Aufsätze

Hedgefondsanlagen für institutionelle Investoren - USA als Vorbild?

Alternative Investmentprodukte stoßen bei institutionellen Anlegern
auf immer größeres Interesse. Der Kundenkreis für alternative
Investments reicht heute weit über wohlhabende Privatanleger und
Stiftungen in den USA hinaus, die Pioniere in Anlagen dieser
Anlageklasse waren. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die
Popularität alternativer Geldanlagen unter globalen Großinvestoren
auch in Zukunft weiter zunehmen wird.
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Der Grund für das gestiegene Interesse ist einfach zu erklären:
Bislang stellt die Zufriedenheit der Anleger die Basis für das
Wachstum innerhalb dieser Anlagekategorie dar. So lieferten Hedgefonds
in den letzten beiden Jahrzehnten unter den verschiedensten
Marktbedingungen fast durchgängig positive Erträge. Sie tragen zudem
zur Diversifizierung von Portfolios bei, weil sie Alternativen zu
festverzinslichen Wertpapieren und Long-Only-Aktienstrategien bieten.
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Portfoliodiversifikation
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Gemäß einer kürzlich von der State Street Corporation zusammen mit dem
2005 Global Absolute Return Congress durchgeführten Studie zeigten
sich befragte amerikanische Institutionen einhellig zufrieden mit dem
Niveau der Portfoliodiversifikation, das ihnen durch Hedgefonds
ermöglicht wurde. Für die Studie wurden verschiedene
Kongressteilnehmer befragt, von denen 18 Prozent Organe der
betrieblichen Altersvorsorge repräsentierten, 42 Prozent öffentliche
oder staatliche Pensionseinrichtungen und 40 Prozent Stiftungen.
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In Deutschland halten sich institutionelle Anleger bei der Nutzung
alternativer Investments bislang noch zurück. Seitdem die im Jahr 2004
novellierte Gesetzgebung auch deutschen Pensionseinrichtungen und
Versicherungen den Einsatz von Hedgefonds-Anlagen gestattet, machen
nur wenige Institutionen von dieser Möglichkeit auch tatsächlich
Gebrauch. Nach Angaben des BVI Bundesverband Investment und Asset
Management e.V.sind derzeit mit rund 1,3 Milliarden Euro nur etwa zwei
Prozent des Vermögens deutscher Pensionseinrichtungen in Hedgefonds
investiert. Die Gründe für diese Zurückhaltung sind vielfältig. Offen
bleibt die Frage, ob alternative Investments im Laufe der Zeit in
Deutschland einen größeren Anklang finden werden. Eines jedenfalls ist
sicher: Deutsche institutionelle Anleger unterliegen genauso wie ihre
globalen Pendants der dringlichen Notwendigkeit, die größer werdende
Lücke zwischen Zahlungsverpflichtungen und Einnahmen zu schließen. Um
dieser Herausforderung erfolgreich zu begegnen, müssen Investoren die
Vermögensallokation und die Auswahl der geeignetsten Anlageprodukte in
den Mittelpunkt stellen.
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Auf der Suche nach Alphaquellen
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Die Unterdeckung von Pensionsverbindlichkeiten in Europa hat
zugenommen. Die Regulierung der Liquidität von Pensionsfonds sowie die
Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards lenken das
Augenmerk zunehmend auf die Pensionsrisiken. Infolge dieser
Entwicklungen sind institutionelle Anleger vermehrt bestrebt, ihre
Geldanlagen besser auf ihre Pensionsverbindlichkeiten abzustimmen.
Daraus wiederum resultiert ein wachsendes Bewusstsein für die
Bedeutung von Mehrerträgen (Alpha), die den Gesamtmarkt übertreffen.
Diversifizierte Alpha-Quellen zu finden und in das Portfolio zu
integrieren, wird auch mit Blick auf anhaltend mäßige Aktien- und
Anleiherenditen immer wichtiger.
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Anders als in den meisten Ländern, in denen Pensionszahlungen über
eigenständige Einrichtungen abgewickelt werden, begünstigen die
deutschen Steuergesetze traditionell ein System, bei dem
Pensionsverpflichtungen durch die Vermögenswerte des
Trägerunternehmens gedeckt und von diesem direkt ausbezahlt werden.
