Gespräch des Tages

Landesbanken - Zielführend unter neuen Umständen?

Genau so hatte sich Heinrich Haasis in den Anfängen des Bieterwettbewerbs um die Landesbank Berlin die Abfolge gewünscht erst der erfolgreiche Antritt der S-Finanzgruppe beim Verkauf der LBB und dann in einem logischen Folgeschritt die weitere Konsolidierung der Landesbankenszene. Die Umstände freilich sind ganz anders als erwünscht. Krisen waren im Szenario des DSGV-Präsidenten sicher nicht vorgesehen. Durch die gewagten Düsseldorfer Übungen im Eigenhandel und zuletzt die Ankopplung von Leipzig an Stuttgart laufen die erwartet kniffligen Gespräche mit den vielfältigen Interessenlagen der Landespolitik nun in anderen Etappen und Konstellationen ab.

Ob es sich unter dem Blickwinkel des großen Ganzen aber als hilfreich erweist, dass mit der blitzartigen Rettung der Sachsen-LB durch die LBBW nun neue Konsolidierungsfakten geschaffen wurden? Vielleicht wäre doch eine andere Abfolge der Sache dienlicher gewesen. Schließlich hatte die LBBW vor gut zwei Jahren ihr fehlendes Interesse an einem Engagement in Sachsen mit Befürchtungen um ihr gutes Rating begründet. Wird die Stuttgarter Landesbank durch die gute Tat in Leipzig jetzt also in ihren noch größeren Avancen in Richtung Düsseldorf gebremst? Diese Fragen und Bedenken werden ganz gewiss dann wieder in den Vordergrund rücken, wenn die Ratingagenturen ihre Bewertungen anhand der neuen Sachlage überprüft und gegebenenfalls angepasst haben und die nordrhein-westfälische Landespolitik ihre Interessenlage präzisiert beziehungsweise deren Machbarkeit mit den Vorstellungen möglicher Investoren abgeglichen hat.

Auch wenn es im jetzigen Stadium noch zu früh ist, die notwendigen Anpassungsschritte und die Zukunftsausrichtung für die Sachsen-Finanzgruppe als Ganzes umfassend absehen zu wollen, gewinnt in der Landesbankenkonsolidierung einstweilen das auf Sparkassenseite wenig geliebte Modell der vertikalen Integration an Auftrieb. Das hat auch die Düsseldorfer Landespolitik registriert und fühlt via Düsseldorfer Stadtsparkasse noch einmal ernsthaft vor, ob sich im eigenen Bundesland in diese Richtung denn wirklich überhaupt nichts machen lässt. Auf Sparkassenseite, so haben es in den letzten Augusttagen die Beschlüsse der Verbandsversammlungen des rheinischen und dann einstimmig auch des west-fälisch-lippischen Sparkassen- und Giroverbandes noch einmal übereinstimmend unterstrichen, gibt es mit der bekannten Ausnahme Düsseldorf nach wie vor keine Ausreißer aus der S-Widerstandslinie gegen eine vertikale Integration. Die diesbezügliche Erkundungsarbeit der Landespolitik ist gleichwohl verständlich, denn allein mit der Zentralbankfunktion für die Sparkassen in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Brandenburg* und ohne die vertikale Verbindung mit ihren Sparkassen ist es für die WestLB unter oder neben einer Landesbank Baden-Württemberg oder einem anderen Finanzdienstleister (Investor) gleichermaßen schwierig, das Gewicht von NRW in der gewünschten Weise hochzuhalten.

Unschwere Prognose also: Vor der konkreten Einbindung der WestLB in den weiteren Konsolidierungsprozess werden noch so manche Konstellationen durchgespielt. Sicher melden die EU-Kommission sowie die privaten Banken noch einigen Klärungsbedarf an. Vielleicht werden aus diesem Lager ja sogar noch echte Interessenten präsentiert. Und so ruhig und pflegeleicht wie in der turbulenten Woche der Sachsen-LB werden auch die Landesbanken und die Politik in München, Hannover und Frankfurt auf Dauer nicht bleiben. An Gesprächsstoff in Sachen Landesbankenkonsolidierung wird es Heinrich Haasis also auf absehbare Zeit nicht mangeln.

* PS: Anders als in einigen Marktübersichten dargestellt, fungiert die WestLB nach wie vor als Zentralbank für die Sparkassen im Bundesland Brandenburg.

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