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Brauneberger Juffer Sonnenuhr

Der Ruhm dieses Weinguts, das von Wilhelm Haag und seinem Sohn Oliver geleitet wird, findet seine Grundlage in der Spitzenlage Brauneberger Juffer Sonnenuhr: Das einzigartige Prunkstück hierin ist eine 7000 Quadratmeter große Rebfläche mit achtzig Jahre alten Weinstöcken. Schon Napoleon zählte die Lage "Brauneberger Juffer" zu den Perlen der Moselregion. Die Bezeichnung Juffer leitet sich höchstwahrscheinlich von dem Wort Jungfer ab. Damals gehörten Teile der ursprünglichen Rebflächen zum Besitz eines nahe gelegenen Franziskanerinnenklosters. Innerhalb des Gebäudes befindet sich heute noch die älteste Krypta nördlich der Alpen. Die Gebeine von 36 Nonnen sollen hier ruhen.

Der Familienbetrieb Haag hat sich nach und nach die Filetstücke gesichert. Sein Gesamtanteil am Brauneberger Juffer Sonnenuhr beläuft sich auf beachtliche sieben von 10,5 Hektar. Die Fläche wird durch ihre Geografie ganztägig von der Sonne verwöhnt. Die Wärme, die sie tagsüber aufnimmt, gibt sie in den Abend- und Nachtstunden an die Reben ab. Ihre Hangneigung beträgt bis zu 75 Prozent und der Boden basiert auf dem moseltypischen Devonschiefer. Auf ihm wurde bereits in der Römerzeit Wein angebaut. Die ursprüngliche Mächtigkeit des Devonschiefers wird auf etwa zehn Kilometer geschätzt, von der aufgrund der natürlichen Erosion über die Jahrmillionen heute noch die Hälfte erhalten ist.

Auf diesem Untergrund wurzeln die Reben bis tief in das Gestein, um ihre Trauben mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen. Wilhelm und Oliver Haag widmen sich der ganzen Palette trockener, feinfruchtiger bis edelsüßer Spitzengewächse. Die Weinlese erfolgt von Hand, zumeist in vier Durchgängen. Im ersten Durchgang werden rund 20 Prozent der Trauben selektiert, aus denen der säurebetonte Gutswein entsteht. Die besten Trauben sind für die Prädikatsweine bestimmt und bleiben nach Möglichkeit erheblich länger am Stock. Je nach Zustand der reifen Trauben wird mit der gestaffelten Lese bereits im Weinberg zwischen Basis und Selektionsweinen unterschieden. Nur die Selektionsqualitäten erhalten das Zertifikat einer Lagenbezeichnung.

Eines der jüngsten Meisterwerke, das für Furore in der Weinwelt sorgte, ist der Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Auslese aus dem Jahr 2006.

Schon eine Stunde nach dem Öffnen der Flasche erinnert das Aroma dieser Auslese an weißen Pfirsich und Kräuter, an Birne, Honig und, ganz dezent im Hintergrund, an exotische Früchte. Ein reichhaltiger Wein mit einer dichten Struktur und raffinierter Finesse - ohne die für eine Auslese oftmals typische aufdringliche Fruchtsüße. Ein purer Genuss in edler Form.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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