Gespräch des Tages

Hedge Accounting - IAS 39: komplizierter als gedacht

Rudolf Schlett, Regional Vice President Central Europe, Trema Germany
GmbH, Frankfurt am Main, schreibt der Redaktion: "Seit Anfang 2005
müssen vor allem börsennotierte Unternehmen die Anforderungen von IAS
39 erfüllen. Doch dies gestaltet sich komplizierter als gedacht. Grund
dafür sind einerseits Sicherheitsbeziehungen, die sich im Laufe ihres
Lebenszyklus verändern und dadurch auch die Anforderungen an die
bilanzielle Abbildung der Sicherheitsbeziehungen beeinflussen. Zudem
stellen unterschiedliche Auslegungen der Bilanzierungsstandards ein
Problem für die Unternehmen dar. Um den Anforderungen des Hedge
Accountings zu entsprechen, müssen sowohl die Sicherungsbeziehung als
auch die Risikomanagementziele undstrategien des bilanzierenden
Unternehmens dokumentiert werden. Hinzu kommt die Methode zur
prospektiven und retrospektiven Effektivitätsmessung im Hinblick auf
das Sicherungsgeschäft formal. Insbesondere sind das Grundgeschäft,
das abzusichernde Risiko und das Sicherungsinstrument eindeutig zu
benennen.
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Die Wirksamkeit der Hedge-Beziehung ist zu jedem Zwischenabschluss-
und Abschlussstichtag nachzuweisen. Eine Sicherungsbeziehung wird als
hocheffektiv betrachtet, wenn sowohl zu Beginn als auch während der
Laufzeit der prospektive als auch retrospektive Effektivitätstest
positiv ausfällt. Darunter versteht man zum einen, dass die Änderung
des Fair Value (Marktwert) oder der Cash-Flows des Grundgeschäfts
durch die Änderung der Fair Values oder Cash-Fows des
Sicherungsinstruments kompensiert werden. Zum anderen heißt das, dass
sich die aktuellen Ergebnisse in einer Spannbreite zwischen 80 und 125
Prozent bewegen. Doch schreibt IAS 39 kein bestimmtes Verfahren zur
Effektivitätsmessung vor. Die Wahl der Methode hängt von der
Risikomanagementstrategie des Unternehmens ab. Dabei kann die
Beurteilungsgrundlage für verschiedene Arten von Sicherungsbeziehungen
unterschiedlich sein, muss jedoch für ähnliche Geschäfte in der
zeitlichen Folge konsistent gewählt werden. Sie kann sowohl auf Basis
mathematischer als auch statistischer Verfahren gemessen werden. Und
es gibt keine Vorschrift, wie regelmäßig eine Effektivitätsmessung
durchzuführen ist.
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Für den prospektiven Effektivitätstest sind zwei Verfahren üblich: Bei
einem historischen Abgleich werden die Fair Values von Sicherheits-
und Grundgeschäft auf Basis von historischen Daten ermittelt, und es
wird ein Nachweis geführt, dass sich die Veränderungen der Fair Values
in der Vergangenheit entsprochen haben. Die Berechnung von
Sensitivitäten hingegen untersucht, wie stark sich der Fair Value von
Grundgeschäft und Sicherungsinstrument ändert, wenn die abgesicherten
Risikofaktoren von einem vordefinierten Wert abweichen.
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Zum Nachweis der retrospektiven Effektivität haben sich drei Methoden
durchgesetzt: Die Dollar-Offset-Methode vergleicht die Wertänderung
des zu sichernden Grundgeschäfts mit den Wertänderungen des
Sicherungsinstruments innerhalb eines bestimmten Zeitraums, wobei
Effektivität bei einer Verhältniszahl zwischen minus 0,8 und minus
1,25 gegeben ist. Der Vorteil der Dollar-Off-set-Methode liegt in
ihrer Einfachheit und Verständlichkeit. Ein Nachteil der Methode
besteht darin, dass sich Ineffektivitäten bei geringfügigen
Abweichungen der Laufzeit von Grundgeschäft und Sicherungsinstrument
ergeben. Die Varianzreduktionsmethode untersucht, ob die
Hedge-Beziehung die Fair-Value-Schwankungen verringert hat, während
die vielfach eingesetzte Regressionsanalyse die Hedge-Effektivität
durch ein statistisches Verfahren analysiert. Die Regressionsanalyse
führt in der Praxis normalerweise zu besseren Ergebnissen bei der
Effektivitätsmessung als die Dollar-Offset-Methode, ist jedoch
wesentlich komplexer und umfassender. Die bilanzielle Abbildung von
Hedges ist eine weitere wichtige Anforderung: Sofern die
Voraussetzungen für das Hedge Accounting erfüllt sind, müssen sowohl
die Ergebnisse aus den Fair-Value-Änderungen des Sicherungsinstruments
als auch die Ergebnisse der auf das gesicherte Risiko
zurückzuführenden Fair-Value-Änderungen des Grundgeschäfts sofort
ergebniswirksam erfasst werden.
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Es gibt verschiedene Treasury-Systeme, die Unternehmen dabei
unterstützen, den strengen Vorschriften des IAS 39 hinsichtlich der
Rechnungslegung von Finanzinstrumenten gerecht zu werden. Die gewählte
Treasury-Lösung muss in der Lage sein, den gesamten Lifecycle eines
Hedges abzubilden, denn nur so kann die per Gesetz geforderte
Datenkonsistenz, Transparenz und Nachvollziehbarkeit im
Hedging-Prozess zu jeder Zeit erreicht werden. Dabei ist wichtig, dass
die IT-Lösung eine lückenlose Dokumentation des gesamten
Sicherungsgeschäfts, insbesondere der Designation der
Sicherungsbeziehung, Risikomanagementziele und Strategien,
ermöglicht."

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