Gespräch des Tages

Konsumfinanzierung - Weiter Weg für die Sparkassen

Point-of-Sale-Finanzierungen sind aus dem deutschen Handel nicht mehr wegzudenken und stellen eine verlässliche Stütze der Umsätze dar. So setzt beispielsweise der Automobilhandel jeden zweiten Euro mit Finanzierungen direkt am Verkaufsort um. Viele Käufe würden ohne solche Angebote ausbleiben. Knapp zwei Drittel aller Autohändler nutzen einer Studie des Instituts für Handelsforschung zufolge Finanzierungsangebote, um ihren Absatz zu steigern. Und in der Möbel- und Elektroindustrie ermöglichen rund ein Viertel aller Händler ihren Kunden die Zahlung per Kredit. Das haben natürlich auch die Banken längst registriert und versuchen sich ebenfalls nachhaltig am Pointof-Sale zu positionieren. Insgesamt konnten die auf Konsumentenfinanzierung spezialisierten Teilzahlungsbanken 2011 erstmals die 100-Milliarden-Euro-Grenze an neuen Krediten knacken.

Dabei haben die spezialisierten Kreditbanken, die inzwischen rund zwei Drittel des Neugeschäfts direkt im Prozess zwischen Verkäufer und Kunde realisieren, den Wettbewerbern weitere Marktanteile abgenommen. Entfielen 2008 mit 59,7 Milliarden Euro noch rund 45 Prozent aller gewährten Ratenkredite auf die Kreditbanken, waren es im Vorjahr mit 78,8 Milliarden Euro gut 53 Prozent. Während die Großbanken (5,5 Milliarden Euro oder vier Prozent) und die Volks- und Raiffeisenbanken (27,2 Milliarden Euro oder 18 Prozent) ihre Marktanteile halten konnten, mussten die Sparkassen einen Rückgang von 29 Prozent auf 27 Prozent oder 40,2 Milliarden Euro hinnehmen.

Also scheint die Initiative der S-Finanzgruppe, ihre Aktivitäten bei Auto- und Konsumfinanzierungen in der S-Kreditpartner GmbH (SKP) zu bündeln, durchaus nachvollziehbar, allerdings noch nicht von durchschlagendem Erfolg gekrönt. Ein Jahr nach Gründung ziehen die Berliner dennoch ein zufriedenes Fazit. Rund 260 der noch mehr als 400 Sparkassen in Deutschland vermitteln inzwischen Finanzierungen an die SKP. Die Zahl der sogenannten Vollkooperationspartner, die sowohl im Konsumenten- als auch im Autofinanzierungsgeschäft das Angebot des Dienstleisters nutzen, stieg ein Jahr nach Gründung auf 90 Institute. Davon stammen allerdings allein 40 Sparkassen in NRW aus der Übernahme der Readybank durch die SKP. Der Kundenkreditbestand belief sich per Ende 2011 auf 2,8 Milliarden Euro, wovon 1,2 Milliarden Euro durch die Sparkassen vermittelt wurden. An die vermittelnden Primärbanken wurden insgesamt Provisionen von knapp 20 Millionen Euro gezahlt. Unter dem Strich verblieb im ersten Rumpfgeschäftsjahr ein operativer Gewinn von 5,6 Millionen Euro.

Bis zum erklärten Ziel der SKP, die Marktposition der S-Finanzgruppe im Auto- und Konsumentenkreditgeschäft zu stärken und Marktanteile zurückzuerobern, ist es also noch ein weiter Weg. Das gilt erst recht, wenn aus den Zahlen des Bankenfachverbandes herauszulesen ist, dass sich Marktanteilsverschiebungen in einem weitgehend verteilten Ratenkreditmarkt mit Ausnahme der Kreditbanken weniger zwischen den Bankengruppen, sondern vielmehr innerhalb der verschiedenen Anbieter abspielen. Es wird sich also erst noch zeigen müssen, ob es den öffentlich-rechtlichen Banken mit ihrer Initiative am Point-of-Sale gelingt, anderen Banken Geschäft wegzunehmen, ob die Gefahr droht, sich selbst, sprich die Ortsbanken zu kannibalisieren oder ob tatsächlich neues Geschäft, das bislang an den Banken vorbeiging, gewonnen wird.

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