch die Bonität der hinter ABS-Strukturen stehenden Kredite fortlaufend überwacht werden. In Richtung der Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt riet er, sich mit den Folgewirkungen einer Absenkung der Gewerbesteuer- Hebesätze zu beschäftigen. Die Steuerausfälle seien nämlich nur die eine Seite. Viel entscheidender sei doch, was es für Frankfurt und die Infrastruktur heißt, wenn Unternehmen wie die Deutsche Börse in das Umland zögen.

Auch für den eigenen Verbund gab es viele Ratschläge aus Frankfurt. So kritisierte Tonnellier die derzeit stattfindenden Grabenkämpfe um eine Vertragsverlängerung von BVR-Präsident Pleister. Der Frankfurter Verband jedenfalls befürworte seiner Einschätzung nach eine weitere Amtszeit. Und sollte die Fusion mit Hannover gelingen, hat dessen Stimme eine gutes Stück Gewicht in der Organisation. Ob das allerdings ausreichen wird, die ebenfalls einflussreichen Stimmen vor allem aus dem Süden der Republik zu überstimmen, ist zumindest fraglich.

Mit Blick auf weitere Konsolidierungsbemühungen lobte der emsige und nach noch mehr Einflussmöglichkeiten strebende Frankfurter Vorstandsvorsitzende die Sparkassenorganisation - zumindest in der IT. Der Zusammenschluss zu einem Rechenzentrum sei auch für die genossenschaftliche Organisation wünschenswert und dringend. Das haben Fiducia und GAD offensichtlich gehört, denn es laufen bereits Gespräche über einen neuerlichen Anlauf zu einem Zusammenschluss. Wie schon Rolf Hildner von der Wiesbadener Volksbank mahnte auch Tonnellier eine Bündelung der Regionalverbände an. Und den ebenfalls immer wieder diskutierten Zusammenschluss von DZ und WGZ Bank sieht er kommen allerdings eher in 2009 als in 2008. Eine zentrale elektronische Vertriebsplattform für den Finanzverbund lehnte Tonnellier ab. Beim gegenwärtig diskutierten Modell fehle die betriebswirtschaftliche Abgrenzung und der Schutz zur Vermeidung der Kannibalisierung der Einlagen. So sei abzusehen, dass Volumen aus den Bilanzen der Primärbanken ab- und nur zu deutlich höheren Zinssätzen zurückfließe. Ziel einer Primärbank wie der Frankfurter Volksbank müsse es aber sein, durch permanente Stärkung der Substanz jeden Wettbewerb bestehen zu können.

Und das gelang den Frankfurtern in dem schwierigen Umfeld eines Ballungszentrums mit einer wiedererstarkten Fraspa und allen Großbanken auch 2007 wieder gut. Die Eigenkapitalbasis und der Fonds für allgemeine Bankrisiken konnten auf 545 Millionen Euro ausgebaut werden. Die Eigenkapitalrendite stieg auf stolze 19,2 Prozent, die Cost Income Ratio beläuft sich auf 63 Prozent und der Solvabilitätskoeffizient verbesserte sich auf 15,9 Prozent. Allerdings konnte sich auch die Frankfurter Volksbank dem schwierigen Marktumfeld nicht ganz entziehen: Der Zinsüberschuss sank, das Provisionsergebnis konnte dies nicht ausreichend kompensieren, und der Zuwachs des Ergebnisses resultierte damit vor allem aus weiteren Effizienzsteigerungen auf der Kostenseite und gesunkenen Wertberichtigungen (siehe zum Zahlenwerk ausführlich Seite 178). Aber schließlich machte der Vorstandsvorsitzende allen auch ein wenig Mut: Inverse Zinsstrukturen hätten nämlich noch nie allzu lange angehalten. Hoffentlich, hoffentlich! Und hoffentlich werden die Spannen zwischen kurz und lang dann auch bald wieder etwas auskömmlicher. Sonst ergibt sich schneller als gewollt die Notwendigkeit einer weiteren Bündelung der Kräfte, dann aber nicht an zentraler Stelle, sondern wieder und weiter an der Basis - in Ballungszentren wie im Umland.

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