Sicherheit

Banknotenfälschungen: Neuer Boom durch das Internet

Im Jahr 2015 war in Deutschland erneut ein deutlicher Anstieg des Falschgeldaufkommens zu verzeichnen. Das geht aus dem Bundeslagebild 2015 Falschgeldkriminalität des Bundeskriminalamts hervor. So stieg die Anzahl der polizeilich registrierten Falschgelddelikte um 42 Prozent auf 86 500. Diese beträchtliche Steigerungs rate führt das BKA vornehmlich auf den vermehrten Vertrieb des Falschgelds über illegale Online-Plattformen zurück.

Mehr Falschgeld made in Germany

Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen wurden 2015 in 3 494 Fällen die Akten der Staatsanwaltschaft zugeleitet (plus 18 Prozent). Darunter befinden sich auch 108 (im Vorjahr 13) Fälle der gewerbs- und bandenmäßigen Geldfälschung, woraus das Bundeskriminalamt die Feststellung ableitetet, dass Falschgeld in Deutschland zunehmend nicht nur verbreitet, sondern auch hergestellt wird.

Im Ländervergleich der insgesamt angehaltenen Euro-Falsifikate rangiert Deutschland nach Italien und Frankreich an dritter Stelle. Mit insgesamt 111 675 registrierten Fälschungen hatte Deutschland im vergangenen Jahr einen Anteil von 3,6 Prozent am europäischen Gesamtaufkommen - etwas weniger als 2014, als diese Quote sich auf fünf Prozent belief. Dennoch lag die Anzahl der in Deutschland festgehaltenen falschen Euro-Banknoten 2015 Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent über dem Vorjahreswert und auch deutlich über dem Fünf-Jahres-Mittelwert von 69 800 gefälschten Euro-Scheinen pro Jahr.

Am weitesten verbreitet sind dabei die 50-Euro-Banknoten mit einem Anteil von rund 50 Prozent sowie die 20-Euro-Banknoten mit einem Anteil von knapp 37 Prozent der in Deutschland registrierten Euro-Falschnoten. Beide Nennwerte haben somit ihren Anteil an den registrierten Fälschungen um fünf Prozentpunkte gesteigert. Die Fallzahlen sind vor allem bei den 20-Euro-Scheinen gestiegen, nämlich um 73,4 Prozent auf 41 492 festgehaltene Fälschungen. Nicht angestiegen sind die Fallzahlen hingegen bei den Banknoten zu 10, 200 und 500 Euro.

Die Entwicklung bei den Nennwerten weicht damit in Deutschland von den EU-weiten Zahlen ab. Nach den Zahlen der EZB war europaweit der 20-Euro-Schein der am häufigsten gefälschte Nennwert, auf den 69 Prozent (2014 waren es 32 Prozent) der Fälschungen entfielen. Der Anteil gefälschter 50-Euro-Banknoten sank hingegen in Europa - anders als in Deutschland - von 57 Prozent 2014 auf 15 Prozent im Jahr 2015. Diese große Verschiebung der Nominalwerte zugunsten der 20-Euro-Banknote erklärt das BKA mit der Sicherstellung großer Falschgeldmengen anlässlich der Aushebung mehrerer Druckereien in Italien im Berichtsjahr. Dort wurden überwiegend falsche Zwanziger hergestellt.

Erstmals auch Sicherheitsmerkmale hochwertig gefälscht

80 Prozent der Fälschungen werden in professionellen Druckverfahren hergestellt, wobei zur Täuschung geeignete Reproduktionen von Sicherheitsmerkmalen wie Hologramm, Mikroschrift, Sicherheitsfaden und Spezialdruck für fühlbare Merkmale in zunehmend besserer Qualität imitiert werden. Damit wird die Möglichkeit, Fälschungen auch mit den verbesserten Sicherheitsmerkmalen zu erkennen, zunehmend geringer. 2015 wurden erstmals Euro-Fälschungen festgestellt, die durch nichttechnische Prüfverfahren kaum noch von echten zu unterscheiden sind. Aus diesem Grund wurde die Mehrzahl der angehaltenen Euro-Falsifikate wohl auch bei Banken, Werttransportunternehmen, im Handel und Gewerbe sowie bei der Deutschen Bundesbank und ihren Filialen als falsch erkannt und angehalten. Das lässt darauf schließen, dass die Mehrzahl der Fälschungen von Privatpersonen nicht erkannt wird.

Diese hochwertigen Fälschungen stammen dem Bundeslagebild zufolge aus Ost- und Südeuropa, vornehmlich aus Italien und hier namentlich dem Raum Neapel, weshalb das BKA auch von "Napoli-Fälschungen" spricht. Auch bei ihrer Herstellung spielt das Internet eine wesentliche Rolle, da die dort angebotene hochwertige Herstellungsausrüstung die kriminellen Aktivitäten der Falschgeldhersteller wesentlich erleichtert.

Bezogen auf das gesamte in Europa im Umlauf befindliche Falschgeld stufen die Ermittler das Falschgeldaufkommen weiterhin als gering ein - sie verweisen jedoch darauf, dass die Falschgeldkriminalität das Vertrauen der Bevölkerung in die Sicherheit des Bargeldverkehrs beeinträchtigen könne. Das gilt freilich nicht weniger - und zumindest in Deutschland sogar noch ungleich stärker als beim Bargeld - für den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Ein Schub für das elektronische Bezahlen wird sich aus den neuesten Falschgeldzahlen somit vermutlich nicht ergeben - obwohl mit dem 500-Euro-Schein ausgerechnet eine derjenigen Banknoten abgeschafft wird, mit der sich die Fälscher vergleichsweise wenig befassen. Red.

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