Gespräch des Tages

Landesbanken - Schwäbische Normalität

Pressekonferenzen von Landesbanken sind dieser Tage in der Regel ein großes Spektakel. Mindestens doppelt so viele Journalisten wie gewöhnlich, dutzendfach so viele Fernsehkameras und Hörfunkteams waren vor Ort, in München wie in Düsseldorf. Von all diesen Turbulenzen war jüngst in Stuttgart wenig zu spüren. Das liegt zum einen und vor allem natürlich daran, dass die LBBW bislang noch relativ glimpflich durch die allgemeine Finanzkrise geschlittert ist. Das Konzernergebnis vor Steuern im Berichtsjahr 2007 hat sich Subprime-bedingt auf 347 Millionen Euro nahezu geviertelt, der Konzernjahresüberschuss hat um zwei Drittel auf noch 311 Millionen Euro nachgegeben. Damit kann man in Stuttgart nicht zufrieden sein, ist es auch nicht. Aber immerhin kein Verlust, mag mancher durchatmen. Allerdings gilt das nur für das Vorjahr. Das erste Quartal war auch in Stuttgart, wie fast überall auf dieser Welt, noch ein gutes Stück grausamer, sodass auch die starke und große LBBW per 31. März in die roten Zahlen rutschte. Ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag wurde avisiert. Allein in der Neubewertungsrücklage schlagen Bewertungsverluste bei strukturierten Produkten mit rund 650 Millionen Euro zu Buche. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2007 waren es 631 Millionen Euro. Hierbei muss natürlich angemerkt werden, dass es sich dabei keineswegs um realisierte Verluste handelt. Diese belaufen sich bislang auf gerade einmal 50 Millionen Euro. Schöne IFRS-Welt!

Das liegt zum anderen daran, dass man in Stuttgart mit Siegfried Jaschinski einen Vorstandsvorsitzenden hat, der für 2007 und auch 2008 mit großem Selbstbewusstsein und ausgeprägter Sachlichkeit durchaus Erfreuliches zu vermelden versteht. Der Zinsüberschuss wächst dank des Kreditgeschäftes, der Provisionsüberschuss steigt, auch wegen der Erfolge im Private Banking. Und der neue VöB-Präsident kann und will bei der anstehenden Neuordnung der Landesbankenlandschaft eine aktive und bestimmende Rolle spielen. Mit den Übernahmen der Sachsen-LB und der Landesbank Rheinland-Pfalz hat er dies bereits gezeigt. "Damit schultert die LBBW die Restrukturierung von zwei Landesbanken, deren Whole-sale-Geschäftsmodell sich nach Ende der Gewährträgerhaftung in der Finanzmarktkrise als nicht mehr tragfähig erwiesen hat", spricht Jaschinski deutlich aus, was man vor allem in Mainz so sicherlich nicht gerne hören wird. Denn durch die gerade vollzogene vollständige Integration in den Mutterkonzern verschwindet die Mainzer Landesbank weitgehend von der Bildfläche. Künftig soll die "Rheinland-Pfalz Bank" das Kompetenzzentrum für gewerbliche Immobilienfinanzierungen im LBBW-Konzern werden und mit dem Profil als Kundenbank mittelständische Unternehmen in Rheinland-Pfalz und Hessen umwerben. Der bislang in Mannheim ansässige LBBW-Vorstand Peter A. Kaemmerer wird per Doppelsitz auch in Mainz regieren. Damit endete das vielgepriesene Mutter-Tochter-Modell abrupt und deutlich schneller als geplant. Auf vier bis fünf Jahre angelegt, nutzte die LBBW die Finanzkrise zum Handeln, auch weil die LRP alles andere als überzeugende Zahlen für 2007 präsentieren musste. Der Verlust summiert sich auf 91 Millionen Euro. Für jeden Landespolitiker ist diese Vereinnahmung natürlich alles andere als ein gutes Zeichen, heißt es doch: Halte so lange wie es geht an Deiner Landesbank fest, sonst bist Du sie los! Zu weiteren Fusionen hat Jaschinski ebenfalls klare Vorstellungen. Man brauche sicher nur eine Sparkassen- Zentralbank, sagte der Vorstandsvorsitzende. Was aber nicht heißt, dass alle Landesbanken in dieser aufgehen müssten. Es werde verschiedene Lösungen geben. Das riecht sehr stark nach klarer Arbeitsteilung und speziellen Dienstleistern für die Sparkassen und deren Kunden, beispielsweise für Auslandsaktivitäten in Düsseldorf oder das Osteuropa- und Direktbank- Geschäft in München. Auch das klingt höchst vernünftig und angenehm normal.

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