Gespräch des Tages

Frankfurter Volksbank - Ohne Tricks

Hans-Joachim Tonnellier, der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank, ist zufrieden. Beim verbundeigenen BVR-Rating erhielt sein Institut erneut die Bestnote A+. An das Betriebsergebnis von 1,2 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme nach Bewertung, das der Wiesbadener Nachbar präsentieren konnte, reichen die Frankfurter mit 1,13 Prozent zwar nicht ganz heran. Aber immerhin sind in der genannten Kennzahl schon die Restrukturierungsaufwendungen für die Fusion mit der Volksbank Main-Taunus erfasst. Und mit einem operativen Ergebnis von 96,2 Millionen Euro hat die größer gewordene Frankfurter Volksbank im Berichtsjahr 2009 das beste Ergebnis in ihrer 148-jährigen Geschichte erzielt - und das ohne Nachholergebnisse aufgrund eines schwachen Vorjahres oder kosmetische Verschönerungen in der Bilanz. Dass dies in einem Jahr wie 2009 nicht allein durch blühende Geschäftsentwicklung erreicht werden konnte, versteht sich von selbst.

Auch die Normalisierung der Zinsstrukturkurve (die Zinsspanne verbesserte sich von 2,23 auf 2,63 Prozent) und Kostenmanagement trugen dazu bei. Die Verwaltungskosten wurden um 2,5 Millionen Euro auf 136 Millionen Euro gesenkt, die Anlaufkosten für die Fusion mit der Volksbank Main-Taunus, der dreizehnten in der jüngeren Geschichte der Bank, inbegriffen. Die Cost Income Ratio liegt denn auch bei 58 Prozent nach 66 Prozent im Vorjahr.

Dass der Provisionsüberschuss - anders als bei den Kollegen in Wiesbaden - mit 45,9 Millionen Euro um 2,5 Millionen Euro hinter dem Vorjahr zurückblieb (Provisionsspanne 0,66 Prozent nach 0,72 Prozent im Vorjahr), sieht Tonnellier gelassen und nutzt den Hinweis auf das schwächelnde Wertpapiergeschäft sogar zu einer Mahnung an die Branche: Das Provisionsgeschäft dürfe nie ein Vehikel sein, einen schwachen Zinsüberschuss auszugleichen, wie dies in vergangenen Jahren (von der Not getrieben, wie er einräumt) mitunter der Fall war, als beispielsweise Festgeldanlagen vielfach im Paket mit Fonds angeboten wurden. Zu solchen Maßnahmen - wie übrigens auch dem Vertrieb von Lehman-Zertifikaten - hatte die Frankfurter Volksbank nie gegriffen. Als Konsequenz ist man bislang von dem Thema "Falschberatung" unberührt, das etwa den örtlichen Sparkassenkollegen Probleme bereitet, leidet aber natürlich mit unter den regulatorischen Folgen wie den neuen Dokumentationspflichten.

Mit seiner Klage darüber, dass die Kreditwirtschaft zu den am stärksten regulierten Branchen zählt, weiß sich Tonnellier einig mit Stephan Götzl vom Genossenschaftsverband Bayern. Auswirkungen davon sieht er nicht zuletzt im Kreditgeschäft, wo er eher von einer Kreditfähigkeitskrise der Unternehmen als von einer Kreditklemme sprechen möchte. Hier machten die erhöhten Anforderungen an das Eigenkapital und die zu beachtenden Prüfungspflichten es oft schwierig, so großzügig Kredite zu vergeben, wie es sich die Politik vorstellt. Mit einem Wachstum des Kreditbestands um 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - mehr als der Bundesdurchschnitt aller Banken sowie des Genossenschaftsverbands - mag die Frankfurter Volksbank für sich von einer Kreditklemme gleichwohl schon gar nicht sprechen, 22,6 Prozent ihres gesamten Kreditvolumens von 4,17 Milliarden Euro entfallen auf Unternehmenskredite.

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