Gespräch des Tages

Kreditgenossenschaften - Mehr Miteinander in Frankfurt

Es waren deutliche Worte, die der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank dieser Tage auf der Bilanzpressekonferenz seines Hauses zu gesamtbankwirtschaftlichen, aber auch gruppeninternen Diskussionspunkten fand (siehe dazu auch das Redaktionsgespräch mit Hans-Joachim Tonnellier auf Seite 109). Zum Beispiel zum Spitzeninstitut DZ Bank: Die Höhe des Verlustes von rund einer Milliarde Euro hätte schon überrascht, wurde eingeräumt. Bei aller Loyalität müsse nun genau überlegt werden, wie es weitergehe, beispielsweise ob die Kapitalerhöhung von allen getragen werden kann und überhaupt ausreiche, um die DZ auch nach einer Fusion mit der WGZ zukunftsfähig aufzustellen. Das heißt, in den Augen von Tonnellier, gestärkt mit weiteren Zukäufen im Ausland, die aber vor allem für die Primärstufe Nutzen stiften müssten - wie beispielsweise die Osteuropa-Aktivitäten der Raiffeisen Zentralbank aus Österreich. Oder die Diskussion um eine Bad Bank: Es sollten doch bitte schön Ursache und Wirkung nicht miteinander vermischt werden. Schließlich Kreditklemme und Mittelstandspolitik: Das Angebot an Krediten für den Mittelstand sei ausreichend vorhanden, nur "die Pferde saufen einfach nicht". Das liege mitunter an einer investitionshemmenden Mittelstandspolitik - genannt wurden die Zinsschranke, die Substanzbesteuerung sowie die nicht mehr in vollem Maße abzugsfähigen Miet- und Leasingraten.

Mit Blick auf den eigenen Standort hatte man bei allem Erfolg der Frankfurter Volksbank vor Ort doch ein wenig das Gefühl, die Platzbank wünsche sich mehr Nähe zur Zentralbank - ein wenig nach dem Beispiel Helaba und Fraspa. Diese leben vor, wie durch Verknüpfung beispielsweise von Marketingaktionen das Feld gut bestellt und politische Entscheidungsträger beeindruckt werden. Dabei seien doch die Kreditgenossen mit der DZ Bank, deren Töchtern VR Diskontbank und Union Asset Management, der Frankfurter Volksbank, Vertriebseinheiten von Schwäbisch Hall und, und, und ... allein von der Größe schon bedeutender. Das müsse durch gemeinsame Aktionen und Maßnahmen viel deutlicher gemacht werden, so der klare Appell. Mehr Verbund lautete das Plädoyer, und das obwohl Frankfurt schon eine Ausnahme unter den Ballungszentren ist. Durch frühzeitige Fusionen mit umliegenden Volks- und Raiffeisenbanken wurde hier das Marktgebiet rechtzeitig erweitert, um der Enge der Großstadt zu entfliehen. Das ist in anderen Ballungszentren leider nicht immer so gut gelungen, weshalb sich die Situation der Kreditgenossenschaften hier ungleich schwieriger darstellt.

In Frankfurt ist die jüngste Fusion gerade unter Dach und Fach. Auf Basis der Schlussbilanzen 2008 schließen sich vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien die Frankfurter Volksbank und die Volksbank Main-Taunus zusammen - die wichtigste Fusion der vergangenen dreizehn Jahre, so Tonnellier. Die Bilanzsumme der Frankfurter Volksbank steigt um rund 800 Millionen Euro und, wichtiger noch, das Geschäftsgebiet erschließt nach Abschluss der Transaktion auch den einkommensstarken Main-Taunus-Kreis vom Frankfurter Westen bis kurz vor die Tore Wiesbadens, in der die ebenfalls starke Wiesbadener Volksbank residiert. Im Norden erstreckt sich das Frankfurter Geschäftsgebiet schon bis an das der Volksbank Mittelhessen.

Wirtschaftlich war das abgelaufene Jahr für die Frankfurter Volksbank angesichts der Finanzmarktturbulenzen eines der "schwierigsten", aber auch ein "besonderes". Natürlich hat die Krise auch ihre Spuren hinterlassen, doch es hat sich bewährt, dass die Anlagepolitik stets konservativ war. Der Zinsüberschuss lag mit 132,6 Millionen Euro leicht über dem Vorjahresniveau, was sicherlich nicht alle Primärbanken werden von sich behaupten können. Dafür ist der Provisionsüberschuss leicht auf 40,3 Millionen Euro zurückgegangen. Das ist überwiegend der Börsentalfahrt geschuldet, denn tragende Säule des Provisionsüberschusses ist das Wertpapiergeschäft. Nur ein geringer Teil der Erlöse kommt aus dem Verbundgeschäft.

Durch einen deutlichen Anstieg des Saldos der sonstigen Erlöse (22,6 nach 8,0 Millionen Euro) und einem Rückgang der Verwaltungsaufwendungen (114,4 nach 116,1 Millionen Euro) verzeichnete das Betriebsergebnis vor Bewertung einen Anstieg um 18,4 Prozent auf 84,3 Millionen Euro. Im mehr als verdoppelten Bewertungsergebnis von 30,8 Millionen Euro schlagen Wertberichtigungen aus dem Wertpapiergeschäft mit 13,5 Millionen Euro und aus dem Kreditgeschäft mit 17,3 Millionen Euro zu Buche, was zu einem Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 53,5 Millionen Euro führt - ein spürbarer Rückgang gegen über 2007 mit 41,1 Millionen Euro entspricht. Die Verantwortlichen betonen allerdings, dass zum einen nach dem strengen Niederstwertprinzip bewertet wurde, es sich zum anderen bei den betroffenen Papieren ausschließlich um beste Adressen handelt, sodass nicht von nachhaltigen Einbußen, sondern von stillen Reserven gesprochen werden müsste. Man wünscht es.

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