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Ruppertsberger Reiterpfad

Das Deidesheimer Weingut Motzenbäcker verlässt sich seit vielen Jahren auf diese Methode. Seit 1987 setzen Regina Menger-Krug, geborene Motzenbäcker, ihr Mann Klaus und Tochter Marie auf einen kontrolliert umweltschonenden Weinanbau. Mit der Sektmanufaktur Menger-Krug und dem Weingut Krug'scher Hof verwaltet die Familie insgesamt drei Betriebe, die für ein breites Spektrum deutscher Quali-täts-Weinerzeugung stehen. Das Weingut Motzenbäcker ist seit 1838 im Familienbesitz. Seine Rebfläche umfasst mittlerweile 20 Hektar, zu denen unter anderem berühmte Weinbergslagen wie der Deidesheimer Paradiesgarten und der Ruppertsberger Reiterpfad zählen.

Der Name Reiterpfad ist auf die Römer zurückzuführen, die einst mit ihrer Kavallerie hier entlang zogen. Die Hanglage im pfälzischen Mittelhaardt-Gebirge, in dem ein fast mediterranes Klima herrscht, ist nach Südosten exponiert und steigt zum Waldrand hin an. Die Temperaturen liegen deutlich über dem jährlichen Bundesdurchschnitt, die Sonne scheint 40 bis 50 Tage länger als an anderen Orten in der Republik.

Die Kalkeinlagerungen im Untergrund des Reiterpfads gehen auf die Aufwölbung des Erdmantels und das Zerreißen der kontinentalen Kruste während der Kreidezeit zurück. Es folgte ein gewaltiger Einbruch der Landschaft, der Oberrheingraben. Dieser wurde in einem langsamen Wechsel durch Meeres- und Süßwassersedimente aufgefüllt. Die Ablagerungen bestanden in der Hauptsache aus Sanden, Tonen und den Kalkschalen abgestorbener Kleinstlebewesen. Durch Erosion und Verwehungen ist die Bodenbildung sehr vielgestaltig, sodass auch Löss- und Buntsandstein-Anteile im Reiterpfad zu finden sind. Die Reben, die hier wachsen, besitzen aufgrund der geologischen Vielschichtigkeit ein großes Potenzial und sind an ihren Fruchtaromen und an ihrer vom Kalk beeinflussten Säurestruktur wiedererkennbar.

Das Weingut Motzenbäcker nutzt diese positiven Voraussetzungen und gibt seinen Trauben im Weinberg ausreichend Zeit, da eine bestmögliche Nährstoffverfügbarkeit mit einer optimierten Aromeneinlagerung einhergeht. Die Reben werden zudem durch die Einsaat sogenannter Korrespondenzpflanzen gestärkt, alten, fast vergessenen Heilpflanzen und Kräutern aus dem Ursprungsgebiet der Rebe. Diese Pflanzenvielfalt sorgt für gesunde Böden, bietet Lebensraum für tierische Nützlinge wie Spinnen, Schwebfliegen, Florfliegen und Marienkäfer und wirkt sich überaus positiv auf die Gesundheit und die Widerstandsfähigkeit der Reben aus. Auch im Keller behält das Weingut diese besondere Aufmerksamkeit für seine Erzeugnisse bei: Kunstgriffe wie Mostkonzentration oder Schönungsmittel und die Verwendung von Enzymen und Lactaten sind überflüssig, da im Weinberg gesundes Traubenmaterial gewachsen ist.

Einer der jüngsten Motzenbäcker-Weine, der auf faszinierende Art den Boden der Spitzenlage und das milde Klima der Pfalz zum Ausdruck bringt, ist der Ruppertsberger Reiterpfad Riesling aus dem Jahr 2007. Er beeindruckt durch Mineralität, Zartheit und Komplexität. Hier vereinen sich subtile Anklänge an Weinbergpfirsich, Aprikose und Honigmelone mit zarten floralen Noten. Auch ein Hauch von Rosenblüten lässt sich nicht verleugnen.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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