Negativzinsen

Kommunikation in zwei Richtungen

In großem Stil wird es sicher nicht dazu kommen, dass Banken und Sparkassen angesichts von Negativzinsen ihren Einlagenüberschuss künftig im eigenen Tresor lagern. Dass die bayerischen Sparkassen diese Option in die Debatte werfen, zeigt allerdings, wie angespannt die Stimmungslage beim Thema Negativzins ist. Schließlich geht es nicht nur um die Konsequenzen für die Ertragslage der Kreditinstitute (von der letztlich auch ihre Steuerzahlungen und die Mittel, die in gemeinnützige Zwecke fließen, abhängen), sondern auch um die Auswirkungen auf das Kundengeschäft.

Schon die Meldung, dass selbst der Gesundheitsfonds, der die Krankenkassenbeiträge der Versicherten verwaltet, solche "Strafzinsen" zahlen muss, machte deutlich, dass die Thematik allmählich jeden Einzelnen angeht. Natürlich werden es Banken und Sparkassen zumindest im Mengengeschäft so lange wie irgend möglich vermeiden, von ihren Privatkunden Zinsen für ihre Einlagen zu verlangen.

Das ändert freilich nichts daran, dass die Verunsicherung um sich greift - zumal auch in der Diskussion um die Eingriffe in den Barzahlungsverkehr immer wieder das Stichwort "Durchsetzung von Negativzinsen" auftaucht. Und eine neuerliche Verunsicherung der Kunden ist zweifellos das Letzte, was eine Branche mit angeschlagenem Image derzeit noch braucht.

Die Drohung mit dem eigenen Tresor als Alternative zur EZB ist insofern eine Kommunikationsmaßnahme, die in zweifache Richtung zielt. Als Maßnahme der Lobbyarbeit richtet sie sich gegen die Geldpolitik der EZB. Zu einem guten Teil dient sie jedoch auch zur Beschwichtigung der Kunden - und das nicht nur in Richtung Strafzinsen auf Bankeinlagen. Denn wenn die Erträge von Banken schrumpfen, muss sich das schließlich auch in den Konditionen niederschlagen. Das Gratiskonto steht ohnehin schon mehr denn je infrage. Red.

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