Kreditwesen-Weintipp

Fellbacher Lämmler

Weingut Gerhard Aldinger

Würziger Duft und ein Korb schwarzer Beeren. Im württembergischen Fellbach, ganz in der Nähe Stuttgarts, ist das Weingut Gerhard Aldinger ansässig. Nach Ansicht vieler Fachleute haben die Weine des schwäbischen Familienbetriebs in den vergangenen Jahren ein Qualitätsniveau erreicht, das es so in Württemberg noch nicht gegeben hat. Die lange Weinbau-Tradition der Familie lässt sich bis in das Jahr 1492 zurückverfolgen, als "Bentz der Aldinger" hier Reben pflegte. In der nunmehr 15. Generation wird das Weingut von Gert Aldinger geführt. Zurzeit arbeiten hier drei Generationen - Gerhard Aldinger, sein Vater und seine Söhne.

Die Weinberge umfassen insgesamt zwanzig Hektar Rebfläche in verschiedenen Einzellagen. Dazu gehört auch die Fellbacher Lage Lämmler, eine geschützte Südhanglage, die mit einer Steigung von 35 Prozent am Fuß des Kappelbergs liegt. Ihr Name deutet vermutlich auf den Namen der Familie Lämmle hin, in deren Besitz sie sich über Jahrhunderte hinweg befand. Im Lämmler kommt es tagsüber zu starker Erwärmung, während es sich nachts kräftig abkühlt. Diese Schwankungen wirken sich positiv auf das intensive Fruchtaroma der Trauben aus. Der Lämmler liegt an der Bruchstelle der Schurwaldrandverwerfung zum Neckartal. Mit Schilfsandsteinverwitterung und buntem Mergel hat die Lage einen Boden aus Materialien des mittleren Keupers. Neben dem Gipskeuper herrschen hier roter Keuper und Sandsteinverwitterung vor.

Bis zum Jahr 1964 gab es im Lämmler quer terrassierte Weinberge, und der Hang war durch Trockenmauern stabilisiert. Weinbau war mühevolle Handarbeit. Die Flurbereinigung in den 1960er Jahren erleichterte die Bewirtschaftung und bewahrte den Lämmler davor, als Brachland zu enden. Die Familie Aldinger pflanzte hier ausschließlich hochwertige Rebsorten: Spätburgunder und Lemberger stehen in der Südlage, Cabernet Sauvignon und Merlot wurden in der Südwestlage des Lämmlers gepflanzt, in der sie von der Abendsonne profitieren. Die oberen und unteren Bereiche des Weinbergs sind mit Riesling, Chardonnay und Sauvignon blanc bestockt.

Der Lemberger ist eine spät reifende rote Rebsorte, die besonders in Baden-Württemberg anzutreffen ist. Er bevorzugt ein mildes Klima und windgeschützte Standorte. Als früh austreibende Rebsorte ist er vom Spätfrost bedroht. Er hat eine kräftige Farbe, einen deutlichen Tanninaspekt, ist aber dennoch fruchtig, oft verbunden mit einer intensiven Kirschnote.

Nach der Weinlese lässt Gert Aldinger die selektierten Trauben von alten Reben zwanzig Tage auf der Maische vergären. Nach dem biologischen Säureabbau wird der Wein sechzehn Monate in neuen Barriquefässern ausgebaut. Der Ertrag aus den klassifizierten Lagen beträgt weniger als fünfzig Hektoliter pro Hektar.

Einer der Spitzenweine aus dem Weingut Aldinger ist der Fellbacher Lämmler Lemberger aus dem Jahr 2004. Sein voller würziger Duft offeriert einen ganzen Korb schwarzer Beeren und Kirschen. Durch den Ausbau im Barrique kommen dezente Tabak- und Vanillenoten hinzu. Am Gaumen zeigt der Wein kräftige Gerbstoffe mit feinen Holznoten und einen langen Nachhall. Mit ihm ist dem Weingut Aldinger ein wahrhaft großer Wein gelungen.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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