Schwerpunkt: 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland

Die Gruppe der Sparda-Banken: Mitgestalter des modernen Retailgeschäftes

Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 hat eine tiefgreifende demokratische Entwicklung in Deutschland ihren Anfang genommen. Nach Jahren des Krieges und der alliierten Besatzung wurde ein Neubeginn geschaffen, der allerdings auch eine Teilung Deutschlands in Ost und West nicht verhindern konnte. 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland - dies umfasst Phasen des Wiederaufbaus und der Wiedervereinigung, aber auch wirtschaftlich und politisch schwierige Zeiten, in denen sich die demokratische Struktur in Deutschland als stabiles Fundament erwiesen hat.

Die Sparda-Banken haben mit ihrer über 100-jährigen Geschichte die Entwicklung der Bundesrepublik dabei von Beginn an begleitet - einige Blickpunkte in die Entwicklung der Bundesrepublik und der Sparda-Banken machen diese Verbindung besonders deutlich.

Parallele Entwicklungen

Auch vor der Gründung der Bundesrepublik waren die Sparda-Banken eng mit der wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands verbunden: Im Jahr 1896 wurde die erste Sparda-Bank (damals: "Eisenbahn-, Spar- und Darlehnskasse") von Eisenbahnern als Selbsthilfeeinrichtung gegründet. Eine "Ei-senbahner-Bank" ausschließlich für Eisenbahner - die soziale und gesellschaftliche Verantwortung des Geschäfts war damit von Beginn an wichtiger Bestandteil ihres Selbstverständnisses.

Mit Beginn der Nachkriegszeit und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 wurde für die Sparda-Banken ein wichtiger Wendepunkt in ihrer Geschichte markiert. Die Teilung Deutschlands vollzog sich auch innerhalb der Spar-da-Gruppe - so wurden die acht Banken in der sowjetischen Besatzungszone dem einheitlichen Kreditsystem der DDR zugehörig.

Öffnung für den Markt

Mit der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, der Etablierung der sozialen Marktwirtschaft und der Phase des Wiederaufbaus änderten sich auch die Verhältnisse der Kreditwirtschaft und der Bevölkerung als privaten Kunden der Banken und Sparkassen grundlegend. Sichtbarste Zeichen waren die generelle Einrichtung des Girokontos, des Lohn- und Gehaltskonto und nicht zuletzt im Jahr 1969 die Euroscheckkarte. Dies bedeutete infolge einen Meilenstein in der Position der Spar-da-Banken. Über den Kreis der Bahnangehörigen hinaus, öffneten sie sich zunächst für Angehörige des öffentlichen Dienstes und anschließend in den achtziger Jahren für alle Arbeitnehmer und Rentner. Bis heute sind sie der ausschließlichen Fokussierung ihres Geschäfts auf den privaten Kunden treu geblieben.

Die Öffnung der Kundenkreise schlug sich im Jahr 1978 in der Umfirmierung nieder: Aus den "Eisenbahn- Spar- und Darlehnskassen" wurden die "Sparda-Banken". Damit entwickelten die genossenschaftlichen Banken über ihr ursprüngliches Kundenklientel hinaus eine Präsenz. Das gebührenfreie Girokonto - heute im Wettbewerb ein oft beworbenes Angebot - war von Beginn an Standard in der Produktpalette. Ehemals als kostenloses Lohnkonto für Bahnangestellte angelegt, konnten nach Öffnung der Kundenkreise alle privaten Kunden auf dieses Angebot zugreifen.

Das Geschäftsmodell der Sparda-Banken die Grundversorgung des privaten Kunden mit preisgünstigen und verständlichen Finanzprodukten sicherzustellen - hat sich als eine durchgängige Erfolgsgeschichte herausgestellt. Mit über vier Millionen Kunden, davon mehr als drei Millionen Mitgliedern, haben die Sparda-Banken einen hohen Beitrag dazu geleistet, insbesondere Arbeitnehmer an das "Banking" heranzuführen. Als genossenschaftliche Institute haben sie in gleicher Weise wie die Volks- und Raiffeisenbanken daran mitgewirkt, demokratische Prinzipien im Kreditgewerbe zu verankern.

Zum einen wird die Mitbestimmung jeden Mitglieds durch die Vertreter- beziehungsweise Mitgliederversammlung gewährleistet, zum anderen arbeitet die Bank als privatwirtschaftlich geführtes Institut nach den Regeln des Wettbewerbs. Die Sparda-Banken haben mit ihrem kontinuierlichen Wachstum dafür gesorgt, Grundelemente demokratisch verantwortungsvollen Wirtschaftens in einer marktwirtschaftlichen Ordnung zu verbreiten.

