Bankenchronik

27. November 2010 bis 7. Dezember 2010

Ende November dieses Jahres hat der Bundesrat dem von der Regierung auf den Weg gebrachten Gesetz zur Restrukturierung und geordneten Abwicklung von Banken zugestimmt. Es soll wie vorgesehen am 1. Januar 2011 in Kraft treten. Neben Privatinstituten müssen auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken ab kommendem Jahr die darin vorgesehene Bankenabgabe zahlen. Das Gesetz soll der Finanzaufsicht ermöglichen, frühzeitig bei Schieflagen von Banken einzugreifen. Notfalls können Kreditinstitute auch zerschlagen werden. Um bei künftigen Krisen nicht wieder auf Steuermittel angewiesen zu sein, sollen Banken künftig in einen Restrukturierungsfonds einzahlen. Das Bundesfinanzministerium beziffert den erwarteten jährlichen Erlös der Bankenabgabe auf rund 1,3 Milliarden Euro. Dieser Topf soll über Jahrzehnte auf ein Volumen von 70 Milliarden Euro anwachsen. Die Förderbanken des Bundes und der Länder bleiben von dem Fonds ausgeschlossen.

Nachdem die Annahmefrist für das freiwillige öffentliche Übernahmeangebot der Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, vom 7. Oktober 2010 an die Aktionäre der Deutsche Postbank AG, Bonn, zum Erwerb sämtlicher von ihnen gehaltener Anteilscheine für 25,00 Euro je Aktie Anfang November dieses Jahres abgelaufen ist, befindet sich ein Paket von 51,98 Prozent der Stimmrechte im Besitz des Frankfurter Geldhauses. Insgesamt wurden damit rund 22 Prozent der Anteile an der Postbank angedient. Im Zuge eines mit der Deutschen Post vereinbarten Put-/Call-Optionsgeschäfts sowie einer Pflichtwandelanleihe erhält die Deutsche Bank in den kommenden zwei Jahren zusätzliche 39,5 Prozent der Anteile, womit ihr Anteil auf mehr als 90 Prozent steigen wird. Um eine Fusionskontrolle in den USA und damit eine mögliche Verzögerung der Transaktion zu umgehen, gibt das Frankfurter Institut einen Teil der Postbank-Aktien weiter. Sobald diese Anteile von der Tochter DB Equity S.à.r.l. und der Société Générale geführt werden, soll die direkte Beteiligung vorerst wieder auf unter 50 Prozent sinken. Die Konsolidierung des Bonner Instituts erfolge noch im laufenden Jahr 2010.

Die Deutsche Postbank verkauft ihre indische Baufinanzierungs-Tochtergesellschaft Deutsche Postbank Home Finance Ltd. (DPHFL) an ein Erwerberkonsortium um die Dewan Housing Finance Ltd. Der Kaufpreis liege in einer Größenordnung von 10,54 bis 10,79 Milliarden indischer Rupien (umgerechnet rund 173 bis 177 Millionen Euro). Der Käufer will das Geschäftsmodell der DPHFL weiterführen. Letztere kam mit der Übernahme der BHW Holding AG im Jahr 2006 zur Postbank-Gruppe. Das Unternehmen wurde im Jahr 1995 gegründet und ist auf dem indischen privaten Baufinanzierungsmarkt tätig. DPHFL weist eine Bilanzsumme von 831 Millionen Euro aus, wovon der überwiegende Teil auf die Baufinanzierung entfällt. Der Abschluss der Transaktion wurde für das erste Quartal 2011 in Aussicht gestellt.

Ihre gesamte Wertpapierabwicklung lagert die BHF-Bank AG, Frankfurt am Main, an die Deutsche Wertpapier-Service Bank (DWP Bank), Frankfurt am Main, aus. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde bereits unterzeichnet, der endgültige Abschluss der Transaktion werde zeitnah angestrebt. Die Migration der Wertpapierdepots auf die Systemplattform der Transaktionsbank soll im Jahr 2011 erfolgen.

Die auch im Bankgeschäft tätige italienische Post hat ein Kaufangebot für die zur Bankengruppe Unicredit gehörende Mediocredito Italiano vorgelegt. Angaben zur Höhe der Offerte wurden nicht gemacht. Ziel der Post sei es, zusammen mit ICCREA Holding, einem Gemeinschaftsunternehmen der lokalen Kooperativbanken (BCC), eine Förderbank für Süditalien aufzubauen. Post und BCC kommen in Süditalien gemeinsam auf rund 5700 Filialen. Das Vorhaben "Banca per il Sud" wurde vom italienischen Finanzministerium angeregt.

Ratingagenturen in der Europäischen Union sollen ab kommendem Jahr von der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA beaufsichtigt werden. Damit geben die nationalen Aufsichtsbehörden die Überwachung vollständig an die Pariser Behörde ab, die im Januar 2011 ihren Betrieb aufnimmt. Unter anderem kann diese zukünftig eine Strafe von bis zu 20 Prozent des Umsatzes der Filiale einer Agentur verhängen, wenn diese sich nicht an in der EU geltendes Recht hält.

Die italienische Großbank Unicredit will im Laufe der nächsten fünf Jahre rund 900 Filialen in Mittel- und Osteuropa eröffnen. Der Fokus werde dabei auf Russland, Polen und der Türkei liegen. Für die Expansion wird keine Kapitalerhöhung für notwendig gehalten.

Ab dem Jahreswechsel bietet der französische Abwickler Caceis sein gesamtes Dienstleistungsangebot auf dem deutschen Markt an. Das Angebot der Crédit-Agri-cole-Tochter umfasst unter anderem den Zahlungsverkehr, das Wertpapierclearing und die Fondsadministration. Caceis ist seit dem Jahr 2007 im hiesigen Markt aktiv, als die Wertpapierabwicklung der Münchener Hypovereinsbank übernommen wurde.

Der Münchener Großkonzern Siemens hat von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften in Deutschland erhalten. Die neue Siemens Bank GmbH soll mit Krediten und Garantien das Produktspektrum der Financial-Services-Einheit von Siemens insbesondere im Bereich der Absatzfinanzierung erweitern. Das Institut richtet sein Angebot vor allem an Unternehmen, die öffentliche Hand und Projektgesellschaften, Produkte für Privatkunden sollen nicht angeboten werden. Die Siemens Bank wird ihren Sitz in München haben. Zusätzlich zum Kredit- und Garantiegeschäft soll sie auch Einlagengeschäft für Konzerngesellschaften und ausgewählte institutionelle Dritte betreiben sowie Dienstleistungen rund um das Risikomanagement und Risikocontrolling für den Siemens Konzern und für externe Kunden übernehmen. Das Institut ist zunächst ausschließlich in Deutschland vertreten, die Aufnahme grenzüberschreitender Tätigkeiten sei aber geplant. Es wird als hundertprozentige Tochter der Siemens AG geführt (siehe auch Personalien in diesem Heft).

Zum 1. Januar 2011 übernimmt die M. M. Warburg & CO KGaA, Hamburg, von der Sparkasse Bremen die restlichen 49 Prozent am Bankhaus Carl F. Plump & Co. Bereits seit 1999 hält Warburg 51 Prozent der Gesellschaftsanteile an dem Bremer Institut. Die 1828 gegründete Privatbank richtet ihr Angebot an vermögende Privatkunden, institutionelle Anleger und ausgewählte mittelständischen Unternehmen.

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