Gespräch des Tages

Allianz Global Investors - Neue Avancen

Dass sich Allianz Global Investors darum bemüht, Sparkassen und Volksbanken als Kunden ihres Institutionellen Asset Managements zu gewinnen, ist nicht neu. Schon im Frühjahr 2004, also lange vor der Finanzkrise, wurden den Primären der beiden Verbundgruppen Avancen gemacht. Damals wurden noch unter der Vorgängergesellschaft dbi Treasury-Fonds als chancenreiche Innovation für das Depot-A angepriesen. Jetzt fühlt sich die AGI durch eine externe Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) dazu ermuntert, ihre Bemühungen um diese Kunden einmal mehr zu intensivieren.

In ihrer aktuellen Befragung von Genossenschaftsbanken und Sparkassen zu den Perspektiven und Strategien für das Depot-A-Management kommt die DHBW zu der Erkenntnis, dass seitens der Institute die Stabilität der Erträge innerhalb des Risikobudgets einen hohen Stellenwert hat und viele Primäre nach Wegen suchen, die zurückerlangte Risikotragfähigkeit zur Stabilisierung des Zinsergebnisses zu nutzen. Sie wollen sich damit auf Zeiten vorbereiten, die eine unter Risikoaspekten vertretbare Fristentransformation wieder deutlich schwerer werden lassen.

Mit Blick auf die derzeit vorhandene Asset Allokation der befragten Institute formuliert die AGI ihre Ambitionen viel direkter. Eine Anlagepolitik, die rein auf Staatsanleihen (14,51 Prozent), Investmentgrade (15,13 Prozent), Pfandbriefe (17,8 Prozent) sowie hauptsächlich auf Papiere der Zentralinstitute (31,6 Prozent) setzt, so die bewusst provozierende These, stößt unter sich verändernden Marktbedingungen schnell an ihre Ertragsgrenzen. Um dem abzuhelfen, wird den Primärinstituten neben einer Optimierung des Risikomanagements dringlich empfohlen, die bisherige Anlagepolitik zu flexibilisieren und eine kalkulierbare Assetklassenerweiterung in Richtung Unternehmens- und Schwellenländeranleihen, Aktien und alternativen Investments einzuleiten. Und wie es sich für eine tüchtige Gesellschaft gehört, hat man zur Vorbereitung auf die kommenden Zeiten der "Neuen Normalität" gleich auch eine passende Produktvariante im Angebot.

Für die "wetterfeste Depot-A-Ausrichtung" von Sparkassen ist beispielsweise ein Pfandbrief/Co-vered-Bond-Fonds mit gleitender Benchmark für Kreditinstitute gedacht, der in ein breit gestreutes Covered-Bond-Portfolio investiert und eine relativ konstante Restlaufzeit von rund 2,7 Jahren aufweist. Dank einer gleitenden Cash-Flow-Struktur, so werden die weiteren Verlockungen aufgereiht, kann dieses Mandat einfach in die ohnehin genutzten bankinternen Risikosysteme eingebunden werden, es nimmt dem Institut den komplexen Kreditanalyseprozess nach MaRisk - vor allem die Deckungsstockanalyse - ab und liefert sämtliche aufsichtsrechtlichen Daten.

Grund für die erneuten Bemühungen der AGI, die Verbundtreue der Primärinstitute im Depot-A-Management zu durchlöchern, sind die derzeitigen Wettbewerbsbedingungen. Viele Landesbanken befinden sich in heftigen Restrukturierungsprozessen. Und in Bayern hat sich die Eigentümerbindung der Sparkassen an ihre Landesbanken fast vollständig gelockert. Für die AGI, die sich schon seit einigen Jahren in vergleichsweise ruhigem strategischen Fahrwasser bewegt, bieten unruhige Zeiten bei den S-Wettbewerbern mit all ihren Unsicherheiten über die künftige strategische Ausrichtung eine willkommene Angriffsfläche. Aber angefangen von der LBBW Asset Management über die Helaba Invest und die Bayern Invest sind im Asset Management der Landesbanken keine sichtbaren Zerfallserscheinungen zu erkennen. Und die straff geführte Union Investment wird sich in ihrem Beritt ohnehin zu wehren versuchen.

Die Avancen von Allianz Global Investors gegenüber den Primären dürften sich somit als zäh erweisen. Aber Hartnäckigkeit in der Kundenakquisition sind die Institutionellen Asset Manager ja gewohnt. Und viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken fühlen sich traditionell frei genug, sich die Angebote der Konkurrenz wenigstens einmal durchrechnen zu lassen.

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