Gespräch des Tages

Sparkassen I Faustpfand

Mit allzu deutlichen Fingerzeigen auf die Wettbewerber sind die Kreditinstitute in der derzeit unsicheren Marktlage verständlicherweise vorsichtig. Aber in der Sparkassenorgansisation wird sehr wohl mit gewisser Aufmerksamkeit registriert und fleißig kommuniziert, wie sich in den letzten Monaten Staatsfonds in privaten Banken engagieren und wie selbstverständlich gerade im März weltweit über Möglichkeiten staatlicher Unterstützung zur Beendung der Negativspirale bei den Bewertungsansätzen nachgedacht wurde. Auch wenn Josef Ackermann die Interpretation seiner Aussagen durch die Medien unverzüglich relativiert hat, fragt man sich in Sparkassenkreisen mit Verblüffung, wie ausgerechnet die Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank solche Diskussionen über eine konzertierte Aktion von Kreditwirtschaft, Notenbanken und Regierungen auslösen konnten. Irritiert geben sich Sparkassenvertreter auch über Spekulationen, die Notenbanken könnten zur Bekämpfung der Krisensymptome an den Finanzmärkten ernsthaft den Massenaufkauf von hypothekengesicherten Wertpapieren erwägen. In den letzten Jahren, so der unausgesprochene Tenor all dieser Beispiele, ist das öffentlich-rechtliche Bankenmodell in Deutschland bei den Medien, den Analysten und auch den internationalen Organisationen vielleicht ein wenig voreilig als überholt und wenig zukunftsträchtig verspottet worden.

Dass die deutschen Sparkassen selbst die anhaltend zugespitzte Finanzmarktkrise vergleichsweise gut überstanden haben, schreibt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband in erster Linie der starken Ausrichtung seiner Ortsbanken auf Geschäfte mit realwirtschaftlichem Bezug zu. In Schwierigkeiten sieht Präsident Heinrich Haasis hingegen jene Institute, die sich in ihren "Geschäftsmodellen von der Realwirtschaft entfernt und sich in virtuellen Märkten bewegt haben". Zu stark auf reine Finanzmarktkonstrukte gesetzt, so räumt er freimütig ein, haben dabei auch Landesbanken wie die Sachsen-LB und die WestLB. Seiner rückblickenden Analyse nach haben sich letztere in der Übergangszeit im Zuge der Veränderung der Haftungsgrundlagen in hohem Maße mit Liquidität versorgt, ohne diese so schnell in reales Geschäft investieren zu können.

Mit Blick auf den Landesbanksektor weiß sich Haasis derzeit mit seinen Regionalverbänden ziemlich einig, "dass der vorhandene Markt zu klein ist für sieben Landesbankenkonzerne". In dieser Frage gibt es eine nahezu deckungsgleiche Argumentation aller S-Verbände: Wenn man die dahinter stehenden Kapazitäten reduzieren und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit erhalten will, sind auf Landesbankenebene Fusionen notwendig. Und genau dort wo sie auch entstanden sind - sollten gefälligst auch die Probleme gelöst werden, lautet folgerichtig das gleichermaßen heftige wie einhellige Votum gegen eine Vertikalisierung. Die Sparkassenbasis fürchtet die Übertragung von Substanz aus den Sparkassen auf die Landesbankenebene. Für Heinrich Haasis fehlt es schlicht an Mehrwert, wenn ein bereits gewonnener Markt neu verteilt wird.

Fortschritte in der Landesbankenkonsolidierung könnten aus Sicht der S-Verbände erstens dann gelingen, wenn man einen Gesamtzusammenhang mit der Neuordnung der öffentlichen Versicherer herstellt. Durch solche Kompensationsmöglichkeiten könnte man für die Landespolitiker vielleicht so manche Standortfrage entschärfen. Das hat Haasis kürzlich ebenso anklingen lassen wie Peter Schneider für den Sparkassenverband Baden-Württemberg (siehe Interview in diesem Heft). Und dann ist da zweitens die strategische Ausrichtung der Landesbank Berlin Holding, für die der DSGV bislang auf Eigenständigkeit pocht. Spätestens an dieser Stelle, so macht Peter Schneider unmissverständlich deutlich, könnten die Gemeinsamkeiten zwischen DSGV und seinen Regionalverbänden sehr schnell enden, wenn die LBBH Konkurrenzangebote zu Landesbanken pflegt und aufbaut. Ob Heinrich Haasis dieses Faustpfand gegen die S-Regionen wirksam kultivieren kann?

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