Leitartikel

Heinrich Haasis zum 65.

Die Verbindungen zwischen Politik und Sparkassen sind eng. So eng, dass sie immer aufs Neue in Brüssel für Stirnrunzeln gesorgt haben und auch weiterhin sorgen werden. Die Träger der öffentlichrechtlichen Banken sind Kommunen, Landkreise oder Städte, den Verwaltungsrat bestücken Landräte, Bürgermeister und Landtags- oder Stadtabgeordnete. Das deutsche Sparkassenwesen ist ganz eindeutig Teil der deutschen Kommunalpolitik. Und das ist gut so, wenn es gut gemacht ist. Soll heißen, wenn die allzu enge Einbindung in alles Kommunale dem natürlichen Dienstleistungsbewusstsein der Primären den gesunden Kontrollblick nicht abhanden kommen lässt.

Diese engen Verbindungen zwischen der Politik und den Sparkassen zeigen sich auch immer wieder dann, wenn hochrangige Positionen im S-Lager zu vergeben sind. Betrachtet man die Amtsträger der großen Regional- und Bundesverbände, so zeigen sich ganz eindeutig Begehrlichkeiten. Der Sparkas-sen-Präsident in Bayern, der ehemalige wie der amtierende - ein Landrat. Politiker regieren das rote S auch in Baden-Württemberg, im Rheinland, in Hessen und vor allem seit Jahren schon in Berlin, von Horst Köhler über Dietrich Hoppenstedt bis zu Heinrich Haasis. Das mag natürlich damit zusammenhängen, dass die Funktionärsposten in der Wirtschaft ein gutes Stück besser bezahlt werden, als die politischen Mandate. Es liegt aber vor allem an der so typischen Ausgestaltung des deutschen Sparkassenwesens: Ein guter S-Präsident, sei es auf Landes- oder Bundesebene, muss vor allem Politik können und Sparkasse möglichst schnell lernen.

Gelernter Diplom-Verwaltungswirt, Bürgermeister, Landrat des Zollernalbkreises, Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg, Mitglied im Innenausschuss und im Landtagspräsidium, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktionen, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg - all das sind zweifelsfrei richtige Voraussetzungen für den höchsten Posten, den die deutsche Sparkassen-Familie zu vergeben hat. Sparkasse hat Heinrich Haasis schnell gelernt, auch wenn der DSGV-Präsident heute noch mitunter an der glorreichen Vielfältigkeit verzweifeln mag, wie seine Vorgänger auch. Doch auch damit zu leben hat der selbst- und machtbewusste Schwabe gelernt. Er hat gelernt zu überzeugen, statt anzuordnen. Er hat gelernt, dass Entscheidungen nicht diktierbar sind, auch wenn sie seiner Meinung nach unabdingbar notwendig sind. Er hat gelernt, dass man Landesbanken nicht einfach fusionieren kann - auch wenn dadurch der gesamten Gruppe viel Leid erspart geblieben wäre. Gestählte und gestärkte Politiker wie Heinrich Haasis sind Idealbesetzungen für die Spitzenpositionen im S-Lager. Jeder "echte" Sparkässler wäre schon an der ständigen Auseinandersetzung mit Brüssel zugrunde gegangen. Es gibt nicht allzu viele, die all das können. Die Redaktion gratuliert ihrem langjährigen Autor, Referenten und Ratgeber ganz herzlich zu seinem Geburtstag.

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