Gespräch des Tages

DZ Bank - Zurück in der Spur

Die Erleichterung war allen Beteiligten anzumerken. Nach dem eher durchwachsenen und von der Schuldenkrise geprägten Jahr 2011 ist die DZ Bank wieder zurück in der Spur. Das gilt sowohl für die wesentlichen Ertragskomponenten als auch die Risikolage, die Kostensituation oder die dringend erforderliche Thesaurierung von frischem Eigenkapital. Dementsprechend leicht fiel es dem Vorstandsvorsitzenden über die Zahlen, verbundpolitische Themen und sogar eine mögliche notwendige Kapitalerhöhung seines Hauses zu sprechen, denn mit solchen Erfolgen ist man kein Bittsteller mehr, sondern es sei "eine gute Zeit, in die DZ Bank zu investieren".

Was macht Wolfgang Kirsch so zufrieden? Das Vorsteuerergebnis von 1,32 Milliarden Euro übertrifft den Vorjahreswert gleich um das Vierfache und wurde in den vergangenen Jahren nur 2010 und 2006 übertroffen. Der Zinsüberschuss ist mit 3,26 Milliarden Euro der mit Abstand höchste seit Ausbruch der Finanzkrise und liegt sogar spürbar über dem der Vorkrisenjahre 2006 und 2007. Die Risikovorsorge ist zwar um gut ein Drittel höher ausgefallen als im Vorjahr, allerdings ist dieses Unglück zum einen klar an der Tochter VR Leasing festzumachen, die rund 200 Millionen Euro zu den 527 Millionen Euro Bewertungen beigetragen hat. Zum anderen hat die DZ Bank damit wieder das verträgliche Maß früherer Jahre erreicht und bewegt sich bereinigt um die Kriseneffekte im Durchschnitt. Das Eigenkapital konnte aus einbehaltenen Gewinnen, der Bildung von § 340g-Reserven und dem Abbau von Risikoaktiva um insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro gestärkt werden. Das Ergebnis aus Finanzanlagen ist zwar immer noch negativ (minus 442 Millionen Euro), hat aber die entsetzlichen Belastungen früherer Jahre hinter sich gelassen. Und die in der Position "Sonstiges Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten" zusammengefassten Auswüchse der Finanzkrise auf der Kapitalseite haben sich mit einem Abschreibungsbedarf von 276 Millionen Euro im Berichtsjahr ebenfalls erheblich reduziert und relativiert. Und selbst die im gegenwärtigen Umfeld bei fast allen Banken und Sparkassen unter Druck stehenden Provisionserlöse bewegen sich trotz eines Rückgangs mit 963 Millionen Euro noch auf vergleichsweise vernünftigem Niveau.

All das soll nicht heißen, dass der Vorstandsvorsitzende keine Sorgen mehr hat, das wäre sicherlich zu viel verlangt. Aber diese kommen nicht mehr aus dem operativen Geschäft, nur noch bedingt aus den Folgen der Finanz- und Staatsschuldenkrise, sondern sind größtenteils den steigenden regulatorischen Anforderungen geschuldet. So ist für Wolfgang Kirsch noch gar nicht sicher, ob er die Zuwendung seiner Eigentümer in Form frischen Kapitals überhaupt braucht, da noch nicht geklärt sei, welchen Zuschlägen sich sein Haus überhaupt zu unterwerfen habe. Das mache die Planung schwierig, klagt der Vorstandsvorsitzende. Allerdings hat die Aufsicht den Banken längst signalisiert, dass sie die zusätzlichen Kapitalanforderungen nicht von heute auf morgen, sondern mit einem für die Erfüllung realistischen Zeitfenster erwarte. Aber ein guter Kaufmann darf/muss auch mal klagen.

Bleiben die deutschen Überlegungen zu Finanztransaktionssteuer und Trennbanken. Beides würde die DZ Bank, die als Kapitalsammelstelle und Liquiditätsausgleich für die ihr angeschlossenen Volksund Raiffeisenbanken fungiert, hart treffen. Sowohl die Annahme von überschüssigem Geld der Primärbanken und dessen Anlage an den Märkten als auch der kurzfristige Ausgleich von Liquiditätsengpässen seien per Definition Finanzgeschäfte und würden somit der Steuer unterliegen, was dem Vorstandsvorsitzenden nicht in den Sinn will. Noch unsinniger findet er die Überlegungen zu Trennbanken auf sein Haus bezogen. Immerhin sei man doch schon eine Trennbank, denn die Anlage der Gelder durch die DZ Bank sei klar von den Spareinlagen, die bei den Kreditgenossenschaften liegen, abgespalten. Ob er damit Gehör findet, darf zumindest bezweifelt werden. Zuversichtlicher ist Kirsch, was die Erleichterungen bei der Behandlung von Beteiligungen innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe betrifft, hier sei man auf gutem Weg. Ach ja, trotz allem soll im laufenden Jahr "im Normalbetrieb" ein Ergebnis auf Vorjahreshöhe erzielt werden. Man fühlt sich offensichtlich wieder allem gewachsen bei der DZ Bank.

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