Gespräch des Tages

Zahlungsverkehr - Also doch!

Plötzlich ist alles Jammern und alles Drängen hinfällig. Denn geht es nach den Wünschen der EU-Kommission, wird die Übergangsfrist für die Umstellung auf das neue europäische Zahlungsverkehrssystem Sepa um sechs Monate verlängert. Damit solle verhindert werden, dass es zu Unterbrechungen im Zahlungsverkehr komme, denn die Umsetzung sei noch nicht weit genug fortgeschritten, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, so der zuständige EU-Kommissar Michel Barnier. Sollten EU-Parlament und EU-Rat diesem Vorschlag der Kommission zustimmen - wovon auszugehen ist - kommt es zu einer spektakulären Kehrtwende, denn bislang wurde am Starttermin 1. Februar noch nicht einmal ansatzweise im Kleinsten gerüttelt. Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele sagte noch kurz vor Weihnachten: "Der 1. Februar als Termin steht - es gibt keinen Plan B."

Entsprechend überrascht zeigte sich auch die Deutsche Kreditwirtschaft von diesem Vorstoß. Man habe den Vorschlag mit Überraschung zur Kenntnis genommen, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Kreditwirtschaft. Mit Überraschung auch deshalb, weil die deutschen Banken und Sparkassen der Meinung sind, dass diese Verschiebung "nicht notwendig gewesen wäre". Doch die Kommission hat offensichtlich kalte Füße bekommen. In der Tat geben die Zahlen Anlass zur Sorge, ob eine Umstellung zum 1. Februar wirklich geklappt hätte. Lediglich ein Drittel aller Überweisungen in Deutschland wurde im November vergangenen Jahres bereits im Sepa-Format ausgeführt. Hoffnung macht die Entwicklung, denn gegenüber Oktober verzeichnete die Bundesbank einen Anstieg um elf Prozentpunkte auf 32 Prozent.

Das heißt aber auch, dass von arbeitstäglich knapp 25 Millionen Überweisungen im Wert von rund 227 Milliarden Euro noch 17 Millionen Überweisungen umgestellt werden müssen. Noch niedriger ist der Anteil der Sepa-Lastschriften in Deutschland, auch wenn dieser mittlerweile von drei Prozent im Oktober auf zehn Prozent im November 2013 geklettert ist. Dabei ist die Bedeutung enorm: Mit arbeitstäglich rund 35 Millionen Lastschriften im Wert von etwa 52 Milliarden Euro erreicht Deutschland einen Marktanteil im Euro-Raum von 47 Prozent.

Formal soll laut EU-Kommission allerdings am Starttermin 1. Februar festgehalten werden. Allerdings dürfen Banken und Sparkassen in der sechsmonatigen Übergangsphase weiterhin Zahlungen mit Kontonummer und Bankleitzahl annehmen. Den ursprünglichen Plänen zufolge hätten ab Februar inländische und grenzüberschreitende Überweisungen und Lastschriften in Euro nur noch als Sepa-Zahlung mit IBAN und BIC ausgeführt werden dürfen. Dies soll vor allem kleineren Unternehmen und Vereinen zugute kommen, für Verbraucher gilt ohnehin eine längere Übergangsfrist bis 2016. Allerdings ist fraglich, ob die zusätzliche Zeit von den Betroffenen nun tatsächlich intensiv genutzt wird. Vermutlich wird sich der ein oder andere erst einmal wieder zurücklehnen, um dann im Juli wieder in lautes Wehgeschrei auszubrechen. Denn wie jeder von sich selbst weiß, ist meistens ein bisschen Druck für den Fortgang der Dinge sehr förderlich.

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