Aus diesem Grund gerieten insbesondere inländische Unternehmen unter
Druck, die zu Grunde liegenden Risiken ihrer Pensionszusagen zu
identifizieren, Maßnahmen zu deren finanzieller Abdeckung zu
ergreifen, Anlagestrategien zu überdenken und deren Auswirkungen auf
die Rechnungslegung zu überwachen.
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Institutionelle Investoren nutzen heute immer ausgefeiltere Methoden,
um Vermögensverwalter auszuwählen und deren Leistung zu messen und zu
vergüten. Daraus folgt ein zunehmendes Interesse an einer
Unterscheidung der individuellen Managerleistung "Alpha" von der
allgemeinen Marktentwicklung "Beta". Die große Mehrheit der Teilnehmer
an der State Street Studie gab beispielsweise an, neue Manager auf
selektiver Basis für die Generierung von Alpha- und Beta-Erträgen zu
benennen. Als Konsequenz ergibt sich, dass Vermögensverwalter nicht
nur weiterhin absolute Erträge liefern, sondern auch ihren realen
Alpha-Beitrag nachweisen müssen. Denn für viele Investoren ist es eine
Herausforderung, zumindest auf kurze Sicht, die Ergebnisse ihrer
Alpha- und Beta-Manager zu überwachen.
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Eine Frage der Akzeptanz
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Die Mehrheit der an der State-Street-Studie beteiligten Investoren
erklärte zwar, Alpha- und Beta-Erträge eines bestimmten Managers
voneinander unterscheiden zu können. Mehr als ein Drittel der
Befragten gab allerdings an, dass ihnen diese Unterscheidung nicht
möglich sei. Begründet wurde dies zumeist mit einem Mangel an
passenden Werkzeugen und Ressourcen.
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Die Hälfte der befragten Investoren nutzt überdies, der Studie
zufolge, keine Techniken zur Alpha-Portierung, obwohl der Zugang zu
solchen flexiblen Mehrertragsquellen eine erhöhte Transparenz bei der
Performancemessung und Vergütung ermöglicht. Auf diese Weise können
Investoren mit einem niedrigen Tracking Error ihre
Portfoliodiversifikation erhöhen. Weil die Vorzüge einer Trennung von
Alpha- und Beta-Erträgen institutionellen Anlegern immer bewusster
werden, sind jene Vermögensverwalter heute besonders gut am Markt
positioniert, die ihren Kunden eine große Bandbreite von Beta-Anlagen
und austauschbaren Alpha-Quellen anbieten können.
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Hedgefonds-Strategien sind unter institutionellen Investoren
inzwischen weitgehend als zweckmäßige und unverzichtbare Komponente
eines diversifizierten Anlageportfolios akzeptiert. So gaben vier von
fünf an der State-Street-Studie von 2005 beteiligten Pensionsfonds an,
dass die Haltung ihrer Entscheidungsorgane gegenüber Hedgefonds heute
deutlich positiver ist als noch vor einem Jahr. Der Umstand, dass die
meisten befragten Institutionen im kommenden Jahr neue Manager für
alternative Investments einstellen wollen, ist ein weiterer
gewichtiger Hinweis für die gestiegene Akzeptanz dieser Anlageform.
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Der Studie zufolge haben heute bereits fast die Hälfte der
institutionellen Investoren zehn Prozent oder mehr ihrer Portfolios in
Hedgefonds investiert. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich
zur Vorjahresstudie, als dieser Anteil bei nur etwas mehr als einem
Drittel lag. Die überwältigende Mehrheit der Befragten äußerte zudem,
wie schon im Jahr 2004, die Absicht, zulasten von aktiven und passiven
Long-Only-Aktienanlagen mehr Mittel in Hedgefonds umzuschichten.
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Veränderte Risikoprofile
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Sicherlich sind auch Hedgefonds nicht ohne Risiko. Bis vor Kurzem war
diese Anlageklasse in vielen Rechtsgebieten nur gering reguliert,
Informationen über Strategien und Wertentwicklung flossen nur
spärlich. Zudem wurden manche Hedgefonds-Strategien in der
Öffentlichkeit negativ wahrgenommen. Ohne Zweifel wurden damit die
Ambitionen gegenüber Hedgefonds gebremst, weil Pensionsfondsmanager
treuhänderische Verpflichtungen, regulatorische Anforderungen und
öffentliche Überprüfungen berücksichtigen müssen. Inzwischen sind
gesetzliche Änderungen weltweit auf den Weg gebracht, um Hedgefonds
besser zu regulieren.
