Gespräch des Tages

Sparkassen I - Ungerechtes und Gerechtes

Der Verbandspräsident macht das schon richtig. Würde Heinrich Haasis beim alljährlichen "Bilanz"-Vortrag der Sparkassen allein die ordentlichen Betriebszahlen seines Verbundes vorstellen, wäre dies nur "wie gewohnt" - abgesehen von ein paar "Sondereinflüssen" wie etwa der Ein- oder Nichteinordnung der Stillen Reserven 2011. Wenn der kluge Chef-Lobbyist stattdessen aber sofort die Ungerechtigkeiten der greifbaren Welt präsentiert, wird es natürlich gleich viel munterer. Die EZB-Politik der billigen Liquidität zum Beispiel. Sie spüle den Wettbewerbern der Sparkassen fast zinslos und zudem "anstrengungslos" massenhaft Mittel ins Haus, die unverzüglich in "hochrentierlichen, aber sehr risikoreichen" Investments platziert werden. "Gewinne durch den Staat" würden damit generiert. "Staat", das stimmt zwar nicht ganz, weil die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ja offiziell unabhängig von Staatseinfluss betrieben werden sollte. Aber so einfach via EZB Geld verdienen, können eben deutsche Sparkassen leider nicht, weil sie's gottlob nicht dürfen. Das ist einerseits zugegebenermaßen ärgerlich, jetzt. Andererseits jedoch ist es gerade das restriktive Geschäftsmodell "kommunale Sparkasse", das die Primären auch 2011 so fein vor der Krise bewahrte.

Ungerecht empfindet Heinrich Haasis des Weiteren die offizielle Behandlung der Commerzbank im Vergleich zu dem, was "seinen" Landesbanken zuteil wurde. Nett sind die Querrechnungen dazu: In drei Jahren seien der Co-Bank für Stille Einlagen des Bundes fast 2,2 Milliarden Euro geschenkt worden, soviel wie der Jahresüberschuss aller Sparkassen. Fein polemisiert: "Unsere jährlichen Steuerzahlungen könnten wir zu fast einem Drittel direkt dieser Großbank überweisen", der man es ja überlassen hat, selbst ihre Konditionen, ihre GuV und ihre HGB-Bilanz zweckdienlichst zu gestalten.

Bei den notleidenden Landesbanken dagegen seien (bis auf die WestLB-Hilfe des Bundes) stets nur die Aktionäre, also die Sparkassen und die Bundesländer, voll in Anspruch genommen worden. Und während die Landesbanken für die Bilanzhilfen auf Brüsseler Geheiß vor allem auch ihre Auslandsgeschäfte kräftig zu vermindern hätten, dürften die gestützten Dexia- und ING-Ableger in Deutschland ungestört den Sparkassen weiter die Einleger abwerben. "Das kann so nicht weitergehen", sagt Heinrich Haasis.

Auf den Modus der Abwicklung bei der WestLB ist Haasis durchaus auch stolz: Es sei zu keiner Verwerfung an den Finanzmärkten gekommen. Man habe eine faire Lastenverteilung in schwieriger Eigentümerschaft erreicht - dabei eine angemessene Verständigung mit Brüssel und Berlin. Und das "systemrelevante Verbundgeschäft", das sei gesichert. Sic. Freilich darf man immer wieder festhalten, dass die Landesbankkonzerne nicht wie gewinnsüchtige Kapitalmarktinstitute ins Unglück gerannt sind, sondern in engster Begleitung durch S-Aufseher. Der Helaba ist bei den letzten Übernahmeschritten "für den Verbund" deshalb besondere Trittfestigkeit sehr zu empfehlen.

Am 22. Mai 2012 wird Heinrich Haasis sein Amt an Georg Fahrenschon übergeben. Schon jetzt aber: Er hat den Sparkassen Gutes getan, auch wenn vieles anders werden musste, als einst gedacht. Etwa bei der Landesbank Berlin. Sie gäbe es ohne den Kampf des Präsidenten zumindest mit dem roten "S" nicht mehr. Teuer, aber gut für Deutschland.

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