Ein Höhepunkt in der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland war die deutsche Wiedervereinigung im Jahr 1990. Die Integration der neuen Bundesländer wurde dabei auch von der Gruppe der Sparda-Banken aktiv mitgetragen: So wurde nach intensiven Bemühungen des Verbandes am 3. Oktober 1990 - dem Tag der deutschen Wiedervereinigung - die Sparda-Bank Berlin eG mit ihren acht Filialen als jüngstes Institut Mitglied im Verband der Sparda-Banken e. V. Sie ist heute mit über 460 000 Mitgliedern die mitgliederstärkste Genossenschaftsbank Deutschlands.

Teil des genossenschaftlichen Finanzverbundes

Die Sparda-Banken sind ein aktiver Teil des genossenschaftlichen Finanzverbundes und gehören dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken an. Die Förderung ihrer Mitglieder steht seit jeher im Mittelpunkt ihres Geschäfts so sind aktuell rund drei Viertel der Kunden auch Mitglied ihrer Bank. Die besonders hohe Kundenzufriedenheit bei den Sparda-Banken und ein seit Jahrzehnten stetiger Zuwachs an Mitgliedern sind ein Resultat des Verständnisses als familiäre Fördergemeinschaft und zeigen damit, dass die Mitgliedschaft aktuell mehr denn je eine zeitgemäße Rechtsform im Bankgeschäft darstellt (Abbildung 1).

In Verbindung mit ihrem Grundprinzip einfacher und kostengünstiger Produkte stellen sie seit Jahren den überwiegenden Teil des Mitgliederwachstums im Finanzverbund. Fast jedes fünfte Mitglied einer genossenschaftlichen Bank gehört zu einer Sparda-Bank.

Die Entwicklung der Bilanzsumme der Sparda-Banken spiegelt das Mitglieder-und Kundenwachstum wider. Seit 1990 erhöhte sich die kumulierte Bilanzsumme in den vergangenen zwei Jahrzehnten um über 500 Prozent von 10,5 Milliarden Euro (1990) auf 55,8 Milliarden Euro (2008). Gleiches gilt auch für die Kundeneinlagen und die Kreditgewährung (Abbildung 2). Heute gehören fünf der insgesamt zwölf Sparda-Banken zu den zehn größten Kreditgenossenschaften in Deutschland.

Ein Stück deutsche Sozialgeschichte

Aktuell steht die Bundesrepublik vor einer besonders schweren Herausforderung in ihrer Geschichte: Deutschland befindet sich aufgrund der Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten in einer der schwersten Rezessionen seit 1945.

Die Finanzkrise hat die Wirtschaft weltweit erreicht und stellt die Grundpfeiler der Marktwirtschaft in Deutschland auf eine schwere Probe. Mehr denn je sind auch die Banken, nicht zuletzt die, welche sich wie die Sparda-Banken dem Privatkundengeschäft in besonderer Weise widmen, gefordert, Vertrauen in die Prinzipien unserer Wirtschaftsordnung durch verantwortungsvolles Handeln zu sichern. Sicherheit und Vertrauen zählen zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren in dieser turbulenten Zeit.

Die Gruppe der Sparda-Banken ist mit ihrer seit Jahrzehnten unveränderten Geschäftsstrategie in diesem schwierigen Marktumfeld weiterhin sehr stabil aufgestellt. Mit ihrer Kontinuität - der traditionellen Ausrichtung auf das standardisierte Privatkundengeschäft in Deutschland - und ihrer transparenten Geschäftspolitik können die Sparda-Banken auf ein großes Vertrauen bei ihren Kunden wie auch auf eine weiterhin sehr erfolgreiche Geschäftsentwicklung bauen. "Orientierungsstiftung in finanziellen Angelegenheiten" ist ein immer wieder durch die Kunden bestätigtes Charakteristikum der Zusammenarbeit. Damit leisten die zwölf genossenschaftlichen Sparda-Banken einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Vertrauens der Bürger in das deutsche Finanzsystem.

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als starkes Erfolgsmodell bewiesen, und wird sich angesichts der aktuellen Herausforderungen ein weiteres Mal als stabiles und sicheres Fundament erweisen.

Mit ihrer Entwicklung in den letzten 60 Jahren haben die Sparda-Banken die Bundesrepublik aktiv begleitet und wichtige Ereignisse in ihren Bereichen mitgetragen und -gestaltet. Als eine der ersten Bankengruppen haben sie das moderne Retailbanking - das standardisierte und preisgünstige Bankgeschäft für den privaten Kunden - in den Markt gebracht.

Damit wurden bereits früh die Weichen für die transparente und konstante Geschäftspolitik gestellt, die die Sparda-Banken bis heute auszeichnet und sich im derzeitigen Marktumfeld als stabiles und zukunftssicheres Erfolgsmodell beweist. Mit ihrem der Tradition verbundenen, dabei aber gleichzeitig in die Zukunft orientierten Geschäftsantritt tragen sie bis heute zur Entwicklung einer modernen, offenen und belastbaren Finanzszene in Deutschland bei.

Laurenz Kohlleppel , Mitglied des Aufsichtsrates, GBS Software AG, Karlsruhe / Frankfurt am Main
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