Kreditwesen-Weintipp

Graacher Himmelreich

Im Jahr 1911 wurde der Besitz von

Mathias Prüm unter seinen Kindern aufgeteilt. Einen Teil erbte Johann Josef Prüm. Neben dem nach ihm benannten Weingut J. J. Prüm gingen aus diesem Zweig weitere hoch angesehene Betriebe hervor: S. A. Prüm, Studert-Prüm, Weins-Prüm sowie etwas entfernter das Weingut Loosen und das Weingut Robert Weil im Rheingau. Sie alle pflegen und kultivieren ihre weinbaulichen Wurzeln auf höchstem Niveau.

Der einzigartige Stil des Weinguts J. J. Prüm hat alle Turbulenzen und Unwägbarkeiten gerade in den Jahren schadlos überstanden, in denen der deutsche Wein infolge des kriegsbedingten Verlusts seiner traditionellen Handelsbeziehungen und aufgrund törichter Moden in den 1960er und 1970er Jahren seine größten Krisen erlebte. Seit nunmehr fast 40 Jahren wird das Weingut von Dr. Manfred und Wolfgang Prüm geführt. Es bewirtschaftet 19 Hektar Rebfläche in den Wehlener Lagen Sonnenuhr, Klosterberg und Nonnenberg und der Zeltinger Sonnenuhr, der Bernkasteler Lay und dem Graacher Himmelreich.

In Graach ist die Weinbautradition schon zweitausend Jahre alt; nie kam sie ganz zum Erliegen. In besonders schlechten Zeiten betrieben die Winzer Schafzucht in ihren Weinbergen. Der Name Himmelreich steht für die hohe, exponierte Lage dieser Rebfläche, obwohl der Hang ursprünglich von den Kelten als "Kleiner Hügel" bezeichnet wurde. Erst im 19. Jahrhundert verliehen ihm geistliche Würdenträger den heutigen Namen.

Die nach Südwesten ausgerichtete Rebfläche mit 65 Prozent Hangneigung umfasst 62 Hektar auf mittelgründigem, steinigem Tonschiefer-Verwitterungsboden. Der dunkle Devonschiefer der Mittelmosel kommt hier überwiegend im Boden vor und prädestiniert die Lage für die Kultivierung edler Rieslinge. Ganz offensichtlich werden diese Devon-Verwitterungsschieferböden von der Reblaus nicht sonderlich geschätzt. Daher pflanzt das Weingut Prüm schon seit über zwanzig Jahren keine Pfropfreben mehr und verfügt über mehr als 90 Prozent wurzelechter Stöcke. Sie haben unter anderem den Vorteil, dass die Trauben eine längere Hängezeit haben und ihre Säure weniger schnell abbauen.

Im Keller legt das Weingut großen Wert darauf, seinen Weinen Zeit zu geben. Die spontane Gärung mit den weinbergseigenen Hefen lässt ihren besonderen Charakter entstehen. Die Weine kommen erst mit einer gewissen Reife auf den Markt. Dieser Extra-Schönheitsschlaf bewirkt ihre unverwechselbare Komplexität.

Besonders eindrucksvoll zeigt sich das in dem 2003er Graacher Himmelreich Riesling Auslese: Er besticht durch sein vielschichtiges, zart honigwürziges Bukett mit einer reifen, klaren Frucht. Sein Aroma erinnert an kandierte Zitrusfrüchte, Pfirsich, Ananas, Maracuja und Aprikosen und ist verbunden mit einer eleganten mineralischen Schiefernote. Im langen Nachhall öffnet sich ein schillerndes Aromenspektrum, das mit einer himmlischen Leichtigkeit brilliert. Dieser Riesling schwebt geradezu über die Zunge. Alles ist Aroma - die Schwerkraft scheint aufgehoben.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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