Gespräch des Tages

Landesbank Berlin - Wilde Entschlossenheit

Die Meldung war knapp, aber wichtig. Interessewahrend für die Sparkassen-Finanzgruppe und den Deutschen Sparkassen- und Giroverband ö.K. (DSGV ö.K.), so wurde Anfang Oktober vermeldet, hat die Dekabank zehn Prozent der Aktien der Landesbank Berlin Holding AG von der Nord-LB erworben. Durch die Einschaltung der Bank und die dabei gewählte Struktur habe die Übernahme der Aktien kurzfristig dargestellt werden können. Nun mag man über die Art und die Ausprägung der Motive grübeln: So darf man sicher der unterschwelligen Befürchtung, ein Erwerb durch die DSGV öK könnte die Beihilfeprüfer aus Brüssel wieder auf den Plan rufen, einen höheren Stellenwert einräumen als der selbstlosen Einschätzung, der Nord-LB täte ein außerordentlicher Ertrag ganz gut. Aber welche Motive in welcher Intensität eine Rolle gespielt haben mögen: Die Transaktion zeigt die wilde Entschlossenheit der Sparkassenorganisation, die Landesbank Berlin nicht kampflos aus den Händen zu geben. Anders als beim Einstieg privater Investoren bei der HSH Nordbank, den man im Sparkassenlager ziemlich tatenlos hat ablaufen lassen, zeigt die Organisation mit der Übernahme der Nord-LB-Anteile in Berlin klar Flagge und positioniert sich schon im Vorfeld des eigentlichen Bieterprozesses als Ganzes.

Ein wenig vorausgedacht oder auch spekuliert erklärt dies vielleicht ein Stückweit die gerade jetzt wieder aufgekommene Diskussion um die Neuordnung der Landesbanken in eine Nord- beziehungsweise Südvariante. Zwar wird dieses Thema der vielen Beteiligten und damit (sparkassen-)politisch unwägbaren Einflüsse wegen von nahezu allen Seiten heruntergespielt, aber als Versuchsballon zur Verdeutlichung der Tragweite des anstehenden Verkaufsprozesses in Berlin kommt es einigen aufgeschlossenen Zeitgenossen vielleicht gar nicht so ungelegen. Denn in der jetzigen Formation hat die Nordvariante der Landesbanken längst nicht die klare Formation wie die angedachte Südlösung. Sollte Berlin in der Sparkassenorganisation verbleiben, würde das zumindest gedanklich die möglichen Konturen einer nördlichen Landesbankkoalition doch erheblich festigen. Dass die Landesbank Berlin schon heute eine börsennotierte Gesellschaft ist, erweitert dabei im Übrigen die Handlungsspielräume in Richtung Shareholder Value.

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