VÖB und Verdi vereinbaren Fahrplan für Reform des Entgeltsystems bei öffentlichen Banken

Bis zu ihrem dritten Verhandlungstermin in den Tarifgesprächen im öffentlichen Bankgewerbe am 19. November  wollen der VÖB und Verdi gemeinsam einen festen Fahrplan für die Reform des veralteten Tarifentgeltsystems entwickeln. Als Zielmarke soll dieser Fahrplan die erfolgreiche Erarbeitung eines modernen Entgeltsystems im ersten Halbjahr 2022 festschreiben. Die Gespräche zu Gehaltsanpassungen sollen parallel geführt werden, dabei ist laut Mitteilung eine frühere Einigung möglich. Diese gemeinsam verabredete Vorgehensweise stellt einen Kompromiss dar. „Die von den Gewerkschaften geforderte Entkopplung der Reform des Entgeltsystems von den Gehaltsgesprächen hielten wir nicht für richtig - wir wollen gute Verhandlungsergebnisse aber nicht aus Prinzip blockieren. Die nun gewählte Option, bei der wir im weiteren Verlauf der Tarifgespräche eine Parallelität der Verhandlungsstränge anstreben, bringt uns unserem Ziel ebenso konsequent näher. Wir begrüßen das heutige klare Bekenntnis der Gewerkschaften zur notwendigen Entgeltreform", so Gunar Feth, Verhandlungsführer der öffentlichen Banken.

Bislang keine Übereinkunft gibt es bezüglich des Arbeitgeberangebots für eine sofortige Gehaltserhöhung für Nachwuchskräfte und die Integration des Themas in den jüngst vereinbarten Nachwuchskräftetarifvertrag. Die Gespräche zu diesem Thema sollen beim nächsten Termin im November 2021 fortgeführt werden. Das betrifft auch eine Einmalzahlung für die Beschäftigten, für die von der Arbeitgeberseite ein Angebot vorliegt, das jedoch seitens der Gewerkschaften nicht weiterverhandelt wurde. Dazu sagt Dr. Ulrich Theileis, der stellvertretende Verhandlungsführer der öffentlichen Banken: "Für die Nachwuchskräfte haben wir heute ein Gehaltsangebot auf den Tisch gelegt, das es in diesem Umfang bisher noch nicht gab und unser Bekenntnis für Gewinnung und Bindung von jungen Mitarbeitenden mit einem Gehaltsplus von fast 10 Prozent in zwei Schritten unterstreicht. Wir hoffen, dass wir beim nächsten Verhandlungstermin zu einer guten Einigung kommen - nur so werden wir der gemeinsamen Verantwortung gegenüber den jungen Menschen in den Instituten gerecht."

Unter dem Strich resümiert VÖB-Geschäftsführer Dominik Lamminger: "Die dritte Verhandlungsrunde hat erneut deutlich gemacht, dass eine Grundvoraussetzung für konstruktive Tarifverhandlungen Dialogbereitschaft auf beiden Seiten ist. Heute haben wir einen Fahrplan für die nächsten Meilensteine bei der Reform des Entgeltsystems ins Auge gefasst und ich bin zuversichtlich, dass wir hier gut vorankommen werden. Das gilt auch für das Thema Nachwuchskräfteentgelt."

Der Tarifgemeinschaft Öffentlicher Banken gehören derzeit 44 VÖB-Mitgliedsinstitute mit rund 60 000 Beschäftigten an (Stand Ende 2020). Bis zum Jahre 1972 schloss die Tarifkommission des VÖB für ihre Mitglieder eigenständige Tarifverträge ab. Zwischen 1972 und 2020 bestand eine Verhandlungsgemeinschaft mit dem Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken), der zwischenzeitlich auch der Arbeitgeberverband der Volks- und Raiffeisenbanken (AVR) angehörte. Mitte Juni 2020 hatte der VÖB angekündigt, die Tarifverträge für die Beschäftigten der öffentlichen Banken wieder eigenständig mit den Gewerkschaften verhandeln zu wollen, um den Besonderheiten der öffentlichen Banken besser Rechnung tragen zu können (unsere Meldung hierzu).

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