Gespräch des Tages

Genossenschaftsbanken - Erfolgsverwöhnt

2010 war ein Rekordjahr für die Frankfurter Volksbank. Wieder mal, ist man geneigt zu sagen, denn bereits in den vergangenen Jahren wurden Rekorde aufgestellt. Für das Berichtsjahr heißt das: Betriebsergebnis nach Bewertung 89,2 (im Vorjahr 76,2) Millionen Euro, Gewinn nach Steuern 63 (55) Millionen Euro und Jahresüberschuss wie im Vorjahr 11,3 Millionen Euro, wovon 4,3 Millionen Euro als Dividende ausgeschüttet und 7 Millionen Euro in die offenen Rücklagen eingestellt wurden. Die stillen Reserven im Fonds für allgemeine Bankrisiken konnten mit 51,7 (43,7) Millionen Euro üppig dotiert werden, sodass man sich bei den Frankfurtern keinerlei Gedanken um Basel III machen muss. Das Institut verfügt bei einer Bilanzsumme von 7,13 Milliarden Euro über Eigenmittel in Höhe von 763 Millionen Euro. Das hilft auch dem Ergebnis, denn ein Großteil der erfreulichen Zinsbeiträge aus Fristentransformation stammt aus dem Depot-A-Geschäft. Trotzdem sind die Zinseinnahmen im vergangenen Jahr zurückgegangen, was aber durch die niedrigeren Zinsaufwendungen überkompensiert wurde.

Die Frankfurter Volksbank profitiert von ihrer umsichtigen Steuerung ebenso wie von den zahlreichen Fusionen in den vergangenen Jahren. Denn dadurch konnte der hohen Wettbewerbsintensität der Stadt Frankfurt entronnen und margenstärkeres Geschäft im Umland gemacht werden. Die Folge: "Die Frankfurter Volksbank ist ertragsstark genug und muss sich nicht auf riskante Geschäfte einlassen", so Hans-Joachim Tonnellier. Gleichwohl ist der Vorstandsvorsitzende nicht ganz zufrieden und blickt ein wenig mit Sorge auf die Entwicklung innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Hier würden die kleinen Volksbanken zu viel Einfluss gewinnen - auf Kosten der großen Volksbanken, die sich zumeist in Städten befinden. Da aber in zehn Jahren einer Studie zufolge rund 70 Prozent der Bevölkerung in Städten leben würden, dürfe man nun seitens des Verbundes nicht den Fehler machen, die Fläche zu sehr zu stärken und die Städte zu sehr zu schwächen. Von daher finden derzeit Gespräche zwischen dem BVR-Präsidenten und einer Anzahl größerer Volksbanken statt, um die Position der Stadt-Volksbanken zu stärken. Denn nach dem genossenschaftlichen Grundprinzip "Eine Bank, eine Stimme" ist deren Einfluss bei Abstimmungen innerhalb der gesamten Gruppe gering.

Tonnellier griff auch die inzwischen mehr und mehr in Vergessenheit geratenen Garmischer Beschlüsse noch einmal auf und machte sich für den Grundsatz "Ein Markt, eine Bank" stark, was nach damaligen Berechnungen die Anzahl der Volks- und Raiffeisenbanken in der Bundesrepublik auf rund 800 sinken ließe. Innergenossenschaftlicher Wettbewerb schwäche die gesamte Gruppe, so der Chef der Volksbank. Allerdings haben auch die Frankfurter intelligente Lösungen gefunden. Die beiden Tochtergesellschaften "Immobilien Gesellschaft mbH" und "gif Gesellschaft für individuelle Finanzberatung mbH" trugen im abgelaufenen Geschäftsjahr stolze 4,1 Millionen Euro zum Ergebnis bei. Dass bei der gif Produkte von der Alten Leipziger und der Württembergischen angeboten werden, sagt man aber lieber nicht ganz so laut. Nichtsdestotrotz: Die Richtung stimmt in Frankfurt und daran wird sich sicherlich auch nach den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum anstehenden Wechsel an der Vorstandsspitze nichts ändern. Warum auch!

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