Gespräch des Tages

Genossenschaftsbanken - "14:0"

14:0, so lautet die Fusions-Statistik von Hans-Joachim Tonnellier, dem umtriebigen Vorstandsvorsitzenden der Frankfurter Volksbank (auch wenn die Null natürlich ein wenig irreführend ist, müsste für eine eins doch die Frankfurter Volksbank übernommen werden). 13 Fusionen mit kleineren Volksbanken des Umlandes hat er selbst vollzogen, lediglich die endgültige Vollendung der letzten, der Zusammenschluss mit der Volksbank Griesheim, bleibt seiner Nachfolgerin Eva Wunsch-Weber vorbehalten. Denn Hans-Joachim Tonnellier wird sich Ende April aus dem aktiven Berufsleben zurückziehen. Seine Bilanz ist eindrucksvoll: Aus der ehemals vom Wettbewerb in der deutschen Bankenmetropole fast erdrückten Volksbank wurde ein selbstbewusstes Institut, das in den vergangenen Jahren ein Rekordergebnis nach dem anderen vorlegte - und damit jeder Krise trotzte. Im letzten Vorkrisenjahr 2007 lag der Gewinn noch bei 39,2 Millionen Euro, das Betriebsergebnis nach Bewertung bei 54,1 Millionen Euro und das Betriebsergebnis vor Bewertung bei 69,1 Millionen Euro. Binnen fünf Jahren stiegen der Gewinn stetig auf 70,5 Millionen Euro, das Ergebnis nach Bewertung auf 96,4 Millionen Euro und dasselbige vor Bewertung auf 108,9 Millionen Euro, was allerdings leicht unter dem Niveau von 2010 rangiert. Die Bilanzsumme legte zwischen 1996 und 2011 - nicht zuletzt dank der Fusionen - von 2,65 Milliarden Euro auf 7,47 Milliarden Euro zu, das Eigenkapital stieg in der Ära Tonnellier von 110 Millionen Euro auf 830 Millionen Euro, wovon über die Hälfte auf versteuerte Reserven nach § 340 f und g HGB entfällt.

Für die Nachfolgerin wird es nicht einfach sein, an diese Erfolge anzuknüpfen. Zum einen gibt es nicht mehr so üppige Möglichkeiten für weitere Fusionen, 14 entfallen auf Tonnellier, weitere sieben Institute beschlossen schon zwischen 1970 und 1994 die Verschmelzung mit den Frankfurtern. Zum anderen werden die Zeiten für Banken insgesamt nicht einfacher, auch wenn die Rückbesinnung auf das "gewöhnliche" Bankgeschäft im Sinne des ehrbaren Kaufmanns, also das Sammeln von Einlagen und das Gewähren von Krediten an Privatpersonen und Unternehmen, den beiden Verbünden in Deutschland sicherlich weiter zugute kommen dürfte. Allerdings wird die Wettbewerbsintensität weiter steigen.

Leichte Tendenzen davon zeigen sich auch schon im 2011er Abschluss der Frankfurter Volksbank: Sowohl der Zinsüberschuss als auch das Provisionsergebnis lagen unter denen des Vorjahres. Das Zinsergebnis, nach wie vor wichtigste Ertragsquelle der Bank, litt unter der konservativen Anlage eigener Mittel in Höhe von rund einer Milliarde Euro bei der EZB, unter Kosten von 2,5 Millionen Euro für Absicherungsgeschäfte für langfristige Kredite sowie unter der bilanztechnischen Umstellung, Mieterträge nicht mehr unter der Position Zinsertrag, sondern unter "Sonstige" zu verbuchen. Das sonstige Ergebnis verbesserte sich dadurch sprunghaft von einem Minus von 3,7 Millionen Euro im Jahr 2010 auf einen Gewinn von 7,7 Millionen Euro.

Bei den Provisionen entspricht der Rückgang von gut einer Million Euro in etwa den gesunkenen Einnahmen aus der Zurverfügungstellung von Geldausgabeautomaten für Drittkunden zu den erzwungenen niedrigeren Gebühren als in den Vorjahren - sehr zum Zorn Tonnelliers, der hier bitte den Markt sprich die Kunden entscheiden lassen möchte, wo sie Geld abheben. Zu diesen Konditionen jedenfalls seien die Automaten nicht rentabel, was im Umkehrschluss natürlich heißt, dass die Frankfurter Volksbank zur Finanzierung ihres breiten Netzes an Terminals, das in erster Linie als Service für die eigene Kundschaft zu verstehen ist, Fremdkunden braucht.

Es gibt also nicht allzuviel umzubauen für Eva Wunsch-Weber. Warum auch, schließlich hat sie mit Tonnellier und den anderen noch aktiven Vorstandsmitgliedern bereits seit vielen Jahren alle wesentlichen Entscheidungen mitbestimmt. Nur eines kann sie verbessern, wenn man dem scheidenden Vorstandschef glauben darf: In der Zusammenarbeit mit anderen Verbundmitgliedern sei er selbst nicht immer diplomatisch genug gewesen. Hier kann der weibliche Charme sicherlich helfen.

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