Gespräch des Tages

Landesbanken I - Stuttgarter Überzeugungsversuche

Dass Töne leiser werden, muss nicht weniger Entschlossenheit bedeuten. Obgleich die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) im zurückliegenden Geschäftsjahr 2008 schwer gebeutelt wurde und nach Steuern einen IFRS-Konzernfehlbetrag von 2,055 Milliarden Euro ausweist, sieht ihr Vorstandsvorsitzender, Siegfried Jaschinski, keinen Grund, den forschen Gang zu verlangsamen. Lediglich die Richtung haben die Stuttgarter geändert. Strebten sie unlängst noch die Rolle des Vorreiters bei der Landesbankenkonsolidierung an - die Landesbanken in Rheinland-Pfalz und Sachsen steuert Stuttgart schon - und schlugen gar eine Süd-LB zusammen mit der Bayern-LB vor, heißt die Marschrichtung nun organisches Wachstum. Das schließt auch ein Zusammengehen mit der zum Verkauf stehenden WestLB aus, wie der LBBW-Chef betont.

An seinen Expansionsabsichten ändert das freilich nichts. Angesichts der "Renationalisierung" des Kreditangebots brauche vor allem die mittelständische Wirtschaft starke und große Banken in Deutschland, so erklärt er. Tatsächlich verringere sich jedoch die Zahl der Finanzierungsanbieter für die Unternehmen durch Bankenfusionen und dem Rückzug von nationalen und internationalen Kreditinstituten. Hier will Jaschinski, wie so viele andere deutsche Institute auch, in die Bresche springen und Boden gut machen. Dabei soll vor allem in den Domänen der angeschlagenen Landesbanknachbarn gewildert werden. So will die LBBW über die bestehenden Filialen in Memmingen, Kempten und Augsburg hinaus auch noch in vier bayerische Großstädte vorstoßen. Von Mainz aus soll die Tochtergesellschaft Rheinland-Pfalz Bank noch stärker als bisher im Firmenkundengeschäft in Nordrhein-Westfalen und Hessen aktiv werden. Gleichzeitig zielt die in Leipzig ansässige Sachsen Bank nicht nur auf die angrenzenden Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt, sondern zusammen mit der zugekauften Bawag Bank CZ in Prag auch auf den Markt im Dreiländereck Deutschland, Tschechien und Polen.

Als ob das noch nicht reiche, baut die LBBW auch das Auslandsgeschäft aus, wo andere Landesbanken - siehe WestLB - notgedrungen einstampfen müssen. Nach der Eröffnung eines German Centers im indischen Delhi, einer Niederlassung in Seoul und eines Büros in Dubai, plant die Bank im Herbst ein German Center in Moskau. Begründet wird die Auslandsexpansion mit einem gewissen Nachholbedarf, denn erst 1 042 Mitarbeiter seien außerhalb Deutschlands für den Konzern tätig, während beispielsweise die Bayern-LB 14 000 Angestellte international beschäftigte.

Doch so ganz aus einer Position der Stärke heraus, wie Jaschinski glauben machen will, expandiert die LBBW beileibe nicht. Vielmehr muten die Vorstöße wie eine Flucht nach vorn an. Denn tatsächlich erwarten die bankinternen Marktbeobachter, dass vor allem die exportorientierte Wirtschaft Baden-Württembergs von der globalen Rezession und dem Einbruch des Welthandels besonders stark betroffen sein wird. Wenn also von Stuttgart, Mainz und Leipzig aus über die bisherigen regionalen Grenzen hinausgegangen wird, dürfte damit in erster Linie wegbrechendes Geschäft im angestammten Markt kompensiert werden. Noch stellt das Firmenkundengeschäft eine stabile Säule dar. Die operativen Erträge im Segment Corporates stiegen 2008 um 18,0 Prozent auf 1,549 Milliarden Euro. Doch wird das bei anhaltender Rezession so bleiben? Immerhin wurden in diesem Geschäftsfeld für das Berichtsjahr 472 Millionen Euro in die Kreditrisikovorsorge eingestellt - 364 Millionen Euro mehr als 2007.

Da die Verluste der LBBW fast ausschließlich aus dem Kreditersatzgeschäft resultieren, kündigte die Bank dessen Halbierung innerhalb von drei Jahren an. Zum Jahresende 2008 bestand noch ein Volumen von 93 Milliarden Euro. Vor allem die aufgenommenen Landesbanken aus Rheinland-Pfalz und Sachsen seien in diesem Geschäft aktiv gewesen. Das Portfolio umfasst Verbriefungen mit 27 Milliarden Euro, von denen 1,4 Milliarden Euro ergebniswirksam abgeschrieben sind, klassische Anleihen in Höhe von 42 Milliarden Euro und Kreditausfallversicherungen (CDS) von 24 Milliarden Euro. Um künftige Verluste des Kreditersatzgeschäftes weitgehend aus der Ergebnisrechnung herauszuhalten, plant die Bank zusätzliche Immunisierungen.

Dass sich der LBBW-Vorstand nicht lange mit dem Lecken von Wunden aufhält, sondern forsch die Expansionskarte spielt, darf durchaus auch als ein eindeutiges Signal an die Sparkassen in Rheinland-Pfalz, welche die Beteiligung an der anstehenden Kapitalerhöhung (siehe auch Kreditwesen 5-2009) bislang ablehnen. Bleibt es dabei, müsste die Landesbank neu bewertet werden, was nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden keinem Träger im aktuellen Umfeld recht sein kann. Jaschinski kann heftig locken und sanft drohen - Überzeugungsarbeit muss er noch einige leisten.

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