Gespräch des Tages

Investmentfonds - Wenig Worte um gutes Geschäft

Es war eine deutliche Diskrepanz zu spüren zwischen der Jahresberichterstattung der deutschen Fondsbranche über ein recht erfreulich gelaufenes Geschäft und den Erläuterungen zu der nicht enden wollenden Regulierungsflut. Selbst wenn der Hauptgeschäftsführer des BVI, Thomas Richter, auf letzterem Feld eine Reihe von Arbeitsnachweisen bringen konnte, was letztlich doch nicht so schlimm gelaufen ist, wie zwischenzeitlich befürchtet, war die Gesamtpräsentation sehr von den diversen Vorgaben der Regulierer dominiert. Dabei durfte BVI-Präsident Thomas Neiße gute Zahlen verkünden. Anhand der längerfristigen Bestandsentwicklung bis zum Jahresende 2012 konnte er einmal mehr aufzeigen, dass der Wachstumstrend der Branche beim Fondsvermögen allen Widrigkeiten der Finanzkrise zum Trotz angehalten hat. Mit 2,037 Billionen Euro an verwaltetem Vermögen wurde nicht nur der Vorjahreswert von 1,783 Billionen Euro um gut 14 Prozent übertroffen, sondern die Branche liegt damit auch ein knappes Fünftel über den Werten von 2007. Im Vergleich zu den 1,151 Billionen Euro des Jahres 2004 ist gar eine Steigerung um knapp 77 Prozent zu verzeichnen.

Kaum geändert hat sich die Struktur der Erfolge. Während das Volumen der Publikumsfonds mit rund 730 Milliarden Euro gerade wieder an die 731 Milliarden Euro aus 2007 he ranreicht, spielen sich die Wachstumsschübe nach wie vor im institutionellen Geschäft ab. In der Vermögensverwaltung außerhalb von Investmentfonds (plus 18 Prozent auf 325,4 Milliarden Euro) als auch beim Spezialfondsvolumen (plus 41,9 Prozent auf 981,6 Milliarden Euro) hat die Branche in den vergangenen fünf Jahren kräftig zugelegt. Der Blick auf das Mittelaufkommen und dessen Ursprünge zeigt für 2012 den Erfolg nicht nur der Spezialfonds (plus 65,4 Prozent oder 29,8 Milliarden Euro auf 75,3 Milliarden Euro), sondern auch der Publikumsfonds. Diese erreichten einen absoluten Zuwachs von 39,9 Milliarden Euro (plus 24,6 nach minus 15,3 Milliarden Euro). Zu verdanken ist dies maßgeblich den Rentenfonds, die den BVI-Gesellschaften einen Zufluss von 31,9 Milliarden Euro bescherten. Besonders guter Nachfrage erfreuten sich US-Dollar-Rentenfonds, Corporate-Bond-Fonds und Emerging-Markets-Rentenfonds. Trotz des derzeitigen Niedrigzinsniveaus mit einem Nominalzins von rund 1,6 Prozent für eine zehnjährige Bundesanleihe und einer Inflationsrate von gut zwei Prozent, das vielen Assetklassen einen negativen Realzins beschert, haben 2012 auch die Offenen Immobilienfonds (plus 2,9 Milliarden Euro) zulegen können, während Aktienfonds trotz gewisser Besserungstendenzen zum Jahresende hin mit minus 4,6 Milliarden Euro wieder einmal spürbare Abflüsse zu verkraften hatten.

Als wichtigen Erfolg auf dem Regulierungsparkett will es der BVI gewertet wissen, gleich zwei Gefährdungen für Spezialfonds verhindert zu haben. Aufgrund der Überlegungen einer Bund-/Länderarbeitsgruppe drohte dort der Rechtsformwechsel, und im Rahmen der AIFM-Umsetzung wollte das Bundesfinanzministerium die Produktregulierung abschaffen. Vermieden werden konnte zudem die von der EU-Kommission im Rahmen der MiFID-Regelungen ins Auge gefasste Abschaffung der Provisionsberatung von Fonds. An dieser Stelle ließ sich die Politik mit dem Argument einer Ungleichbehandlung gegenüber anderen Produkten wie Lebensversicherungen, Bausparverträgen und hauseigenen Zertifikaten umstimmen. Eine schonende Lösung konnte darüber hinaus in Verhandlungen mit den zuständigen US-Behörden für die Umsetzung der Fatca-Regelungen erreicht werden. Deutsche Fonds werden demnach behandelt, als würden sie die Vorgaben erfüllen. Als Impuls für den deutschen Finanzplatz sieht die Fondsbranche nicht zuletzt die Zulassung des Pension-Pooling in Deutschland und die Stärkung der Depotbanken-Haftung im AIFM-Umsetzungsgesetz.

Im laufenden Regulierungszyklus liegt das Augenmerk in der Begleitung der Umsetzung des Kapitalanlagegesetzes, das Ende Juli das Investmentgesetz ablösen soll. Als Ziel ihrer diesbezüglichen Lobbyarbeit hat die Branche insbesondere Nachbesserungen bei den geplanten Regelungen zu Offenen Immobilienfonds ausgerufen. Und auf globaler Ebene gilt die größte Aufmerksamkeit nach wie vor einer sachgerechten Dis kussion des Themas Schattenbanken sowie einer europaweit einheitlichen Regulierung des Hochfrequenzhandels.

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