Bankenchronik

9. Februar 2011 bis 23. Februar 2011

Mitte Februar 2011 hat die Bundesregierung der EU-Kommission zum festgelegten Termin für weitere Vorschläge zur Neuordnung der WestLB drei Pläne vorgelegt, über die nun in Brüssel entschieden werden soll. Variante 1 sieht die Gründung einer Verbundbank mit einer Bilanzsumme von zirka 40 bis 45 Milliarden Euro und risikotragenden Aktiva von rund 12 Milliarden Euro vor. Dafür sollen die (NRW-) Sparkassen als Eigentümer das erforderliche Eigenkapital bereitstellen. Die restlichen Teile sollen frei verkauft und/oder in die bereits bestehende Bad Bank ausgegliedert werden. Dem Vernehmen aus dem Umfeld nach, soll diese Lösung in Brüssel derzeit favorisiert werden.

Variante 2 beinhaltet einen vom Aufsichtsrat der WestLB gebilligten überarbeiteten Umstrukturierungsplan für die Düsseldorfer Landesbank. Grundlage waren nach Angaben der Bank Gespräche mit der Kommission, in denen der Vorstand der WestLB der Behörde - in Konsultation mit dem Lenkungskreis - den Zuschnitt der neuen Kernbank aufgezeigt hat. Der Plan sieht vor, dass die Landesbank ihre Bilanzsumme und die risikogewichteten Aktiva (RWA) bis 2015 weiter reduziert. Im Vergleich zu den in der ursprünglichen Beihilfeentscheidung festgelegten Werten würde die WestLB damit ihre Bilanzsumme und ihre risikogewichteten Aktiva um zirka ein weiteres Drittel verringern. Um die Anschluss- und Transaktionsfähigkeit für mögliche Verbindungen mit Partnern strukturell zu erhöhen, wird die Separierung von vier Teilbetrieben unter dem Dach der WestLB vorgeschlagen. Es handelt sich dabei um die Teilbetriebe Verbund & Unternehmensfinanzierung, Spezialfinanzierungen, Transaktionsinstitut sowie Gruppen- & Servicefunktionen. Einzelne Teilbetriebe können später im Rahmen von Partneroptionen in Zusammenschlüsse eingebracht oder veräußert werden. Die im überarbeiteten Umstrukturierungsplan vorgteschlagene wei ere Verkleinerung der Bank führe zu Belastungen, die von Eigentümern, Land und Bund mitgetragen werden müssen, trage jedoch den Forderungen der Kommission Rechnung.

Variante 3 der Vorschläge an die EU-Kommission beinhaltet die Fortführung des laufenden Veräußerungsprozesses als Ganzes. Die Eigentümer der WestLB AG, Düsseldorf, haben sich inzwischen auf Vorschlag des Veräußerungsbeauftragten verständigt, mit zwei Bietern den laufenden Veräußerungsprozess für die Gesamtbank fortzusetzen. Beide Parteien wollen vor diesem Hintergrund in den kommenden Wochen in konkrete Verhandlungen mit dem Ziel bindender Angebote eintreten.

Die Bankhaus Dr. Masel AG, Berlin, eine 100-Prozent-Beteiligung der DAH Beteiligungsgesellschaft, hat 50,1 Prozent an der Capitell Vermögens-Management AG mit Sitz in Frankfurt am Main erworben. Bislang bietet das Privatbankhaus vornehmlich individuelle Finanzierungen für Privatkunden, mit dem Zukauf soll das Angebot um eine konzernunabhängige Vermögensberatung und-verwaltung erweitert werden. Neben den bisherigen Ca-pitell-Standorten in Frankfurt und Hamburg wurde im Januar dieses Jahres eine Filiale in Hannover eröffnet.

Das größte Finanzinstitut Griechenlands, die National Bank of Greece (NBG), bietet rund 3 Milliarden Euro für das drittgrößte Kreditinstitut des Landes, Alpha. Der Offerte vom 18. Februar zufolge würde die National Bank of Greece 71 Prozent des fusionierten Geldhauses kontrollieren. Sie bietet acht neue NBG-Aktien für elf Alpha-Anteilscheine, was einem Aufschlag von 18,5 Prozent auf den Schlusskurs vom Vortag entspricht. Die Offerte wurde von Alpha umgehend zurückgewiesen. Im Jahr 2001 näherten sich beide Banken bereits an, damals scheiterte die Fusion.

Die Sparkassen im Südwesten stocken ihre Beteiligung an der Deka-Bank Deutsche Girozentrale, Frankfurt am Main, von 7,7 Prozent auf 15,5 Prozent auf. Der Beschluss dazu wurde auf einer Verbandsversammlung des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg (SVBW) einstimmig gefällt. Ebenfalls einstimmig beschloss die Verbandsversammlung des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe in Münster eine Erhöhung der Beteiligung auf 10,0 Prozent. Weitere Abstimmungen auf Verbandsebene stehen in anderen Sparkassenregionen bis zum Erscheinen dieser Ausgabe noch an. In Bayern obliegt die Entscheidung jeder einzelnen Sparkasse. Bisher liegen rund 50 Prozent der Anteile an der Deka-Bank bei den Landesbanken, die Sparkassen planen, zum alleinigen Eigentümer des Asset Managers zu werden. Bis Ende März soll der komplette Verkaufsprozess abgeschlossen sein.

Die Bausparkasse Schwäbisch Hall trennt sich von ihrem Anteil von 33 Prozent an der Hamburger Verlag Bellevue and More GmbH. Käufer ist die Verlagsgruppe Handelsblatt, die damit alleiniger Eigentümer des Verlagshauses wird. Bellevue and More, von Schwäbisch Hall und Tomorrow Focus 2001 gegründet, verlegt unter anderem das Immobilienmagazin Bellevue und verschiedene Publikationen von Schwäbisch Hall, darunter die hauseigene Kundenzeitschrift mit 1,8 Millionen Abonnenten. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Kartellamtes.

Eine Gruppe aus Frankfurter Wissenschaftlern und Bankpraktikern hat in einer "Streitschrift" Vorschläge zur Neuordnung des deutschen Sparkassen- und Landesbankensektors zur Diskussion gestellt. Danach sollen alle verbliebenen Landesbanken sowie die Deka-Bank in ein Sparkassenzentralinstitut und mehrere Sparkassenregionalinstitute umgewandelt werden. Daneben könnten einzelne Geschäftsaktivitäten mit den Förderbanken der Länder verschmolzen werden. Für die Sparkassen soll zumindest die Option eröffnet werden, sich den Regionalinstituten anzuschließen und damit eine Form der vertikalen Integration umzusetzen. Die Trägerschaft der neuen Einheiten soll zwischen Kommunen und kommunalen Verbänden, Sparkassen und Sparkassenverbänden sowie den Bundesländern aufgeteilt werden. Das Diskussionspapier steht auf www.hof.uni-frankfurt.de unter Policy Platform/Publikationen/White Papers zum Download bereit.

Der in der Schweiz ansässige Vermögensverwalter Ceros Holding AG, Luzern, hat Ende Februar 2011 die Mehrheit an der türkischen Wertpapierhandelsbank Pozitif Menkul Degerler AS, Istanbul, erworben. Verkäufer, der auf Wertpapierdienstleistungen wie Brokerage Services, Asset Management und Research Services spezialisierten Einheit, ist die Bank Pozitif AS, Istanbul. Der Kaufpreis wurde nicht genannt.

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