Preispolitik

Sparkassen am Pranger

Quelle: DSGV

Wenn das keine Schlagzeile ist: "Sparkassen schaffen die kostenlose Bargeldversorgung ab", titelte das Finanzportal Biallo Ende März eine Pressemitteilung. Ganz so, wie es die reißerische Überschrift glauben macht, ist es natürlich nicht. Sondern es geht darum, dass einige Sparkassen die Möglichkeiten der bargeldlosen Bargeldversorgung für einzelne Kontomodelle eingeschränkt haben.

Rund 40 Institute und damit etwa jede zehnte Sparkasse, so eine Erhebung von Biallo, haben den kostenlosen Bargeldservice eingeschränkt oder abgeschafft. So wird bei 23 Instituten die Anzahl der monatlichen Barabhebungen am Schalter und Geldautomaten im günstigsten Kontomodell auf zwei bis fünf Transaktionen begrenzt. Danach wird pro Abhebung ein Entgelt verlangt. 20 weitere Institute werden dafür an den Pranger gestellt, dass sie für jede Abhebung an eigenen oder den Automaten anderer Sparkassen ein Entgelt erheben.

Das aber gilt wohlgemerkt nicht für alle Kunden. Bei der namentlich genannten Sparkasse Grebenstein etwa gilt dieses Entgelt von 50 Cent für jede Abhebung beim Online-Konto (2,50 Euro pro Monat) sowie dem Classic-Konto (3,50 Euro pro Monat). Beim Premium-Konto zum Monatspreis von 8,50 Euro ist die Bargeldversorgung hingegen inbegriffen.

Ein echter Paradigmenwechsel sind die genannten Ansätze somit nicht. Doch die Kosten der Bargeldversorgung werden in Zeiten erodierender Margen zweifellos spürbarer. Ist es da so unangemessen, die Kunden gemäß dem Verursacherprinzip an diesen Kosten zu beteiligen? In Zeiten nahezu flächendeckender Kartenakzeptanz dürften die Wenigsten darauf angewiesen sein, wöchentlich oder noch häufiger einen Geldautomaten aufzusuchen. "Kontingentlösungen" dürften somit für die meisten Kunden ohnehin ausreichen. Und dort, wo die gebührenfreie Bargeldversorgung vom gewählten Kontomodell abhängig gemacht wird, ist es letztlich auch eine Frage der Fairness, dass derjenige, der mehr bezahlt, auch mehr (Bank-)Leistungen erhält als der Sparfuchs.

Natürlich wird es Kunden, die sich umgewöhnen müssen, verärgern, wenn ihre Sparkasse, die vermutlich jahrelang die kostenlose Bargeldversorgung an 25000 Geldautomaten der S-Finanzgruppe als Wettbewerbsargument angeführt hat, an dieser Stelle Einschnitte vornimmt. Deshalb sind neue Entgelte für die Bargeldversorgung ein ebenso wichtiges Kommunikationsthema wie Filialschließungen: Auf die Möglichkeit, den Bargeldbedarf durch bargeldlose Zahlungen zu reduzieren, muss dabei ebenso deutlich hingewiesen werden wie auf die mittlerweile zahlreichen kostenfreien Bargeldbezugsquellen im Einzelhandel. Red.

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