Gespräch des Tages

IKB - Schieflage und viele offene Fragen

Dietmar K. R. Klein, Bundesbankdirektor a. D. schreibt der Redaktion: "Wie die Analysen der letzten Wochen verdeutlicht haben, ist die IKB mit externen Conduits ohne nennenswertes Eigenkapital über Investment-Beraterverträge zwecks Erzielung lukrativer Provisionseinnahmen verbunden. Dass zur Absicherung der revolvierenden ABCP-Finanzierung auch das zuvor mit Aa3 bewertete Institut selbst, neben anderen Banken, Kreditlinien zur Verfügung gestellt hat, um sich ein gutes Rating von Moody´s zu sichern (Prime-1), ist im Geschäftsbericht 2005/2006 kurz vermerkt (Seite 63), wird jedoch im Geschäftsbericht 2006/2007 an passender Stelle verschwiegen (Seite 69). Bis zum 31. März 2007 hatte allein die vielzitierte , Rhineland Funding Capital Corporation' innerhalb von knapp drei Jahren ein Investmentportfolio von 12,7 Milliarden Euro aufgebaut (Seite 58). Innerhalb weiterer drei Jahre sollte das Finanzierungsvolumen (von Rhineland und Rhinebridge kombiniert) rasant auf 30 Milliarden Euro ausgedehnt werden (Seite 93).

Viele Fragen drängen sich auf. Wie die vertrauensbedingten weltweiten Schwierigkeiten bei Geldmarktgeschäften unter Banken und die massiven Liquiditätsspritzen führender Notenbanken zeigen, dürfte der eigentliche Grund für die Schieflagen von IKB und Sachsen-LB in erster Linie gerade nicht in der mangelnden Bonität etlicher Finanzaktiva liegen, sondern in der Übernahme zu hoher Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiken, das heißt insbesondere in der unzureichenden Refinanzierung intransparenter und teilweise unbeaufsichtigter Kreditvehikel aller Art. Eine weitere Frage ist, inwieweit gerade das direkte Engagement öffentlicher Finanzinstitute den ursprünglichen Fehlentwicklungen Vorschub geleistet hat (Moral-Hazard-Problem).

Schließlich gibt es eine Fülle von Fragen zur professionellen Effizienz privater und öffentlicher Aufsichtsgremien sowie von Ratingagenturen. Sie konnten eine faktische Aushebelung institu-tioneller Errungenschaften nicht verhindern beziehungsweise im Frühstadium aufdecken. Wie sinnvoll und ausreichend kann beispielsweise eine Rechnungslegung nach ISFR und die Berichterstattung an Aufsichtsgremien (etwa gemäß Basel II) sein, die offensichtlich eine Teilkonsolidierung von Bilanzen auf der Basis einer Entscheidung des Bankvorstands zulässt? Wie steht es im Hinblick auf Conduits und anderen Finanzierungsvehikeln mit der Effizienz von bankaufsichtlichen Großkredit- und Millionenkreditmeldungen? Wie professionell und unabhängig sind die Aufsichtsratsmitglieder von Finanzinstituten? Wer bestimmt und wie einheitlich sind im internationalen Quervergleich die Spielregeln für Extrem-Stressszenarien, die die Interdependenz von Solvenz- und Liquiditätsrisiken von Finanzinstituten sichtbar machen?"

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