Gespräch des Tages

Aberdeen Asset Management - Langfristig, konservativ, schnörkellos

Der Volksmund weiß bekanntlich vieles. Etwa, dass Schotten knausrig sind und neben Whisky gerne Bier trinken. Gerade mit letzterem dürfte man dem deutschen Wesen wohl nicht sonderlich fremd sein. Andersherum weiß er, dass die Deutschen eher technisch denken und gründlich sind (und - vielleicht gerade deshalb - gute Autos bauen). Wenn also nun mit Aberdeen Asset Management ein Fondsanbieter von der Insel mit einem schnörkellosen, konservativen, langfristig orientierten, kurzum einem der Volksweise folgend irgendwie "typisch deutschen" Konzept den hiesigen Markt für institutionelle Investoren bearbeiten will, dann stellt sich schnell die Frage, ob der Markt für entsprechende Produkte, allemal von einem ausländischen Anbieter, überhaupt noch Potenzial bietet.

In der Tat bringt der Vorstoß der Schotten dahingehend eine ganze Reihe von interessanten Aspekten mit sich. Die Philosophie der Schotten dürfte - erstens - einem deutschen Anleger allein vom Konzept her durchaus zugänglich sein: langfristige Anlage in traditionellen Anlageklassen (Renten, Aktien, Immobilien), sorgsames Buyside-Research, strenge Bewertung jedes Einzelinvestments, und alles mit "deutscher" Gründlichkeit. Freilich sind es die hiesigen Anlagegesellschaften, die selbiges versprechen - auch wenn sich Aberdeen im Gegensatz zu den Wettbewerbern dadurch einen Namen machen will, sich konsequent daran zu halten. Allein mit Marketing wird man aber im deutschen Markt kaum Fuß fassen können.

Zum zweiten geht die Verbundenheit der schottischen Geldverwalter mit dem deutschen Markt weit über die genannten kulturellen Eigenarten hinaus. Namhaft geworden ist die Gesellschaft nämlich erst durch die Übernahme der Geschäftsbereiche Institutional Equity, Fixed Income, Global Equity und Multi-Asset der Deutschen-Bank-Tochter DeAM in Großbritannien und Philadelphia im Jahr 2005. Allein dadurch hat sich das verwaltete Volumen mehr als verdoppelt und man konnte das Spektrum vom reinen Rentengeschäft auch auf den Aktienbereich ausdehnen. Und es erklärt, warum der deutsche Markt als erstes auf dem europäischen Festland bearbeitet wird. Drittens hat sich Aberdeen mit dem ehemaligen Feri-Mann Hartmut Leser einen ausgesprochenen Kenner des deutschen Markts als Geschäftsführer der hiesigen Aktivitäten an Bord geholt.

Dass man viertens bereits Mandate über rund eine Milliarde Euro akquiriert hat, gibt dem schottischen Konzept grundsätzlich erst einmal Recht. Auch das vage Ziel, mit einem verwalteten Vermögen von drei Milliarden Euro in drei bis fünf Jahren zu den "Top 20" der (meist kleineren) ausländischen Anbieter hierzulande zu gehören, scheint angesichts der ersten Erfolge plausibel. Bei der Marktbearbeitung gibt man sich demnach wie schon bei der Investmentphilosophie: Nicht auf das Volumen will man sich konzentrieren, sondern auf die Qualität. Und das mit britischer Zurückhaltung.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X