Gespräch des Tages

Investmentgesellschaften - Technik vor Seelenverwandtschaft

Als die Investmentgesellschaften der beiden Verbünde vor gut vier Jahren bekanntgaben, eine Bündelung ihrer Technik im Investmentdepotgeschäft in einer gemeinsamen Servicegesellschaft zu prüfen (Kreditwesen 3-2004), wurde das in der Branche keineswegs als Signal für das Zusammenrücken zweier seelenverwandter Konzepte der dezentralen Marktbearbeitung oder gar als Vorbote für die Vereinigung beider Säulen gewertet. Sondern im Zuge der vorherrschenden Kostendisziplin im deutschen Bankgewerbe ging es seinerzeit eindeutig um die Realisierung von Synergien. Nach knapp fünfmonatiger Prüfung haben die Deka-Bank und die Union Investment das Projekt im Juni 2004 fast beiläufig und ohne gegenseitige Schuldzuweisungen aufgegeben. Aufgrund der "Kosten- und Systemführerschaft" beider Häuser, so die offizielle Begründung, könnten die erwarteten Skaleneffekte nicht erreicht werden. Bei Lichte betrachtet war das einmal mehr das verklausulierte Eingeständnis, dass sich zwei optimistisch angetretene Partner nicht hatten einigen können, wer sein System abschaltet.

Insofern hat die jetzt unterzeichnete Absichtserklärung zwischen Allianz Global Investors und Deka-Bank, möglichst zum 1. Oktober dieses Jahres ein Joint Venture für Fondsbuchhaltung und Fondsadministration auf den Weg bringen zu wollen, deutlich bessere Grundvoraussetzungen. Denn die Deka will erklärtermaßen auf ein IT-System migrieren, das die AGI schon seit einigen Jahren nutzt. Die AGI hat ein Interesse daran, durch deutlich höhere Volumina willkommene Skaleneffekte für die eigene Produktion zu realisieren. Und die Deka-Bank darf sich nach der Phase ihrer Systementscheidung sicher sein, auf eine Lösung zu setzen, die in der Praxis schon mit großem Produktspektrum und hohen Volumina erprobt ist. Lassen sich die Modifikationen für die tägliche Buchhaltung problemlos umsetzen? Und wie steht es mit den ständig erforderlichen Anpassungen an veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen, etwa an Anforderungen der Abgeltungssteuer? Das sind ganz typische Fragen, die sich der Deka-Bank in der Suchphase gestellt haben. Die Szenarien sind dabei angesichts der überschaubaren Zahl an geeigneten Systemplattformen schnell abgesteckt.

Mit dem früheren Anbieter der Deka-Bank Sungard, der besonders auf Master-KAGs spezialisierten Profidata-Gruppe und ihrer Lösung Xentis, dem Luxemburger Anbieter Igefimit seiner Variante Multifonds sowie mit der dänischen Simcorp, auf die sich nun auch der Asset Manager der Sparkassenorganisation festgelegt hat, wird der Markt von wenigen Adressen geprägt, über deren Qualitäten und besondere Anforderungen für spezielle Anwendungen und Ausrichtungen in der vergleichsweise überschaubaren Branchen-Community am Finanzplatz Frankfurt ein reger Austausch möglich ist. Ist die Entscheidung über die künftige IT-Plattform erst einmal gefallen, ergeben sich quasi natürliche Konstellationen für die vielbeschworene Konsolidierung des Backoffice auch gruppenüberschreitend. Das gravierende Hindernis sind heute unterschiedliche Plattformen oder nicht eindeutig geklärte Systemfragen. Dass in solchen Fällen selbst gut gemeinte Versuche im eigenen Lager zu scheitern drohen, zeigt gerade wieder das Anschauungsbeispiel der öffentlich-rechtlichen Versicherer Provinzial Nordwest sowie SV Sparkassen-Versicherung.

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