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Auch die Hedgefondsbranche selber zeigte sich nicht immun gegenüber
dem allgemeinen Verlangen nach mehr Risikokontrolle. So haben die
meisten Hedgefondsfirmen ihre Bemühungen verstärkt, nicht
anlagespezifische Risiken unter Kontrolle zu bringen. Dazu gehören
etwa betriebliche Risiken alltäglicher Vorgänge wie der Bewertung,
Handelsabwicklung, Dokumentation und Abstimmung.
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Die beste Wahl
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Die von institutionellen Investoren in diesen Bereichen verlangten
Kontrollen, Sicherungseinrichtungen und Transparenzvorkehrungen werden
inzwischen von den meisten Hedgefonds erfüllt. Dies aber erfordert
einen substanziellen Aufwand, den manche Hedgefondsfirmen nicht selber
leisten wollen. Sie beauftragen stattdessen kompetente Drittfirmen mit
der Erbringung administrativer Dienstleistungen, die die Integrität
ihrer Geschäftsprozesse gewährleisten.
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Diese können beispielsweise Tätigkeiten wie die Handelsabwicklung, die
Wertpapierverwahrung, die Anteilsbewertung, das Anlegerberichtswesen,
sowie das Liquiditäts- und Risikomanagement umfassen.
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Jeder Hedgefonds-Manager wird sich früher oder später auf seine
Kernkompetenzen konzentrieren, und schon heute wächst die Einsicht,
dass die Auslagerung bestimmter Dienstleistungen sowohl für
Hedgefondsfirmen als auch für deren Kunden Vorteile mit sich bringt.
Je transparenter die Kosten werden, umso eher werden sich
Fondsgesellschaften innovativen Lösungen von Fremddienstleistern
zuwenden, um den administrativen Aufwand zu reduzieren. Wurde die
Entscheidung zur Auslagerung einmal gefällt, so ist der ideale Partner
ein erfahrener Anbieter mit der nachprüfbaren Fähigkeit, detaillierte
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fehlerfreie Berichtsanforderungen zu erfüllen. Solche Dienstleister
können nicht nur die Transparenz verbessern, sie helfen Fondsanbietern
zudem dabei, weltweit ständig wechselnden regulatorischen
Anforderungen gerecht zu werden. Auch institutionelle Anleger nutzen
zunehmend Dienstleistungen von Drittanbietern, um gesetzliche
Bestimmungen zu erfüllen.
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Ein Beispiel für die Auswirkungen regulatorischer Veränderungen ist
die Neufassung des deutschen Investmentrechts von 2004. Die durch das
Gesetz für Anleger geschaffene Möglichkeit, auch alternative
Investments zu nutzen, erhöhte die Komplexität der Depotbankfunktion.
Ihr Geschäftsmodell wurde damit aber auch vielseitiger, wenngleich
Depotbankdienstleister heute differenzierter aufgestellt sein müssen
als jemals zuvor. Sie benötigen zudem modernste Technologien, um
Clearing-, Settlement- und Verwahrfunktionen sicher durchführen zu
können. Dies hat zur Folge, dass in einem komplexen und rasch
wechselnden Marktumfeld die Auswahl innovativer und kompetenter
Partner für Investmentdienstleistungen eminent wichtig ist.
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Langfristige Perspektiven
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Was als Anlagevehikel für besonders wohlhabende Privatinvestoren
begann, hat sich inzwischen zu einem normalen Bestandteil
institutioneller Anlageportfolios entwickelt. Wenn sich die
vorherrschenden Trends fortsetzen, könnten institutionelle Investoren
bald in etwa die Hälfte aller Hedgefonds-Anlagen weltweit investiert
sein. Auch wenn deutsche Pensionseinrichtungen und Versicherungen noch
etwas zögerlich auf den Alternative-Investments-Zug aufspringen,
werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit erkennen, dass Hedgefonds und
andere alternative Anlageformen als Bestandteil eines diversifizierten
Portfolios unverzichtbar sind. Hedgefonds sind keine vorübergehende
Mode, sie werden langfristig eine wichtige Rolle spielen.
Investmentdienstleister müssen sich deshalb darauf einrichten, die
speziellen Bedürfnisse der Hedgefondsbranche und institutioneller
Anleger zu erfüllen. Unternehmen mit moderner Technologie,
regulatorischer Expertise und einer langfristigen Branchenerfahrung
werden beim Aufbau der Infrastruktur für den wachsenden
Hedgefondsmarkt eine wichtige Rolle spielen.

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