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NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT RUDOLF FÜRST

Viele treue Kunden haben die Rotwein-Revolution beim Weingut Fürst geschmacklich kaum mitbekommen, weil sich die eher still und allmählich vollzog. Sichtbar hingegen war der Wandel durch die enorm aufwendige Neupflanzung der engen Terrassen in der heruntergekommenen Spitzenlage Klingenberger Schlossberg. Der große Umbau des Kellers direkt neben dem Kundenparkplatz fiel noch mehr ins Auge. Die Spätburgunder Rotweine von Sebas tian Fürst (Jahrgang 1980) schmecken anders als die seines Vaters Paul. Sebastian setzt auf subtile Duftigkeit und Seidigkeit, während sein Vater mehr auf herbe Kraft abzielte. Weniger ist mehr: Diese Denkweise kommt der klassisch deutschen Vorstellung von gutem Wein als unverfälschtem Ausdruck reifer, gesunder Trauben sehr nahe. In einem Punkt sind sich Winzer-Vater und Winzer-Sohn allerdings einig: Rotweine sind erst dann richtig groß, wenn sie über eine lange Lagerfähigkeit verfügen und Zeit bekommen, sich langsam zu entfalten. Der neue Schlossberg Großes Gewächs tut das auf beeindruckende Weise.

Paul Fürst hat das Gut gemeinsam mit seiner Frau Monika in drei Jahrzehnten zu einem der besten und renommiertesten Weingüter Deutschlands aufgebaut. Mit Rieslingen, Silvanern, Spät- und Frühburgundern wurde eine vollendete Stilistik entwickelt, deren Nuancenreichtum und Feinheit als weltweit einzigartig bezeichnet werden kann. Das Gut pflegt neunzehn Hektar Reben, ein Großteil davon in Steil- und Terrassenlagen. Seit 2007 hat Sebastian Fürst im elterlichen Topbetrieb die Verantwortung für die Rotweine und die Weißweine aus dem kleinen Holz. In Geisenheim hat er Weinbau studiert, in Südafrika und Burgund seine weinbaulichen Erfahrungen gesammelt.

In der terrassierten Steillage Klingenberger Schlossberg haben Vater und Sohn vor neun Jahren 1,3 Hektar Rebland erworben. Dieser Weinberg ist eine der großen historischen Burgunderlagen Deutschlands. Hier blühte einst eine fränkische Rotweinkultur von überregionalem Rang, die sich im Lauf der Jahrhunderte entwickelt hatte. In der Nachkriegszeit ist dieses Erbe binnen einer Generation vergessen und zerstört worden; noch in den 1990er Jahren wurde Wein vom Klingenberg teilweise als Fassware vermarktet. Das Engagement von Familie Fürst gilt der Renaissance dieser Lage. Zum Fürstschen Besitz gehören drei Filetstücke. Eine davon ist jene Parzelle, in der Sebastian Fürsts Lieblingswein gewachsen ist, der Spätburgunder Klingenberger aus dem Jahrgang 2011, ein feingliedriger, eleganter und puristischer Burgunder aus den jungen Reben des Schlossbergs. Sauerkirsche plus Mineralität vom roten Sandstein geben dem Ortswein Wärme und Länge.

Die Parzelle liegt unter der Klingenburg und wird von deren Flügelmauern geschützt. Vier Jahre nahmen Rekonstruktion und Sanierung der alten Trockenmauern sowie die Neupflanzungen in Anspruch. Dabei wurden abgestorbene und unfruchtbare Rebstöcke durch hochwertige, kleinbeerige Spätburgunder-Klone aus Burgund ersetzt.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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