Gespräch des Tages

Geschäftsbanken - Münchener Ideen

Die Ratingagentur Moody's hat Italiens große Banken öffentlichkeitswirksam abgewatscht und heruntergestuft. Der deutsche Versicherungskonzern Allianz überprüft seine Bankbeteiligungen und bezeichnet die Unicredit als eine Bank in der Krise, die erst einmal selbst dafür sorgen muss, dass sie sich stabilisiert. Hintergrund für diese drastischen Worte ist ein Einbruch in Italien, wo die Allianz mit Unicredit liiert ist: Nur 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftete die Allianz dort - 0,7 Milliarden Euro weniger als zwölf Monate zuvor und gar 1,6 Milliarden Euro weniger als im ersten Quartal 2010. Und auch die ehedem so erfolgreiche Münchener-Tochter liefert im ersten Quartal keineswegs die erhofften stabilen Erträge, sondern schafft nur dank eines üppigen Handelsgewinns und aufgelöster Rückstellungen ein passables Quartalsergebnis. 2011 gingen noch gut ein Viertel der gesamten operativen Konzern-Erträge auf das Konto der Hypovereinsbank. Das Jahr fing aber keineswegs gut an für den italienischen Bankkonzern Unicredit.

Hoffnung machen die Kollegen aus München da kaum. Er gehe davon aus, dass man das beste der Quartale 2012 schon gesehen habe, sagte HVB-Chef Theodor Weimar zu den Ergebnissen des ersten Quartals. Insbesondere die eigentlich so stabilen Geschäftsfelder Retail- und Mittelstand und vermögende Privatkunden laufen nicht. Die Gründe sind einleuchtend: Die anhaltende Niedrigzinsphase drückt auf die Margen, es gelingt den Banken mitunter nicht einmal, wenigstens die Kapitalkosten zu verdienen. Und die Zurückhaltung der Anleger in Sachen Wertpapier- und Investmentprodukte schmälert die Provisionsüberschüsse. Das hinterlässt hässliche Spuren: Im Geschäft mit Retailkunden und mittelständischen Unternehmen brach der Vorsteuergewinn um 72 Prozent auf elf Millionen Euro ein. Im Segment Private Banking schrumpfte das Ergebnis vor Steuern um mehr als zwei Fünftel auf 18 Millionen Euro.

Folglich müssen es wieder einmal die Kosten richten. Ob es da allerdings richtig sein kann, das bisher bekannte Filialkonzept infrage zu stellen und damit Kunden weiter zu verunsichern. Denn üppig repräsentiert sind die Münchener seit ehedem nicht in der Bundesrepublik. Ihren gut 600 Niederlassungen stehen rund 1000 der Deutschen Bank und mehr als 1400 der Commerzbank gegenüber, von den Sparkassen und Genossenschaftsbanken ganz zu schweigen. Und immer noch gibt es vor allem im Westen der Republik große weiße Löcher.

Die Verantwortlichen setzen für die Zukunft, in der sich "in den kommenden fünf Jahren die Filialstruktur massiv verändern wird" vor allem auf das Internet und die neue, in Deutschland noch nicht erprobte Idee der Franchise- oder sogenannten Finanzpartner-Filialen. Hier werden selbstständigen Unternehmern schlüsselfertige Filialen hingestellt. So kann man prinzipiell relativ risikolos neue Regionen erschließen und die Präsenz verstärken. Was aber passiert, wenn die Erträge nicht stimmen? Wird dann schnell wieder geschlossen und an der nächsten Ecke wieder eröffnet? Wird einfach der Unternehmer ausgetauscht? Kunden suchen seit der Vertrauenskrise verstärkt und immer noch nach Altbekanntem. Commerzbank und Comdirect zum Beispiel haben mit netten Antrittsprämien trotz nicht horrend hoher Einlagenzinsen im ersten Quartal rund sieben Milliarden Euro an frischen Einlagen eingesammelt. Davon ist die Hypovereinsbank weit entfernt. Kommt sie mit innovativen Ideen dahin?

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