Gespräch des Tages

Bankhaus Metzler - Beruhigende Kontinuität

Einige Privatbanken haben es derzeit durchaus nicht leicht. So streben manche Häuser eine neue oder zumindest veränderte Positionierung an und verordnen sich deshalb striktes Kostenmanagement sowie Maßnahmen zur Effizienzsteigerung (etwa HSBC Trinkaus oder Sal. Oppenheim mit Stellenabbau). Andere versuchen, durch Anpassungen ihres Geschäftsmodells auf die Marktentwicklungen zu reagieren (wie Bankhaus Lampe oder Hauck & Aufhäuser). Schweizerische Private-Banking-Anbieter ziehen sich vom deutschen Markt teilweise zurück, während neue Mitbewerber auch aus dem Sparkassen- und Genossenschaftslager langsam Fuß fassen (etwa DZ Privatbank). Personelle Veränderungen (zum Beispiel bei der Berenberg Bank oder bei der Castell-Bank) verbreiten in den jeweiligen Häusern zusätzliche Unruhe. Insgesamt verschärft sich somit die Wettbewerbslage im Geschäft mit vermögenden Privatkunden. Marktbeobachter rechnen mit einer baldigen Konsolidierung im Markt der Private-Banking-Anbieter. Dabei ist eine Tendenz klar erkennbar: Angesichts der umfangreichen Dokumentationspflichten, dem damit verbundenen Aufwand und den Haftungsrisiken wenden sich viele Häuser von der individuelleren Vermögensberatung ab und verstärkt der Vermögensverwaltung zu und sondieren in diesem Zuge mögliche Mitstreiter.

Gänzlich unbeeindruckt von dieser Gemengelage scheint nach wie vor das Bankhaus Metzler zu sein. Wie immer schüttet die Frankfurter Privatbank nur eine Dividende von 2,3 Millionen Euro an die Aktionäre aus. Ansonsten wurden in der Gewinn- und Verlustrechnung gemäß langjähriger Praxis wiederum bilanztechnische Gestaltungsmöglichkeiten genutzt, um stille Reserven zu bilden. Mit 20 Millionen Euro stärkte das Haus die Gewinnrücklagen und damit das offen ausgewiesene Eigenkapital sowohl in der Bank als auch im Konzern, sodass die Kernkapitalquote mittlerweile bei über 20 Prozent liegt. Insgesamt ist das Bankhaus Metzler mit dem Geschäftsverlauf 2012 durchaus zufrieden. Das Zinsergebnis lag mit 22 Millionen Euro leicht über dem Vorjahresergebnis von 21 Millionen. Das Provisionsergebnis sank zwar von 145 Millionen Euro auf 134 Millionen Euro, lag jedoch immer noch um zwei Millionen Euro über dem Niveau von 2010. Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen erhöhten sich gegenüber 2011 um drei Millionen Euro auf 139 Millionen Euro. Wie im Vorjahr konnte die Bank allerdings bei den Steuern vom Einkommen und Ertrag einen positiven Betrag erzielen. Dank der aufgrund der EuGH-Rechtsprechung geänderten Behandlung des sogenannten "negativen Aktiengewinns" im Jahr 2001 gab es eine Steuerrückerstattung in Höhe von 10,3 Millionen Euro.

Dass die Frankfurter Privatbank bei ihrem Geschäft nicht einfach nur "ihren Stiefel weitermachen" will, zeigen die erfolgreichen Initiativen in den fünf Geschäftsfeldern des Hauses. Im Bereich Asset Management etwa sieht man sich bei den Geschäftskunden inzwischen als etablierter Lösungsanbieter für die gesamte Palette des Pension Managements. Im Geschäftsfeld Corporate Finance konnte die Bank unter anderem vom zunehmenden Interesse asiatischer Investoren an deutschen Zielunternehmen profitieren und - nicht zuletzt dank der erfolgreichen Repräsentanz in Peking - einige Transaktionen mit Investoren aus China und Japan erfolgreich zum Abschluss führen. Im Bereich Equities führt man das erfreuliche Ergebnis unter anderem auf maßgeschneiderte Aktientransaktionen für institutionelle Geschäftspartner zurück. Im Bereich Financial Markets sieht man Gründe für eine verstärkte Geschäftstätigkeit mit der industriell geprägten Kundschaft insbesondere in aktiven Strategien, beispielsweise zum Thema Repo/Wertpapierleihe. Und im Private Banking schließlich konnte das Bankhaus die Verbindungen zu den Kunden an den fünf bundesdeutschen Standorten nach eigenen Angaben weiter festigen.

Gleichwohl sind Verlässlichkeit, Nachhaltigkeit und Kontinuität für das Bankhaus Metzler nach wie vor von überragender Bedeutung. Diese Werte spiegeln sich dabei nicht nur in dem seit Jahren weitgehend unveränderten Geschäftsmodell wider, sondern auch bei der Belegschaft. Neben einem gewissen Purismus in der Vermögensverwaltung - vornehmlich Aktieninvestments und keine vermeintlich steuersparenden Anlageformen - empfinden die vermögenden Kunden gerade in der aktuellen Zeit eine personelle Kontinuität sicherlich als Beruhigung.

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