Gespräch des Tages

Kreditgenossen - Nur ein Außenseiter?

Natürlich habe er sich ein Gelingen der jüngst versuchten und dann doch gescheiterten Fusionspläne zwischen DZ Bank und WGZ Bank gewünscht. Jeder weitere Tag, der bis zu einer solchen Verbindung vergehe, sei ein verlorener Tag. Schließlich könne man erhebliche Synergien von mehreren 100 Millionen Euro realisieren. So äußerte sich Günter Preuß, Vorstandssprecher der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank), ungewöhnlich deutlich zu einem möglichen Zusammengehen der genossenschaftlichen Zentralinstitute. In den beiden Häusern, so der ansonsten eher zurückhaltend wirkende Preuß weiter, glaube doch niemand ernsthaft, dass es auf Dauer bei der derzeitigen Situation bleibe. Er hoffe auf eine Fusion in den nächsten fünf Jahren. Doch die Basisdemokratie in den Verbünden, zu der es selbstverständlich keine Alternative gebe, bringe langwierige Entscheidungswege mit sich. Und an der Basis sei noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Das konkrete Modell einer Zusammenführung ist nach seiner Meinung von untergeordneter Bedeutung. Die Hauptsache sei es, überhaupt einmal eine Zusammenarbeit zu starten.

Preuß äußert als Vorstand der Apo-Bank zwar keineswegs eine Außenseiter-Meinung im Verbund, sein Institut nimmt unter den Volks- und Raiffeisenbanken aber eine Sonderposition ein, nämlich die einer "atypischen Primärbank" im Genossenschaftssektor. Geht man allein nach der Rangliste des BVR, so sind die Düsseldorfer die größte Primärbank ihres Sektors. Das Institut wies im Jahr 2006 eine Bilanzsumme von 33 Milliarden Euro aus und lag damit mit großem Abstand vor der Berliner Volksbank mit gerade einmal einem Drittel der Bilanzsumme. Doch nicht nur ihre Größe unterscheidet die Apo-Bank von einer gewöhnlichen Volks- und Raiffeisenbank, sondern auch das Geschäftsmodell: Das Kreditinstitut ist nicht an das Regionalprinzip gebunden und betreibt daher 55 Filialen im gesamten Bundesgebiet. Die Bank richtet sich an freiberuflich tätige Personen in den Heilberufen, also an Apotheker, Ärzte und Zahnärzte. In dieser Zielgruppe erreicht sie einen Marktanteil von 60 Prozent. Dementsprechend stark atmet die Apo-Bank mit den Bedingungen ihrer Klientel, dem medizinischen Personal und somit dem Gesundheitswesen im Ganzen. Und das ist Fluch und Segen zugleich: Bei diversen Reformen, die die Politik in den vergangenen Jahren beschlossen hat, mussten auch Ärzte und Apotheker ihre Gürtel enger schnallen. Und doch geht es der Zielgruppe verhältnismäßig gut.

Das Institut kann es sich beispielsweise erlauben, seit Februar dieses Jahres einen Existenzgründungskredit mit Airbag anzubieten. Wenn die finanzierte Praxis in den ersten drei Jahren Insolvenz anmelden muss, so bringt die Apo-Bank ihre Forderungen nicht ins Insolvenzverfahren ein. Man könne, so Vorstandssprecher Preuß, sehr genau abschätzen, welche Praxis die besten Überlebenschancen habe. Überall dort jedoch, wo das Institut mit seinem speziellen Know-how weniger stark punkten kann, ist es dem Preiskampf um den Kunden ausgesetzt - so wie alle anderen Banken und Sparkassen auch. Gespürt hat die Bank den Konkurrenzdruck im vergangenen Jahr vor allem in der Baufinanzierung, einem Bereich, in dem das Neugeschäft gerade einmal auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden konnte.

Preuß beklagt also den heftigen Preiswettbewerb in den standardisierten Bereichen des Bankgeschäfts und verweist dennoch stolz auf eine Cost Income Ratio seiner Bank von knapp 56 Prozent. Der Durchschnitt unter den Kreditgenossenschaften liegt bei rund 70 Prozent. Eine respektable Aufwand-/Ertragsrelation sei das Ergebnis erfolgreichen Managements und keine Frage der Größe, verkündet er und wird dann schnell wieder vorsichtig. Denn Bruder- und Schwesterzwistigkeiten kann und will er sich nicht leisten. Jetzt, wo die Apo-Bank mit einer kalkulierbaren Ausweitung ihrer Zielgruppe von den freiberuflichen auf fest angestellte Mediziner den "echten" Primärbanken" noch ein klein wenig näher kommt.

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