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Schloss Johannisberg

Mit einer modernisierten Vinifizierung, die die Ausbildung komplexer Fruchtaromen fördert, hat der Wein von Schloss Johannisberg heute seinen alten Platz in der Spitzengruppe des Rheingaus wiedergewonnen. Er gilt unter Kennern als der Inbegriff des Rheingauer Rieslings: Vielschichtige Frucht und Würze vereinigen sich mit Eleganz und Delikatesse. Dabei ist er ausgesprochen nachhaltig und langlebig.

Die Weinbergslage Schloss Johannisberg befindet sich zum größten Teil auf einem für Rheingauer Verhältnisse sehr steilen Quarzit-Hügel. Der untere Teil beginnt auf 114 Metern Höhe über dem Meeresspiegel, die oberste Terrasse liegt auf knapp 182 Metern. Der Boden besteht aus mittel- bis tiefgründigem Löss und Lösslehm, der sich mit eisenoxidhaltigem Schiefer und dem Quarzit des Untergrundes mischt. Aus diesem Boden ziehen die Reben ihren einzigartigen Geschmack, der das Weingut Schloss Johannisberg neben drei anderen deutschen Gütern zu den 30 besten der Welt gemacht hat.

Der Johannisberg liegt exakt auf dem 50. Breitengrad. Eine Stele im Weinberg zeigt seinen genauen Verlauf. Die Witterungsverhältnisse werden im Schloss Johannisberg seit über 100 Jahren dokumentiert. Diese Aufzeichnungen belegen, dass im Winter die Temperatur selten unter den Gefrierpunkt fällt. Das Klima wird durch den Rhein reguliert, der hier bis zu einen Kilometer breit ist. Im Herbst erhöht die Nähe des Rheins auch die Luftfeuchtigkeit und fördert damit die Produktion der Edelfäule Botrytis. Aus diesen Gründen sind Eisweine wie der Riesling Blaulack eine Seltenheit, da Eiswein nur aus nicht befallenen Trauben hergestellt wird. Im Gegenzug ist aber auch extreme Hitze im Sommer außergewöhnlich.

Von den 35 Hektar Weinbergsfläche stehen regelmäßig 32 Hektar im Ertrag - ausschließlich Riesling mit einer Stockdichte von rund 5000 je Hektar. Der Durchschnittsertrag der letzten zwanzig Jahre liegt bei 67 Hektolitern je Hektar. Zur Erzielung der höchsten Prädikate sind bestimmte Parzellen von Schloss Johannisberg prädestiniert: Der westliche Schlossberg erbringt edelsüße Weine bis zur Trockenbeerenauslese, während der obere östliche Berg - angesichts seiner niedrigen Luftfeuchtigkeit - zur Erzeugung der Eisweine qualifiziert ist.

Gelesen wird der Wein - ausschließlich von Hand - in der Regel von der ersten Oktoberhälfte an. Die Trauben werden schonend gepresst. Der Most verbleibt drei Tage lang im Gärbehälter, bevor die alkoholische Gärung, die bei Temperaturen um achtzehn Grad vier bis fünf Wochen dauert, in Gang gesetzt wird. Die Weine werden in großen Holzfässern im 900 Jahre alten Schlosskeller ausgebaut.

So auch der Riesling Blaulack Eiswein aus dem Jahr 2005. Dieser Jahr-hundert-Eiswein beeindruckt durch sein zartes Bernsteingelb. Zuerst dominiert ein gehaltvolles Sultaninenbukett, im Mund entwickeln sich Aromen von reifer Birne mit einer Andeutung von Beeren und Karamell. Der Geschmack ist opulent, begleitet von einer milden Säure; der Nachhall ist imposant. Ein Wein, der ganz nach Heines Geschmack sein dürfte - zum Berge versetzen.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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