Gespräch des Tages

Genossenschaftliche Zentralbanken - Raum für Feinsteuerung

Unter normalen Umständen hätte die WGZ Bank vermutlich unter verschiedenen Blickpunkten erläutern müssen, weshalb zwar der Zins- und Provisionsüberschuss ihrer ersten Bilanzberichterstattung nach IFRS beide um gut zehn Prozent gestiegen sind, das Handelsergebnis in der Gruppe aber von plus 30,3 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 54,8 Millionen Euro beträchtlich abgenommen hat. Immerhin macht der Swing von 85,1 Millionen Euro rund die Hälfte des Jahresüberschusses aus. Doch in diesem Falle reichte der schlichte Hinweis aus, von den Verwerfungen an den Kapitalmärkten betroffen zu sein, um vor dringlichen Nachfragen verschont zu bleiben.

Die Erklärung für das mäßige Interesse an weiteren Details ist einfach. Solange kein echter Verlustausweis notwendig wird und/oder eine Risikoabschirmung vorgenommen werden muss, liegt ein solches Ergebnis dieser Tage schlicht und einfach in der normalen Bandbreite dessen, was man für ein Institut mit Zentralbankfunktion erwarten darf. Unter dem Eindruck der ersten Einblicke in die Quartalsergebnisse 2008 der großen Privatbanken im In- und Ausland sowie den Offenbarungen im Landesbankensektor fallen die Zahlen der WGZ Bank allenfalls in die Kategorie der mittelschweren Ergebnisbelastungen.

In der Außendarstellung ihrer Geschäftszahlen trifft die genossenschaftliche Zentralbank derzeit gleich mehrfach auf glückliche Umstände. So darf sie beispielsweise mit einem großen Teil ihren belastbaren Angaben noch auf die Jahresendzahlen 2007 zurückgreifen, während börsennotierte Häuser unter dem Druck der Quartalsberichterstattung schon die weiter verschlechterten Bedingungen der vergangenen Monate einbeziehen müssen. Die beiden genossenschaftlichen Zentralbanken sind eindeutig weniger betroffen als die viel zitierten Paradebeispiele aus dem Landesbankenbereich und werden deshalb auch nicht wechselseitig in Sippenhaft genommen. Und die inzwischen generell aufgekommene Kritik an der Aussagekraft von Bewertungsansätzen nach IFRS in Phasen fehlender Marktpreise relativiert ebenfalls das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit.

Die WGZ Bank kann sich somit im vergleichsweise entspannten Nebeneinander mit der DZ Bank der Projektarbeit in ihren Geschäftsfeldern widmen. Vergleichsweise geräuschlos verläuft dabei die Feinsteuerung der Zusammenarbeit mit den Mitgliedsbanken, etwa bei der Unterstützung beim Aufbau der Passivseite, bei Vorstandsworkshops zur weiteren Markterschließung, bei Depotbankservices und beim strukturierten Monitoring für Sanierungsfälle. Zwei andere Projekte hingegen sind grundsätzlich einer überregionalen Beachtung wert: Zum einen kooperiert die Bank gruppenübergreifend mit den beiden Sparkassenverbänden und dem Genossenschaftsverband in Nordrhein-Westfalen im Bereich der Bargeldlogistik und Bargeldabwicklung. Unter dem Projektnamen Cash-Services werden 338 Genossenschaftsbanken und Sparkassen mit insgesamt 5 152 Geschäftsstellen vertreten (das sind 80 Prozent der Banken und mehr als 70 Prozent der Zweigstellen in NRW). Bei Bargeldtransporten allein für die Genossenschaftsbanken und Sparkassen in Nordrhein-Westfalen von täglich rund 630 Millionen Euro mit 525 Fahrzeugen, so heißt es übereinstimmend aus beiden Verbundgruppen, lassen sich durch größere Stückzahlen und eine verbesserte logistische Steuerung auf lange Sicht jährliche Einsparungen von bis zu 20 Prozent erzielen.

Zum anderen befindet sich die WGZ Bank mit den eigenen Mitgliedsbanken in einer gründlichen Prüfungsphase der möglichen Varianten für die Einführung einer elektronischen Vertriebsplattform als onlinebasiertes Direktbankangebot. Erstens eine gemeinsame genossenschaftliche Direktbank, zweitens eine zentrale elektronische Vertriebsplattform für alle Genossenschaftsbanken und drittens eine dezentrale elektronische Vertriebsplattform unter Federführung der WGZ Bank sind die Optionen, die die Düsseldorfer derzeit zusammen mit ihren Instituten durchdenken. Was dabei herauskommt und möglicherweise in ein konkretes Projekt mündet, interessiert fraglos die gesamte Organisation.

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